Wechselpanne um Großkreutz Galatasaray erntet Hohn und Spott

Istanbul · Galatasaray Istanbul wird nach der Wechsel-Posse um Kevin Großkreutz mit Hohn und Spott überschüttet. Wegen der peinlichen Panne bei der Verpflichtung des Dortmunder Profis geht die heimische Presse mit dem türkischen Spitzenklub hart ins Gericht. "Skandal des Jahrhunderts", schrieb die Zeitung "Hürriyet". Das sei ein "großer Schock für Galatasaray". Den Angaben zufolge lag der Fehler bei Galatasarays Vize-Verwaltungsmanager Ugur Yildiz, der die Dokumente unvollständig und ohne Unterschrift abgeschickt habe. Yildiz ist laut "Hürriyet" mittlerweile entlassen worden.

Kevin Großkreutz – Dortmunder, Weltmeister, Skandalnudel
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Das ist Kevin Großkreutz

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Foto: imago sportfotodienst

"Skandal", titelte auch die Sportzeitung "AMK" in dicken rot-gelben Buchstaben. Die Panne werde "in die Geschichte eingehen", hieß es weiter. In zahlreichen Reaktionen auf Twitter wurde sogar der Rücktritt von Klubchef Dursun Özbek verlangt. "Einer, der nicht mal Klassenvorstand sein kann, leitet Galatasaray" oder "Wir haben drei Pokale gewonnen, aber die Leitung hat es uns vergiftet. Verzieht euch sofort!", hieß es unter anderem in von "AMK" ausgewählten Tweets. Die Sportzeitung "Fanatik" kommentierte die Posse mit einem Wortspiel: "Skandal im Palast". "Saray" heißt auf deutsch "Palast".

Der Fußball-Weltverband Fifa hatte den Transfer des 27 Jahre alten Weltmeisters zum türkischen Meister und Pokalsieger in der am Montag zu Ende gegangenen Wechselperiode abgelehnt. Ein Einspruch von Galatasaray war erfolglos geblieben. Die Fifa war zu der Überzeugung gekommen, dass die Türken "nicht alle notwendigen Schritte zur rechtzeitigen Abwicklung des Transfers vollzogen hatten". Auf wichtigen Dokumenten hätten Unterschriften gefehlt, wie die Türken später einräumten.

Gleichwohl hatten alle Parteien den Wunsch geäußert, den Wechsel nach den vereinbarten Konditionen abzuwickeln. Großkreutz darf erst vom 1. Januar 2016 an Pflichtspiele für seinen neuen Club bestreiten, bis dahin kann er mittrainieren und darf Freundschaftsspiele bestreiten. Allerdings muss die Fifa den Wechsel noch absegnen.

Der Leidtragende der Transferposse ist Großkreutz, der unter dem neuen BVB-Trainer Thomas Tuchel kein Spiel absolvierte und nach sechs Jahren bei seinem Lieblingsklub seinen Spind am Mittwoch schweren Herzens leergeräumt hatte. "Ich verlasse Dortmund mit einem großen weinenden Auge, aber auch mit einem lachenden — denn natürlich freue ich mich auch auf einen ambitionierten Traditionsverein und die damit verbundene sportliche Herausforderung auf höchstem Niveau, um es allen — aber am meisten mir selbst zu beweisen."

Die Panne hat auch eine finanzielle Dimension. Der BVB dürfte froh sein, noch die geschätzte Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro zu kassieren und den zuletzt nur in der Regionalliga eingesetzten Profi von der Gehaltsliste zu bekommen. Großkreutz soll laut türkischen Medien bei Galatasaray rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr verdienen.

(dpa)
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