"Trainerteam kann rigoros durchgreifen" HSV-Vorstand droht nach Hollerbach-Aus den Spielern

Hamburg · Der HSV trennt sich mal wieder von seinem Trainer. Bernd Hollerbach muss gehen. Nur sieben Spiele durfte der Ex-Profi der Hamburger die Rettung versuchen. Vorstandschef Frank Wettstein droht auch den Spielern mit Konsequenzen.

 HSV-Vorstandsboss Frank Wettstein.

HSV-Vorstandsboss Frank Wettstein.

Foto: dpa, chc fdt

Nach der schlechtesten Bilanz eines HSV-Cheftrainers ist für Bernd Hollerbach das Intermezzo in Hamburg schon wieder beendet. Nur 49 Tage dauerte sein Rettungsversuch beim abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten, dann teilte ihm am Montag Finanzvorstand Frank Wettstein am Telefon das Aus mit. Lediglich drei von 21 möglichen Punkten und drei Törchen aus sieben Spielen waren Hollerbachs dürftige Bilanz. Die rasante Talfahrt des einstigen Europapokalsiegers in Richtung erstmaliger Bundesliga-Abstieg soll nun der bisherige Nachwuchstrainer Christian Titz stoppen, der mit der U21-Mannschaft die Regionalliga Nord anführt.

"Es ist uns wichtig, einen neuen Impuls zu setzen in dieser schwierigen Situation", sagte Wettstein. "Momentan gilt das Projekt Klassenerhalt, nicht das Projekt Wiederaufstieg." Nach der 0:6-Pleite bei Bayern München habe der Verein reagieren und den Trainer tauschen müssen, betonte Wettstein. "Der Auftritt ließ uns keine ander Wahl."

Mit dem zweiten Trainertausch in dieser Saison klammert sich der HSV an seine letzte Hoffnung. Die Vereinsführung hofft schon am nächsten Samstag gegen Hertha BSC auf den ersten Erfolg nach 13 sieglosen Spielen. "Wir wollen alles in dieses eine Spiel reinhauen, um die drei Punkte zu holen", sagte Bernhard Peters, der für Vereinstrukturen und den Nachwuchs zuständige Direktor Sport. Titz soll mit einer anderen Ansprache als Hollerbach für einen Ruck im Team sorgen. "Wir sind sehr positiv, dass wir gegen Berlin einen anderen Auftritt zeigen können", meinte Wettstein.

Nach dem desaströsen Auftritt in München hatte der Aufsichtsrat auf eine Trennung von Hollerbach gedrängt. Vier Tage zuvor waren bereits Vorstandschef Heribert Bruchhagen und Sportdirektor Jens Todt beurlaubt worden. Die Ablösung von Hollerbach war laut Wettstein zu dem Zeitpunkt nicht geplant.

Das änderte sich nach dem Spiel bei den Bayern, auch wenn der verschuldete HSV für Bruchhagen, Todt, Ex-Trainer Markus Gisdol und nun Hollerbach weiterhin kräftig zahlen muss und damit immer tiefer ins Minus gerät. Bruchhagen soll laut "Sport Bild" zumindest auf sein Gehalt für die kommende Saison verzichten. Neu auf der Gehaltsliste erscheint Thomas von Heesen. Der frühere HSV-Profi wurde als Berater des Vorstandes bis Saisonende engagiert. Er soll Manager-Aufgaben des beurlaubten Todt übernehmen "und die operative Sportkompetenz gewährleisten", heißt es.

Wettstein nahm am Montag aber auch die Spieler mit deutlichen Worten in die Pflicht. "Sollte das neue Trainerteam Spieler identifizieren, die sich nicht mit ausreichend Engagement den gemeinsamen Zielen widmen, kann es rigoros durchgreifen", wurde Wettstein in einem Interview auf hsv.de zitiert.

"Mir hat es nicht gefallen, was ich zuletzt in München gesehen und mir anschließend von sportlich kompetenten Kollegen habe analysieren lassen", sagte Wettstein: "Bevor jetzt jemand denkt, dass einige unserer Spieler einfach lächelnd zum nächsten Klub gingen, falls wir absteigen sollten, dann muss ich mahnend den Finger heben."

Wettstein stellte klar, dass eine Großzahl der Profis gültige Zweitligaverträge habe. "Und wir werden bestimmt nicht jeden wechselwilligen Profi ziehen lassen, der uns mit in diese Lage gebracht hat."

Der neue Trainer Titz steht vor einer Herkulesaufgabe. Denn seit 13 Spielen hat der Bundesligist nicht mehr gewonnen. Der 46-jährige Mannheimer muss versuchen, die schwache Offensive zu beleben. Ohne Tore kein Sieg.

Mit lediglich 18 Toren sind die Hamburger das mit Abstand harmloseste Team der Bundesliga. Mit seinem Co-Trainer Soner Uysal führt er am Samstag sein neues Team gegen Hertha BSC auf den Rasen des Volksparkstadions. Es ist praktisch die letzte Chance.

(areh/dpa/sid)
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