Sponsoren statt Skandale Die Fifa landet einen Millionen-Deal

Zürich · Nur drei Wochen nach der Wahl des neuen Präsidenten Gianni Infantino und der Verabschiedung des Reformpakets hat der Fußball-Weltverband Fifa einen Großsponsor an Land gezogen.

Gianni Infantino im Porträt
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Das ist Gianni Infantino

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Foto: dpa, hm

Sponsoren statt Skandale - die "neue" Fifa ist schon wieder ganz die alte und scheffelt frische Millionen: Nur drei Wochen nach der Wahl des neuen Präsidenten Gianni Infantino und der Verabschiedung des Reformpakets hat der Fußball-Weltverband einen der größten Sponsorendeals seiner Geschichte unter Dach und Fach gebracht - und das soll erst der Anfang sein.

Der chinesesische Großkonzern "Wanda Group", die dem reichsten Chinesen (Wang Jianlin) gehört, zahlt für den Vertrag bis 2030 angeblich mehrere hundert Millionen Euro. Das viele Geld benötigt die Fifa dringend, hatte der Verband doch jüngst infolge des Korruptionsskandals erstmals seit über einem Jahrzehnt wieder Verluste einräumen müssen.

"Es ist für uns strategisch sehr wichtig, in Zukunft zum ersten Mal ein chinesisches Unternehmen an Bord zu haben. Es ist ein wichtiger Vertrag. Er ist sehr, sehr groß und umfangreich", sagte Infantino, nachdem er zum ersten und zum letzten Mal die Sitzung des Exekutivkomitees in Zürich geleitet hatte.

"Wir stehen vor finanzielle Herausforderungen. Wir müssen offen, kreativ und modern sein. Und wir werden 150 bis 200 Millionen einsparen, um dieses Geld in den Fußball zu investieren", sagte der neue Fifa-Boss: "Das neue Image der Fifa, für das wir sorgen werden, wird neue Sponsoren anziehen. Es werden weitere positive Nachrichten kommen."

Als eine seiner letzten Amtshandlungen entschied das Exko unter dem Vorsitz des 45 Jahre alten Schweizers außerdem, dass es bei den Fußball-Turnieren der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro (3. bis 20. August) erstmals die Möglichkeit einer vierten Auswechslung in der Verlängerung geben wird. Zudem legte sich das Exko nach SID-Informationen darauf fest, dass über die Vergabe der WM 2026 in vier Jahren entschieden wird.

Derweil ist weiter offen, wer neuer Generalsekretär werden soll. Infantino kündigte an, erst nach dem nächsten Kongress Mitte Mai in Mexiko-Stadt diese Personal-Entscheidung treffen zu wollen. Nach dem Rauswurf des gesperrten Franzosen Jerome Valcke ist derzeit der Deutsche Markus Kattner als Geschäftsführender Generalsekretär im Amt.

Das deutsche Exko-Mitglied Wolfgang Niersbach sieht die Fifa nach der Wahl Infantinos zum Nachfolger des gesperrten Joseph S. Blatter auf dem Weg aus der Krise. "Das Reformpaket ist auf optimalem Weg", sagte der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): "Gianni Infantino ist der richtige Mann am richtigen Platz. Er macht einen total positiven Eindruck."

Nach dieser Einschätzung war das Exko Geschichte. Das bislang fast allmächtige Gremium wird im Zuge der Reformen zum Fifa-Rat umgewandelt. Bei der nächsten Sitzung am 9. und 10. Mai in Mexiko hat das Gremium "nur" noch den Stellenwert eines Aufsichtsrats, der aber immer noch die strategische Ausrichtung vorgibt.

Dabei geht es natürlich auch ums Geld. Die Fifa gestand bereits am Donnerstag ein, dass der Weltverband seine Skandale teuer bezahlen muss. Die Fifa hat 2015 insgesamt 110 Millionen Euro Verlust gemacht - das ist das erste negative Ergebnis seit 2002. Die Fifa-Rücklagen "schrumpften" auf 1,21 Milliarden Euro. Für den kompletten Finanz-Zyklus von 2015 bis 2018 rechnet der Weltverband dennoch mit einem Gewinn von 90 Millionen Euro.

Als Zeichen für die neue Transparenz wurden auch die Gehälter der früheren Bosse veröffentlicht. Blatter hat im vergangenen Jahr 3,3 Millionen Euro verdient, Valcke kassierte 1,9 Millionen Euro. Die Exko-Mitglieder haben jeweils 270.000 Euro erhalten. Was Infantino verdienen wird, blieb offen.

Zuletzt war der Fußball für den Weltverband noch eine Goldgrube gewesen. Von 2011 bis 2014 hat die Fifa einen Gewinn von umgerechnet 313,4 Millionen Euro erzielt. Für die vorherige Haushaltsperiode von 2007 bis 2010 waren es sogar 585 Millionen Euro.

Ob es am Ende der aktuellen Periode zum positiven Ergebnis in Höhe von 90 Millionen Euro kommen wird, entscheidet sich auch in den USA. Dort sollen die kriminellen Ex-Funktionäre zur Kasse gebeten werden. Der Weltverband erhofft sich Schadenersatz in Höhe von mehreren zehn Millionen Euro. In den USA sind 41 einstige Strippenzieher angeklagt.

(ems/sid)
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