Ultras protestieren gegen Klubführung Hannovers Fanärger trübt Freude über Tabellenführung

Getrübte Freude trotz Topleistungen und vorübergehender Tabellenführung bei Hannover 96: Auch beim Sieg gegen den Hamburger SV trat der Fan-Zoff wieder offen zu Tage. Die Ultras protestieren gegen Präsdient Martin Kind.

Hannover 96 - Hamburger SV: die Bilder des Spiels
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Foto: dpa, pst hak

André Breitenreiters Miene verfinsterte sich plötzlich. Hannover 96 war gerade erstmals seit 48 Jahren an die Tabellenspitze der Bundesliga gestürmt, sein Team hatte beim 2:0 (0:0) gegen den Hamburger SV erneut überzeugt. Doch das Verhalten einiger Fans trübte die Freude des Chefcoaches der Niedersachsen.

"Dass die Ultras das Stadion verlassen, bevor die Jungs in der Kurve sind, ist ein klares Signal gegen die Mannschaft", sagte der 43-Jährige, der ansonsten jedem Fan eine eigene Meinung zugesteht. Auch Horst Heldt hatte kaum Verständnis für die Form des Protests einiger Ultras gegen Präsident Martin Kind. "Die Mannschaft macht keine Politik und wird von Teilen der Fans im Stich gelassen", sagte der Manager angesäuert.

Sportlich läuft es beim Aufsteiger, zehn Punkte aus vier Spielen sind eine famose Bilanz. Auch die Art und Weise überzeugt. "Wir genießen den Moment, wissen aber, dass wir am Ende nicht auf Platz eins stehen werden", sagte Breitenreiter: "Aber jeder Sieg war bisher verdient. Das sind alles Punkte für den Klassenerhalt." Und viel Grund zur Zufriedenheit. Doch der anhaltende Disput auf den Rängen belastet den Klub weiterhin enorm.

"Kind muss weg" gegen "Ultras raus"

Wie in den vergangenen Wochen hatten Ultras auch im Duell mit dem schwach auftretenden HSV auf eine Unterstützung ihres Teams weitgehend verzichtet und immer wieder Protest- und Schmähgesänge gegen den mächtigen Kind angestimmt. Die Anhänger der 96er schienen zeitweise überhaupt nicht mit dem erneut überzeugenden Auftritt ihres Teams beschäftigt. Die Ultras schrien "Kind muss weg". Andere Fans der 49.000 im ausverkauften Stadion reagierten mit Pfiffen und "Ultras-Raus"-Rufen.

Der 73 Jahre alte Unternehmer Kind steht vor der Übernahme der Profiabteilung im Rahmen der 50+1-Regelung, die ihm die volle Entscheidungsgewalt geben würde. "Sie reden von der Liebe zu diesem Verein, dann muss man die Mannschaft auch unterstützen", sagte Kind nach dem Sieg gegen den HSV mit Blick auf seine Gegner. Denen wollte er gar nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Viel mehr freute er sich über den aktuellen Punktestand, der sich "entspannt" anfühle.

Ex-Fortunen Harnik und Bebou treffen

Für das Wohlbefinden ihres Klubbosses hatten vor allem die Ex-Fortunen Martin Harnik (50.) und Neuzugang Ihlas Bebou (82.) mit ihren Treffern gesorgt. Die Niedersachsen sind saisonübergreifend 16 Pflichtspiele in Serie ungeschlagen — und bleiben dennoch auf dem Teppich. "Wir wissen alle, wo wir herkommen", sagte Harnik, der bereits zum dritten Mal in dieser Saison traf: "Wir sind eine bodenständige Truppe und müssen für solche Siege viel investieren."

Derselben Meinung ist Breitenreiter. "Die Fans können sich die Tabelle ausschneiden. Wir müssen schnell regenerieren und in Freiburg weiterpunkten." Schon am Mittwoch geht es für Hannover im Breisgau (20.30 Uhr/Live-Ticker) weiter. Dann hoffen Breitenreiter und Co. wieder auf die volle Unterstützung ihrer Anhänger.

(sid)
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