Ronaldo und Co. vertrauen diesem Portugiesen Jorge Mendes: "Superagent" und König des Fußballs

Düsseldorf · Das Märchen begann in einem Nachtclub. Eher zufällig. Eine Fügung sozusagen. Unspektakulär vielleicht, ein wenig zwielichtig, aber irgendwie auch passend. Letztendlich war es der Startschuss zu einer der wohl beeindruckendsten Spielerberater-Karrieren. Denn Jorge Mendes kontrolliert inzwischen den Transfermarkt wie kein Zweiter.

 Jorge Mendes ist der bekannteste Spielerberater der Fußball-Welt.

Jorge Mendes ist der bekannteste Spielerberater der Fußball-Welt.

Foto: dpa

Alleine in diesem, dem völlig überhitzten Transfersommer, war er an Deals mit einem Volumen von rund 400 Millionen Euro beteiligt. Seine Königstransfers 2015: Anthony Martial (für 80 Millionen Euro zu Manchester United), Angel Di Maria (63/Paris St. Germain) und Nicolas Otamendi (42/Manchester City). Geht man von der branchenüblichen Provision in Höhe von zehn Prozent aus, wird deutlich, wie erfolgreich der Portugiese ist. Schaut man ein wenig genauer hin, erkennt man auch, wie einflussreich der 49-Jährige ist.

Im Portfolio seiner Beraterfirma "Gestifute" tummeln sich Spieler wie Di Maria, James Rodriguez, Falca, Thiago Silva, Diego Costa, Pepe — und Cristiano Ronaldo. Um nur einige zu nennen. An einigen von ihnen besitzt er zudem Prozentanteile an den Rechten. Wie groß sein Einfluss, seine Reichweite heute ist, unterstrich das Champions-League-Qualiduell im August zwischen dem AS Monaco und dem FC Valencia, wo jeweils acht seiner Klienten im Kader stehen. Im Laufe seiner Karriere hat er Transfers mit einem Volumen von über einer Milliarde (!) Euro abgewickelt.

Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen

Mendes wurde in einfachen Verhältnissen groß. Seine eigene Karriere als Kicker scheiterte am fehlenden Talent, stattdessen versuchte er sich mit überschaubarem Erfolg als Geschäftsmann und Besitzer einer Videothek und einem Nachtclub. Dort traf er 1996 auf Nuno Espirito Santo. Mit dem Keeper von Vitoria Guimaraes kam er ins Gespräch. Nuno wollte zum FC Porto. Aufgrund der Rivalität ein Ding der Unmöglichkeit.

Mendes übernahm Nunos Interessen und brachte ihn zunächst bei Deportivo La Coruna unter, sechs Jahre später schließlich in Porto. Ein Deal mit Folgen. Nuno ist inzwischen Trainer in Valencia. Es ist ein Paradebeispiel für Verflechtungen zwischen Mendes, seinen Klienten und zahlreichen Klubs. Verflechtungen, die dem 49-Jährigen mehr und mehr Macht verleihen. Heute gehören Benfica und Porto, Real Madrid, Atletico Madrid, Valencia, La Coruna, der FC Chelsea, Manchester United, der AS Monaco, Besiktas Istanbul und Zenit St. Petersburg zu seinen regelmäßigen "Spielbällen".

Zwischen 2001 und 2010 war er an 68 Prozent der Transfers beteiligt, die Portugals großen Drei Sporting, Benfica und der FC Porto abwickelten. Mit diesen Deals erhöhte er auf geschickte und natürlich auch profitable Art und Weise seine Reputation und bastelte an seinem heute exzellenten Ruf. Er vermittelt Talente an Portugals Klubs, die dort in Ruhe reifen und schließlich geerntet werden, indem sie für Millionen-Ablösen die Klubs zu europäischen Spitzenvereinen verlassen. Es kommt nicht von ungefähr, dass beispielsweise der FC Porto regelmäßig einen exorbitanten Transferüberschuss erzielt, alleine in den vergangenen elf Jahren in Höhe von 363 Millionen Euro.

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Seinen bekanntesten Klienten kennt er, seit der 16 Jahre alt ist. 2003 vermittelte er Ronaldo für 17,5 Millionen Euro von Sporting zu Manchester United. Wenn es noch eine Tür gab, die Mendes noch nicht offenstand, hatte sich das mit diesem Deal endgültig erledigt. 2009 wechselte Ronaldo zu Real — für 94 Millionen Euro.

Auch Mourinho ist Kunde

Exemplarisch für seine Karriere steht die Laufbahn und der Aufstieg des ebenfalls zu seinem Klientenkreis zählenden Starcoaches Jose Mourinho. Für seinen Landsmann handelte er bei Inter Mailand den damals höchst dotierten Trainervertrag aus. Ronaldo bescherte er eine deutliche Gehaltserhöhung, als der Weltfußballer seine Unzufriedenheit in Madrid lautstark kundtat. Parallel jongliert er mit seine Klienten zwischen den einzelnen Klubs. Hat dabei seine, aber immer auch die Interessen der Spieler im Blick.

"Jorge Mendes ist der beste Agent, mit dem ich verhandelt habe, ohne Zweifel. Er war verantwortungsbewusst, kümmerte sich um seine Spieler und ging mit den Klubs fair um", sagte einmal Sir Alex Ferguson. Ein Ritterschlag.

Mendes besticht durch seine Loyalität, schlägt sich, falls nötig, auch mal schlagzeilenträchtig auf die Seite seiner Klienten. Streitigkeiten mit einem seiner Spieler kennt er nicht. Mendes weiß, wann er mal laut werden muss, ist gerne auch mal skrupellos, beugt die Regeln dabei zu seinen Gunsten. Und er weiß, dass man im Fußball-Geschäft vor allem dann weit kommt, wenn man Kompromisse eingeht, strategisch handelt. Fünf Sprachen spricht er und soll fast genauso viele Handys besitzen.

Doch auch Mendes stößt schon mal an seine Grenzen. David de Gea gehört ebenfalls zu den Klienten des Portugiesen. Passenderweise sollte der Torhüter in buchstäblich letzter Minute von Manchester United zu Real Madrid wechseln. Dass der Transfer platzte, weil die beiden Klubs die Unterlagen zu spät einreichten, konnte dann sogar Mendes nicht verhindern.

(RPO)
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