Bundesliga-Auftakt 0:6, 0:5, 2:9, 1:3, 0:8... Was blüht dem HSV bei den Bayern?

Düsseldorf/München · Der Hamburger SV hat in München zuletzt immer deftig Prügel bezogen. Heute Abend kommt er zum Bundesliga-Start.

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Da hat der Hamburger SV aber noch mal Glück gehabt. Rechtzeitig vor der neuen Bundesliga-Saison endete der Vertrag von Claudio Pizarro beim FC Bayern München. Der Peruaner kann deshalb heute Abend (20.30 Uhr/Live-Ticker) auf keinen Fall seiner liebsten Beschäftigung nachgehen. Sie bestand viele Jahre darin, Tore gegen den HSV zu schießen. Im März vor zwei Jahren waren es sogar mal vier in einem Spiel, eines davon mit der Hacke.

Vielleicht hat sich der HSV deshalb zwischenzeitlich sogar mal darum bemüht, Pizarro nach Ablauf der vertraglichen Bindung an die Bayern zu verpflichten. Da hätte er zumindest keine Tore gegen Hamburg erzielen können. Aber ein Jahresgehalt von 2,7 Millionen Euro erschien selbst den gern so großen Hanseaten für einen 36-Jährigen ein bisschen hoch angesetzt.

Auch ohne Pizarro freut sich der Rekordmeister auf das Gastspiel des HSV, der sich in den vergangenen fünf Jahren mit einer bemerkenswerten Serie in den Rang des Münchner Lieblingsgegners gespielt hat. 0:6, 0:5, 2:9, 1:3, 0:8 - so sieht die Bilanz aus Sicht des norddeutschen Klubs aus. 3:31 Tore - ein erstaunlicher Wert bei Spielen zwischen Mannschaften, die in einer Klasse antreten.

Nicht nur deshalb geht der Hamburger SV nicht gerade in bester Laune in das nächste Gastspiel in der Münchner Arena. Auch die Begleitumstände der ersten Pflichtspielwoche sind nicht eben verheißungsvoll. Gegen den Viertligisten Carl Zeiss Jena unterlag der HSV im DFB-Pokal. Sportmanager Peter Knäbel verlor aus nicht abschließend geklärten Gründen seinen Rucksack mit Unterlagen über Spielerverträge, die anschließend in einem Hamburger Park durch die laue Sommerluft segelten und auf Umwegen in den Besitz des Vereins zurückgelangten. Und die geschäftstüchtigen Mitarbeiter der Marketing-Abteilung verkauften T-Shirts, auf denen Hertha-Fans mit denen des HSV verwechselt worden waren. Schon vor der ersten Ballberührung in der Bundesliga kippt das Fußballland Spott und Häme über den Klub aus, der sich als Dino bezeichnet, weil er bei der Liga-Gründung 1963 dabei war und noch nie abgestiegen ist - obwohl er sich die vergangenen zwei Jahre jeweils in hauchdünn überstandenen Relegationsspielen sehr energisch darum beworben hat.

Die Saison 2015/16 soll nun nach allgemeiner Ansicht im Verein zu einer Trendwende führen und alles zum Besseren wenden. Schon aber wird verbal dem nächsten Fehlstart vorgebaut. "Ein oder zwei Spiele werden uns nicht aus der Bahn werfen", erklärte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer. Das klingt jetzt nicht besonders zuversichtlich. Auch Trainer Bruno Labbadia neigt zur Tonart Moll. "Ich kann hier nicht den Gute-Laune-Onkel spielen", sagte er.

Beim Gegner hören sich die Prognosen vor dem ersten Meisterschaftsspiel selbstverständlich anders an. "Wir haben eine gute Mannschaft, wir haben uns sinnvoll verstärkt, wir haben einen guten Trainer. Wir können optimistisch in die Saison gehen", versicherte Klubchef Karl-Heinz Rummenigge. Und damit dann jeder versteht, dass nicht nur die sportlichen Angelegenheiten trefflich geregelt sind, verkündete er in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Hamburg die Fortsetzung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Hauptsponsor Telekom bis 2023.

Der FC Bayern wird sich auch künftig keine großen wirtschaftlichen Sorgen machen müssen. Er könnte sogar in das längst eröffnete Wettbieten um den Wolfsburger Star Kevin De Bruyne einsteigen. Er will es aber nicht. Das beteuerte Rummenigge jedenfalls. "Das ist ein guter Spieler", sagte der Bayern-Boss, "der Spieler ist aber nicht auf dem Markt. Zu 100 Prozent wird der FC Bayern da nicht reingrätschen."

Der Klub ist auch ohne De Bruyne längst den Dimensionen der Bundesliga entwachsen. Das größte Problem für Trainer Pep Guardiola besteht darin, seine kostbare Sammlung an Edelspielern bei Laune zu halten. "Wenn alle gesund sind, werden große Spieler nicht spielen", hat er gesagt. Das stimmt. Sogar beim FC Bayern gibt es nicht mehr als elf Plätze auf dem Feld.

(RP)
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