Abgeschlagener Tabellenletzter Hannover will nur noch die Würde bewahren

Hannover · Hannover 96 kann für die 2. Liga planen. Nach der Niederlage bei Eintracht Frankfurt geht es für Profis und Trainer nur noch um einen anständigen Abschied aus der Eliteklasse.

 Thomas Schaaf kann Hannover 96 offenbar nicht vor dem Absturz retten.

Thomas Schaaf kann Hannover 96 offenbar nicht vor dem Absturz retten.

Foto: dpa, ade

So richtig in Fahrt kam Thomas Schaaf eigentlich nur bei seiner Frust-Attacke in Richtung Markus Merk. "Das ist für mich der Ober-GAU", schimpfte der Trainer von Hannover 96 nach dem 0:1 (0:1) im Kellerduell der Fußball-Bundesliga bei Eintracht Frankfurt über einen TV-Kommentar des früheren Schiedsrichters: "Ich finde es unfassbar, was ich vorhin von Herrn Merk gehört habe. Das ist für mich der Hammer."

Vom plumpen Ablenkungsmanöver Schaafs, der nach dem fast schon besiegelten Abstieg der Niedersachsen eine harmlose Äußerung Merks in den Mittelpunkt stellen wollte, war an seiner alten Wirkungsstätte allerdings kaum jemand beeindruckt. Der eigentliche Hammer ist schließlich die Bilanz des Trainers seit seinem Amtsantritt in Hannover vor der Rückrunde.

Unter der Regie Schaafs, der sein Amt bei der Eintracht im vergangenen Sommer nach nur einer Spielzeit aufgegeben hatte, setzte es neun Pleiten in zehn Spielen. Nach insgesamt 12 Niederlagen in den zurückliegenden 13 Partien hat Hannover endgültig den Glauben an den Klassenerhalt verloren. Die 10 Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz sind in den ausstehenden sieben Spielen kaum noch aufzuholen.

"Der Abstand wir immer größer, die Spiele werden weniger. Es wird verdammt schwer, da nochmal ranzukommen", sagte der deprimierte Nationaltorwart Ron-Robert Zieler, der seinen Klub nach 14 Jahren in der Eliteklasse auf dem Weg in die 2. Liga sieht: "Wenn wir in der letzten Woche gesagt haben, dass wir ein großes Wunder brauchen, dann brauchen wir diese Woche noch ein größeres."

Der Weltmeister, der wohl kaum an der Leine bleiben wird ("Ich konzentriere mich jetzt auf die letzten Spiele mit Hannover 96, das ist meine Pflicht und meine Aufgabe"), stimmte bereits den Abgesang an.

"Es geht jetzt darum, sich als Mannschaft und Verein würdig und anständig zu präsentieren", äußerte Zieler: "Es ist eine beschissene Situation, aber der müssen wir uns stellen. Wir dürfen nichts abschenken und müssen versuchen, noch so viele Punkte wie möglich zu holen."

In Frankfurt scheiterte dieses Unterfangen auch an zwei Fehlentscheidungen. Vor dem Treffer von Änis Ben-Hatira (33.) übersah das Unparteiischen-Gespann um Wolfgang Stark (Ergolding) eine Abseitsstellung, später verweigerte der Referee den Gästen den eigentlich fälligen Strafstoß nach einem Foul von Stefan Reinartz an Edgar Prib (49.).

Das war auch die Szene, die für Aufregung bei Schaaf sorgte. Allerdings hatte Merk bei Sky lediglich angemerkt, dass er sich heftigere Protestes der Schaaf-Schützling gewünscht hätte.

Trotz seines Ärgers über Merk geht es für den Coach ("Mein Engagement bei Hannover war kein Missverständnis") aber wie für Zieler wohl nur noch um einen würdigen Abschied aus der Liga: "Es ist unsere Pflicht, stärkere Leistungen zu zeigen. Wir sind den Fans schuldig, nicht abzuschalten. Die Leute sollen sehen, dass wir es versucht haben."

(sid)
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