Hamburger SV Investor Kühne droht, die Lust zu verlieren

Hamburg · Der taumelnde HSV kommt nicht zur Ruhe: Erst sorgen die Pannen bei der Sportchefsuche für Schlagzeilen, jetzt wird auch noch der Kapitän entmachtet. Zudem könnte Gönner Klaus-Michael Kühne die Lust am Krisen-Klub verlieren.

HSV-Geldgeber Klaus-Michael Kühne dürfte mit dem Ertrag seines Investments nicht zufrieden sein.

HSV-Geldgeber Klaus-Michael Kühne dürfte mit dem Ertrag seines Investments nicht zufrieden sein.

Foto: dpa, awa_gr bra

Sportliche Dauerkrise, peinliche Pannen bei der Sportchefsuche und jetzt wird mitten in der Saison auch noch der Kapitän rasiert: Der taumelnde HSV kommt nicht zur Ruhe. Die "Hütte brennt lichterloh", sagte Aufsichtsrats-Chef Karl Gernandt dem Hamburger Abendblatt. Und nun könnte auch noch Investor Klaus-Michael Kühne den Geldhahn beim Tabellenletzten zudrehen.

"Ja", sagte Gernandt, es sei ein schwieriges Unterfangen Kühne neu für den HSV zu motivieren. Aber der 56-Jährige will trotzdem weiter daran glauben, dass Kühne im Winter weitere Millionen für die so dringend benötigten Verstärkungen locker macht. "Aktuell ja", sagte Gernandt, im Hauptberuf Verwaltungsrats-Präsident des Logistik-Unternehmens Kühne+Nagel und damit enger Vertrauter des Milliardärs.

Der HSV sei Kühnes "emotionale Heimat", sagte Gernandt: "Diese Verbindung hat uns in die Lage versetzt, uns in diesen schwierigen Zeiten zu stabilisieren und auf dem Transfermarkt Möglichkeiten zu eröffnen". Das Ziel müsse sein, dass "uns Herr Kühne in seiner generösen Unterstützung für den HSV nicht abhandenkommt."

Doch die Kühne-Millionen müssen auch sinnvoll ausgegeben werden, und bei dieser Aufgabe schien Klubchef und Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer in seiner Doppelfunktion zuletzt überfordert. Umso dringender suchen die noch sieglosen Hanseaten einen neuen Chefeinkäufer. "Die Sanduhr hat deutlich weniger Körner oben als unten. Wir sind uns der Dringlichkeit bewusst", sagte Gernandt: "Wir brauchen dringend einen Sportdirektor, der die Manpower in der Zusammenarbeit zwischen der Mannschaft und dem Trainer intensiv und 24 Stunden am Tag abdeckt."

Bei der bisher erfolglosen Suche (Hoogma, Heldt, Hochstätter, Boldt) hatte Beiersdorfer bisher eine mehr als unglückliche Figur abgegeben - nun wird er dafür ordentlich angezählt. "Wir haben den Vorstand intensiv gebeten, die Suche und Auswahl des Sportdirektors in einer professionellen Art und Weise zu betreiben, damit wir in der Außendarstellung nicht immer in ein öffentliches Pingpongspiel geraten", sagte Gernandt und verteilte damit eine verbale Ohrfeige.

Und in dieser turbulenten Gemengelage soll der Mannschaft der Weg aus der Krise gelingen. Trainer Markus Gisdol setzte vor der Partie bei den noch unbesiegten Hoffenheimern (Sonntag, 15.30 Uhr/Live-Ticker) ein Zeichen und sägte Kapitän Johan Djourou ab. Der Japaner Gotoku Sakai ist der neue Chef des Teams.

"Gotoku verkörpert alles, was wir in der aktuellen Situation brauchen. Er ist ein unermüdlicher Arbeiter, der auf dem Platz bis zum Umfallen alles für seine Mannschaft gibt. Gotoku ist offen, ehrlich und kommunikativ", sagte Gisdol vor dem Duell mit seinem Ex-Klub, den er 2013 vor dem Abstieg gerettet hatte. Bei Djourou hatte Gisdol dieses Gefühl offenbar nicht mehr.

Nun soll ausgerechnet in Hoffenheim, wo Gisdol auf seinen einstigen Co-Trainer Julian Nagelsmann trifft, die Wende gelingen. "Das wird eine richtig schwere Aufgabe", sagte Gisdol vor dem Duell mit dem Europapokal-Anwärter: "Wir als HSV müssen es schaffen, Hoffenheim wehzutun." Sonst stürzt die brennende Hütte bald ein.

(sid)
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