Nach Attentat Hertha widmet den Sieg Busfahrer Behrendt

Souverän hat Hertha BSC die 2. Runde des DFB-Pokals erreicht. Den Sieg widmeten die Berliner Spieler ihrem Busfahrer.

Hertha BSC: -Bus fährt unter Polizeischutz zum Stadion
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Hertha-Bus fährt unter Polizeischutz zum Stadion

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Foto: dpa, gki cul

Nach dem souveränen Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals steuerten die Spieler von Hertha BSC auf ihren nach dem Attentat schon reparierten Mannschaftsbus zu. Das 2:0 (0:0) beim Zweitligisten Arminia Bielefeld wollten sie nach einem aufwühlenden und denkwürdigen Trip ihrem großen Helden schenken: Stephan Behrendt.

Torschütze Salomon Kalou widmete seinen Treffer zum 1:0 (73.) dem Busfahrer, und Kapitän Fabian Lustenberger sprach für die ganze Mannschaft, als er sagte: "Dieser Sieg ist für Stephan. Wir schätzen ihn alle sehr. Er bringt uns sicher zu den Spielen, er bringt uns sicher zurück. Wann immer wir was brauchen, ist er für uns da."

So hatte der 55-Jährige auch an diesen schlimmen Tagen weiter pflichtbewusst seinen Job erfüllt. Nachdem ein noch unbekannter Schütze am Sonntag auf den Bus geschossen hatte, in dem zu diesem Zeitpunkt nur Behrendt saß, holte dieser erst einmal die Mannschaft am Bahnhof ab und fuhr sie ins Hotel. Auch während der 23 km vom Teamquartier ins Stadion am Montag saß er am Steuer. Das Spiel verfolgte er im Bus, die Rückfahrt in die Hauptstadt übernahm schließlich ein eigens aus Berlin angeforderter Kollege.

Spurlos an ihm vorbeigegangen sind die Erlebnisse natürlich nicht. "Jemand steht vor Deinem Gesicht und schießt in die Scheibe. Das war natürlich sehr schwierig für ihn, das zu verarbeiten", berichtete Trainer Pal Dardai. "Man hat unserem Busfahrer schon angemerkt, dass er etwas nervös war", sagte auch Mittelfeldspieler Per Skjelbred nach dem gemeinsamen Mittagessen. Nach dem Schock des Attentats hatte Behrendt schließlich 24 Stunden Polizei um sich gewusst. Die Sicherheitskräfte sicherten das Mannschaftshotel, begleiteten den Bus per Eskorte ins Stadion und bewachten ihn auch, als Behrendt während des Spiels darin saß.

"Schüsse auf den Bus, das ist schon Wahnsinn. Ich hoffe, die Polizei kriegt diesen Mann", sagte Skjelbred. "Das war eine sehr schlimme Sache", äußerte Lustenberger: "Man will sich nicht vorstellen, was hätte passieren können. Zum Glück ist es glimpflich ausgegangen." Und Jens Hegeler sagte: "So etwas kann böse enden, damit ist nicht zu spaßen."

Von der Mannschaft hatten die Hertha-Verantwortlichen das Thema so weit wie möglich fern gehalten, auch wenn die Spieler die Entwicklung laut Lustenberger "den ganzen Tag im Internet verfolgten". Die Vorbereitung aufs Spiel war laut Dardai wenig beeinträchtigt: "Wir hatten ja alle nur die Scheibe danach gesehen.
Wären wir dabei gewesen, wäre es sicher schwieriger gewesen."

So kam die Hertha an der Stätte ihres letztjährigen Ausscheidens zum ungefährdeten Sieg - dem ersten von fünf geplanten. Denn in diesem Jahr wollen die Berliner endlich erstmals in das seit 1985 fest in ihrem Stadion ausgetragene Endspiel. "Mein Traum ist und bleibt es, Hertha zum Finalisten zu machen", sagte Dardai. Dafür ließ der Ungar extra seit dem ersten Vorbereitungstag Elfmeter üben.

Seit dem schlimmen Vorfall vom Sonntag gibt es noch eine zusätzliche Motivation: Die Hertha will ins Finale, auch für Stephan Behrendt.

(sid)
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