Nachfolger von Michel Platini Aleksander Ceferin ist neuer Uefa-Präsident

Der Slowene Aleksander Ceferin ist zum neuen Präsidenten der Europäischen Fußball-Union (Uefa) gewählt worden.

Aleksander Ceferin setzt sich bei der Uefa-Präsidentenwahl durch
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Ceferin setzt sich bei Uefa-Präsidentenwahl durch

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Foto: dpa, yk ay

Der 48-Jährige setzte sich beim Uefa-Kongress in Athen im ersten Wahlgang mit 42:13 Stimmen gegen den Niederländer Michael van Praag (68) durch. Ceferin folgt auf den Franzosen Michel Platini (61), der 2015 von der Ethikkommission des Weltverbandes Fifa gesperrt worden war. Seine Amtszeit läuft bis 2019.

"Ich bin kein Träumer, ich bin Pragmatiker", sagte Ceferin: "Wir sind die Wächter eines wunderschönen Spiels. Ich bin dankbar, dass ich diese Aufgabe übernehmen darf. Das ist eine große Verantwortung." Er sei "kein Showman" und habe "keine Ego-Probleme", sagte der neue Uefa-Chef: "Ich bin in der Lage, Projekte umzusetzen, die die Uefa auf ein höheres Niveau bringen." Über den europäischen Fußball blase "der Wind des Wandels".

Der Milliarden-Verband habe "es mit dem Anfang einer neuen Epoche zu tun", sagte Ceferin: "Es geht nun um eine Ära der Stabilität. Es ist das Ende des Zeitalters der Privilegien. Ich bin ein Team-Player, der mit Leidenschaft arbeitet." Ganz oben auf der Agenda stehe die "gute Regierungsführung" und die "Transparenz", kündigte er an: "Wir sollten mit der Politik, mit den Intrigen aufhören. Der Fußball kommt an erster Stelle."

Auch der Deutsche Fußball-Bund um Präsident Reinhard Grindel hatte sich für Ceferin ausgesprochen und erwartet von ihm mehr Transparenz und einen moralischen Neuanfang. Der neue Uefa-Chef wurde nur bis zum Frühjahr 2019 gewählt. Dann hätte das Mandat des wegen Ethikvergehen gesperrten Platini eigentlich geendet. In Ceferins verkürzter Amtszeit wird auch die EM-Gastgeberrolle 2024 bestimmt, um die sich der DFB bewerben will.

Vor der Wahl beschäftigte sich die Uefa aber mit ihrer Vergangenheit. Noch einmal durfte der unfreiwillig scheidende Chef Platini reden, zeigte sich dabei weiter keiner Schuld bewusst und wurde von den Delegierten mit freundlichem Applaus verabschiedet. "Sie müssen nur wissen, dass ich ein ruhiges Gewissen habe und ich überzeugt bin, keinen einzigen Fehler gemacht zu haben", sagte der Franzose bei seiner rund achtminütigen Ansprache.

Van Praag hatte in seiner Rede die Delegierten nicht mehr überzeugen können. Mit Zitaten von Rolling Stones Frontmann Mick Jagger versuchte er Skepsis aufgrund seines Alters zu entkräften. Programmatisch hatte der 68-Jährige allerdings keine revolutionären Ideen parat. Sein Vorschlag das Alterslimit von 70 auf 75 Jahre anzuheben, steht den sonstigen Reformbestrebungen in der von Skandalen erschütterten Funktionärswelt entgegen.

Ceferin deutete einen Vier-Punkte-Plan an, der unter anderem die Diskussion über Mandatsbeschränkungen und die Einführung einer Compliance-Abteilung vorsieht. Kritik an fehlender Erfahrung im Funktionärsbusiness wies er zurück. "Wenn man immer laut sagt, ein Anführer zu sein, ist man es wahrscheinlich nicht", betonte der Rechtsanwalt. "Ich bin kein Showman, keine Egomane und kein Mann unhaltbarer Versprechen", ergänzte er.

Berichte, nur ein vorgeschobener Kandidat anderer Führungskräfte zu sein, hatte er immer energisch zurückgewiesen. "An einem Tag bin ich die Marionette von (Fifa-Präsident Gianni) Infantino, am nächsten Tag die Marionette von Platini, am dritten Tag eine russische Marionette.
Die Leute haben offensichtlich ein Problem damit, zu verstehen, dass ich unabhängig bin."

(sid/dpa)
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