Niedersachsen nicht mehr zu retten Hannover steigt ab — obwohl's mit Stendel wieder klappt

Auch das 2:2 beim FC Ingolstadt zeigt: Hannover 96 hat das Potenzial, ein Bundesligist zu sein. Die guten Leistungen unter Trainer Daniel Stendel kommen allerdings zu spät - der fünfte Abstieg ist besiegelt.

 Daniel Stendel zeigt bei Hannover sein Potenzial.

Daniel Stendel zeigt bei Hannover sein Potenzial.

Foto: dpa, lmb nic

Der Abstieg kam keineswegs unerwartet, aber dann tat er doch weh. "Alles, alles geht vorbei... Wir kommen wieder! Niemals allein - auch in Liga 2!", twitterte Hannover 96, nachdem der fünfte Absturz der Niedersachsen in die Zweitklassigkeit besiegelt war. Das 2:1 von Eintracht Frankfurt gegen den FSV Mainz 05 raubte den 96ern am Sonntagabend die letzte Hoffnung auf ein Wunder.

Ron-Robert Zieler hatte das Wort "Abstieg" zuvor lieber nicht in den Mund genommen. Viel lieber sprach er darüber, was sich bei 96 in den vergangenen zwei Wochen so alles verändert hat. In den drei Spielen unter Trainer Daniel Stendel gelangen ein Sieg sowie zwei Unentschieden, "das Gesamtbild ist ein ganz anderes", betonte Nationaltorhüter Zieler nach dem 2:2 (0:2) beim FC Ingolstadt, "wir sind eine Einheit, wir spielen mutig, mit mehr Selbstvertrauen." Nur: "Leider zu spät. Aber besser spät als nie."

Offensichtlich ist dieser Daniel Stendel aus Frankfurt/Oder, dritter Trainer der Saison, die Lösung, nach der 96 lange gesucht hat. Nur eingefallen ist sie den Verantwortlichen nicht rechtzeitig: Weil die Eintracht aus Frankfurt/Main gewann, sind die Niedersachsen drei Spieltage vor Schluss nicht mehr zu retten. Und die Frage, ob Stendel den geplanten umgehenden Wiederaufstieg in Angriff nehmen darf, bleibt vorerst unbeantwortet.

Unter Stendel funktionieren wieder Dinge

Stendel ist es bislang allem Anschein nach gut gelungen, das auch unter Vorgänger Thomas Schaaf verschüttete Potenzial der Mannschaft freizulegen. "Es funktionieren Dinge, die vorher nicht funktioniert haben", sagte Zieler. Und Stendel stellt, wohl auch adressiert an die Entscheidungsträger Martin Kind und Martin Bader, daher fest: "Es ist schön zu sehen, dass die Mannschaft über weite Strecken umsetzt, was wir erarbeitet haben." Und das unter diesen Umständen, wohlgemerkt.

Stendel gelang es auch in Ingolstadt, eine Mannschaft in aussichtsloser Lage so einzustellen, dass sie nicht wie ein Absteiger auftritt. Auch die Rückschläge während des Spiels steckte sie weg. 0:1 durch Alfredo Morales (10.), dann trotz der Überzahl durch den Platzverweis für den Ingolstädter Roman Brégerie (20.) das 0:2 durch Moritz Hartmann (25.) - da könnte man schon mal den Kopf hängen lassen. Hannover aber bewies Moral, stürmte in der zweiten Halbzeit, was das Zeug hält.

Am Ende waren Stendel und seine Spieler enttäuscht, dass es nicht zu mehr als zu den Treffern von Hiroki Sakai (58.) und Hiroshi Kiyotake (82.) gereicht hatte. Ingolstadt ist durch das 2:2 endgültig gesichert - Hannover hätte durch einen Sieg wenigstens noch ein wenig Aufschub im Abstiegskampf bekommen. Davon abgesehen: "Es war wichtig zu sehen, dass die Mannschaft erneut Moral gezeigt hat", sagte Zieler, und betonte nochmals: "Wir sind eine Einheit. Das ist eine wichtige Erkenntnis."

Stendel will sich von der Diskussion um seine Stelle nicht ablenken lassen. "Ich mache erst mal so weiter", sagte er, und für Zieler gilt: "Wir wollen den Verein Hannover 96 bis zum Ende hin gut repräsentieren." Sie machen es spät, aber besser jetzt als nie. Die Anhänger überzeugte diese Mannschaft am Samstag jedenfalls: "Immer wieder, immer wieder, immer wieder HSV, scheißegal, in welcher Liga, immer wieder HSV", sangen sie. Voller Stolz.

(areh/sid)
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