Hertha BSC Die Alte Dame Hertha wird 125

Berlin · 125 Jahre Hertha BSC: Der Berliner Bundesligist feierte am Dienstag sein Jubiläum. Mit einer Festwoche Woche zelebriert der Klub seine bewegte Vergangenheit.

Vereine und Stars gratulieren zum Geburtstag
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Foto: Screenshot Twitter/@visitberlin

Jürgen Klinsmann schwärmte von der "emotionalen Beziehung" zum Verein, für Jürgen Klopp war die Teilnahme an den Geburtstagsfeierlichkeiten "selbstverständlich", und auch DFL-Präsident Reinhard Rauball, DFB-Teammanager Oliver Bierhoff oder Ex-Profis wie Arne Friedrich und Kevin-Prince Boateng schickten Glückwünsche: Zum 125-jährigen Jubiläum der "Alten Dame" am Dienstag hat Deutschlands Fußball-Prominenz Bundesligist Hertha BSC gratuliert.

"Von den 125 Jahren Hertha BSC spielen vor allem die vergangenen 45 Jahre eine ganz besondere Rolle bei mir", sagte der frühere Bundestrainer Klinsmann der Bild. Sein Vater, aufgewachsen in Eberswalde nordöstlich der Hauptstadt, sei glühender Anhänger der Blau-Weißen gewesen. Hertha sei der "einzige Verein auf der ganzen Welt, bei dem ich Mitglied bin", so Klinsmann, dessen Sohn Jonathan (20) kürzlich einen Vertrag als Torhüter in Berlin unterschrieb.

Das Jubiläum begeht Europa-League-Starter Hertha BSC mit diversen Aktionen. Seit Montag fährt etwa eine S-Bahn in Sonderlackierung durch die Stadt, als Höhepunkt einer Festwoche ist am Samstag Jürgen Klopp und den FC Liverpool im Olympiastadion zu Gast.

Auch die "Plumpe" erstrahlt wieder in blau und weiß. In einem Treppenaufgang am Berliner S-Bahnhof Gesundbrunnen, unweit der einstigen Heimat, in der der Klub in den Goldenen Zwanziger Jahren erstmals der Durchbruch im deutschen Fußball gelang, prangt seit kurzem auf zwei Wänden ein übergroßes Graffiti.

Blaue Fahnen auf weißem Hintergrund sind dort zu sehen, das Brandenburger Tor gegenüber dem Vereinslogo, dazu ein schwarz-weißes Konterfei von Klub-Ikone Johannes "Hanne" Sobek.

Das Kunstwerk ist eine Hommage an den Berliner Fußball-Bundesligisten, eine Skizze des schwierigen Spagats zwischen Tradition und Moderne, angefertigt anlässlich des Geburtstags.

Die Geschichte des Bundesliga-Gründungsmitglieds ist eine von Euphorie und Titelträumen, von Abstiegen, Skandalen und Existenzsorgen. Nie war Hertha, deren Name auf einen Ausflugsdampfer auf der Havel zurückgeht, erfolgreicher als in der "Plumpe".

Der Berliner Volksmund gab erst dem Ortsteil Gesundbrunnen, dann dem legendären Stadion am Humboldthain jenen Namen. Hier qualifizierte sich der Klub sechsmal in Folge für das Endspiel um die deutsche Meisterschaft, zweimal reichte es für Sobek und Co. zum Titel (1930 und 1931) - bis heute die größten Erfolge.

Seither gleicht Herthas Weg einer Achterbahnfahrt. Zwangsabstieg (1965), Beteiligung am Bundesliga-Skandal (1971), zwei verlorene Pokalfinals (1977, 1979), der Absturz in die Drittklassigkeit (1986), Bundesliga-Rückkehr (1997), Champions League (1999/2000).

Und heute? Nach dem Wiederaufstieg 2013 und zuletzt zwei erfolgreichen Spielzeiten haben sich die Berliner in der Bundesliga etabliert. In der kommenden Saison trifft die Mannschaft von Trainer Pal Dardai in der Europa League wieder auf internationale Gegner.

In einem Markt, der mit immer astronomischeren Summen geflutet wird, scheint Hertha ein Platz an den fetten Geldtöpfen der Bundesliga derzeit sicher. Für die wirtschaftliche Zukunft passt sich der Traditionsklub der Zeit an. Mit dem Finanzinvestor KKR hat Hertha bereits länger einen strategischen Partner an der Seite, Gespräche über den Einstieg eines zweiten Investors laufen.

Ausbaufähig ist derweil der Zuschauerzuspruch. Lediglich 47.384 Fans aus der Millionenmetropole kamen in der abgelaufenen Saison im Schnitt ins Olympiastadion, auch deshalb träumt der Klub vom Bau einer reinen Fußballarena.

Eine Rückkehr in die "Plumpe" wird es allerdings nicht geben. Als Folge des Bundesliga-Skandals der 70er Jahre musste der Verein seine einstige Spielstätte aus finanziellen Nöten verkaufen. In der heutigen Wohnsiedlung erinnert nur noch eine Skulptur an die einstige Hertha-Heimat - und am nahe gelegenen Bahnhof seit kurzem das blau-weiße Graffiti.

(sid)
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