Trainerdebatte in Hannover Frontzeck nach Punktgewinn in Gönnerlaune

Mit dem Punktgewinn beim VfL Wolfsburg ist bei Hannover 96 die Trainer-Debatte vorerst beendet. Präsident Martin Kind lobte Michael Frontzeck sogar.

Michael Frontzeck – Ur-Mönchengladbacher auf Wanderschaft
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Das ist Michael Frontzeck

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Foto: AFP

Freie Tage für die Spieler, ein Trainingslager im Nobel-Hotel und Komplimente für den Trainer: Bei Hannover 96 herrschte nach dem 1:1 (0:1) gegen den VfL Wolfsburg wieder eitel Sonnenschein. Von der tagelangen Diskussion um Trainer Michael Frontzeck wollte keiner mehr etwas wissen - obwohl der Klub weiter am Tabellenende steht.

"Diese Diskussion war nicht unsere Diskussion. Es geht weiter", sagte Präsident Martin Kind nach dem kämpferisch guten Auftritt der 96er, die nach fünf Niederlagen in Folge endlich den ersten Punkt holten. "Man kann nicht in jeder Krise in Hektik verfallen. Wenn das Leben so einfach wäre. Man muss auch Stabilität zeigen", mahnte Kind.

Der Präsident fand sogar lobende Worte für den zuvor angezählten Coach. "Er hat immer einen guten Eindruck gemacht und hat gezeigt, dass er sehr belastbar ist", sagte der Klub-Boss über Frontzeck, der bei einer Niederlage wohl weg gewesen wäre. Nun sieht es so aus, als bekäme der 51-Jährige in Zusammenarbeit mit dem neuen Geschäftsführer Sport Martin Bader eine zweite Chance.

Schritt nach vorne

Auch die Mannschaft schien von der Trainerdebatte unberührt. "Nein, das ist überhaupt gar kein Thema bei uns. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf unsere Leistung", sagte Nationalkeeper Ron-Robert Zieler. Gegen Wolfsburg habe das Team einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. "Das war heute ein Punkt für die Moral. Wir müssen das aber auch richtig einordnen. Punktemäßig sieht es noch nicht gut aus", meinte der Keeper.

Frontzeck selbst gab sich nach Außen cool und wollte ebenfalls aus die Debatte nicht eingehen. "Es geht nicht um mich. Ich kümmere mich nur um meine Mannschaft", erklärte der Coach. Erstmals habe sein Team 90 Minuten gut gegen den Ball gearbeitet und wurde durch das 1:1 von Hiroshi Kiyotake (57.) belohnt. Der Japaner hatte den Ball wie Mario Götze bei seinem WM-Finaltor nach der Brustannahme direkt ins Tor weitergeleitet. "Ein Weltklasse-Treffer", jubelte Kind.

Frontzeck war nach dem gefühlten Sieg in Gönnerlaune und gab seinen Spielern zwei Tage frei. Ab Mittwoch macht der 96-Tross Quartier im Nobel-Hotel Klosterpforte. "Nicht, um dort göttliche Unterstützung zu erfahren, sondern um uns in aller Ruhe auf das Heimspiel gegen Werder Bremen vorzubereiten", wie Frontzeck meinte. Gegen Werder soll dann auch der ersten Saisonsieg gelingen.

Beim VfL Wolfsburg war die Enttäuschung nach dem Remis groß. "Wenn man in der zweiten Halbzeit einen Treffer aufs Tor kriegt, darf daraus kein Gegentor werden", ärgerte sich Trainer Dieter Hecking. "Wir hätten nach dem 1:0 unbedingt nachlegen müssen", meinte auch Bas Dost, der die VW-Städter in der 40. Minute mit seinem fünften Saisontor in Führung gebracht hatte.

Dass die anhaltende VW-Krise nach dem Abgas-Skandal auch auf die Mannschaft Einfluss nahm, wollte Manager Klaus Allofs nicht generell ausschließen. "Die Spieler laufen nicht mit Scheuklappen herum. Das ist jetzt kein Thema, indem hier jemand Existenzängste bekommt. Aber wenn man in Wolfsburg lebt, und das tun alle Spieler, wird man daran nicht vorbeikommen", so Allofs, dessen Team die Chance verpasste, vor dem wichtigen Spiel in der Champions League am Mittwoch gegen Manchester United Selbstvertrauen zu sammeln.

(sid)
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