50+1-Regel in der Bundesliga DFL verweigert Kind wohl Übernahme von Hannover 96

Hannover · Martin Kind muss sich offenbar gedulden. Der mächtige Präsident darf laut übereinstimmender Medienberichte vorerst nicht die Mehrheit bei Hannover 96 übernehmen. Doch der Unternehmer will weiter kämpfen.

Martin Kind: Unternehmer, Hörgeräte-Hersteller, Hannover-Präsident
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Das ist Martin Kind

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Verwirrung um die Übernahmepläne von Martin Kind: Nach einer monatelangen Auseinandersetzung mit seinen Gegnern deutet sich angeblich an, dass der Unternehmer bei seinem Kampf um die komplette Macht bei Hannover 96 vorerst scheitern könnte. Dies berichteten "Der Tagesspiegel" und die "Bild" übereinstimmend.

Entscheidung fällt offiziell am Montag

In einer offiziellen Reaktion verwies allerdings die Deutsche Fußball-Liga (DFL) darauf, dass noch keine Entscheidung gefallen sei. "Das Präsidium wird sich damit in seiner turnusmäßigen Sitzung am kommenden Montag befassen", hieß es in einem DFL-Statement.

Fans von Hannover 96 protestieren gegen Martin Kind
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Hannover-Fans protestieren gegen Martin Kind

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So beschrieb auch Kind die aktuelle Situation. "Nach unseren Informationen sind das Fake-News. Wir bei '96' sind entspannt", sagte der Präsident dem Sportbuzzer zwei Tage vor dem kleinen Nordderby am Sonntag (18 Uhr/Live-Ticker) beim Hamburger SV.

Der mächtige Funktionär hatte sich bislang stets uneingeschränkt optimistisch gezeigt. "Ich erwarte, dass der Antrag bestätigt wird", hatte der 73-Jährige am Mittwoch gesagt und für den Fall einer Absage den Rechtsweg in Betracht gezogen. "Ich schließe nichts aus", sagte er. Womöglich könnten dann die bestehenden Bedingungen für Investoren im deutschen Profifußball (50+1-Regel) ins Wanken geraten.

Kind fällt nicht unter Ausnahmeregelung

Doch zunächst einmal zeichnet sich ein Rückschlag für Kind ab. Laut der Zeitungsberichte erfüllt der Unternehmers nicht alle Kriterien zur Erteilung einer Ausnahmegenehmigung. Diese besagen, dass ein Investor die Mehrheit an einem Verein halten darf, wenn er diesen mehr als 20 Jahre "ununterbrochen" und "erheblich" gefördert hat. Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim profitieren in der Bundesliga bereits von einer Ausnahme. Die Aufwendungen Kinds sollen aber letztlich nicht hoch genug gewesen sein, heißt es in den Medienberichten.

Laut Bild könnte das Präsidium der DFL aber am Montag eine Statutenänderung beschließen, die Kind womöglich doch noch eine Chance auf die Übernahme eröffnen würde. Die Entscheidung der DFL dürfte für den künftigen Umgang mit Investoren richtungweisend sein. "Wenn die Leute wollen, dass 50+1 beibehalten wird, werden sie zustimmen", hatte 96-Manager Horst Heldt zuletzt gesagt: "Soll 50+1 fallen, werden sie es ablehnen und hoffen, dass Martin Kind alles für die Liga regelt."

Die sportliche Führung von 96 sehnt eine Klärung der Situation herbei. Je näher die Entscheidung rückte, desto mehr schaukelte sich die Situation hoch. Verlierer war das Team von Trainer Andre Breitenreiter, dessen bisher starke Leistungen zeitweise in den Hintergrund gerieten.

Für Kinds Gegner wäre die Ablehnung ein erster großer Erfolg. Sie hatten sich seit Monaten wahlweise mit Gutachten, sachlichen Diskussionsbeitragen, Schmähungen oder auch Gerichtsprozessen gegen die Pläne des Hörgeräte-Unternehmers gewehrt. Sie befürchteten unter anderem den Ausverkauf ihres Klubs und der gesamten Sportart. Auch nach einer Absage der DFL an Kind dürfte das Tauziehen weitergehen.

(sid)
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