Hamburger SV Hochstätter-Poker setzt Beiersdorfer unter Druck

Hamburg · Die Sportdirektor-Suche beim Hamburger SV wird zum Millionenpoker. Angeblich verlangt der VfL Bochum für Christian Hochstätter viel Geld.

 Der Poker um Christian Hochstätter zieht sich hin.

Der Poker um Christian Hochstätter zieht sich hin.

Foto: dpa, gki hak nic

Die Uhr tickt, der Druck wird immer höher. Im Millionenpoker um die Verpflichtung von Christian Hochstätter steht HSV-Klubchef Dietmar Beiersdorfer mehr denn je unter Zugzwang. Doch Zweitligist VfL Bochum feilscht um jeden Euro - und sitzt am längeren Hebel.

Laut Informationen der Bild-Zeitung verlangen die Westfalen eine Ablöse von rund drei Millionen Euro statt der bislang vermuteten 1,6 Millionen. "An eine Größenordnung, die Bochum sich vorstellt, ist nicht zu denken", sagte Beiersdorfer. Doch eine weitere gescheiterte Verhandlung kann sich der 52-Jährige nicht erlauben.

"Nächster Versuch - letzte Chance", schrieb der kicker am Donnerstag zu Beiersdorfers Vorstoß, den bis 2020 an den VfL gebundenen Hochstätter loszueisen. Mit dem Ex-Profi haben sich die Hanseaten dem Vernehmen nach längst auf eine Zusammenarbeit bis 2019 geeinigt. Doch in den schwierigen Ablöseverhandlungen ist seit Dienstag kein Fortschritt zu erkennen.

Die Zeit drängt enorm für Beiersdorfer. Der HSV ist Tabellenletzter und will die Länderspielpause nutzen, um sich ein Stück weit neu auf den Abstiegskampf einzustellen. Wie wichtig in dieser Situation die Personalie Hochstätter ist, verdeutlicht Peter Knäbel, den der HSV im Mai als Sportdirektor entließ.

"Für den HSV ist jetzt entscheidend, dass er die Baustelle schließt", sagte der 50-Jährige dem Hamburger Abendblatt. Gerade in der sportlichen Krise brauche Trainer Markus Gisdol einen starken Ansprechpartner an seiner Seite. "Der Sportchef ist dafür verantwortlich, den Trainer in Topform zu bringen und zu halten", sagte Knäbel: "Er muss dem Trainer den Rücken stärken, ihm zuhören können und mit ihm gemeinsame Entscheidungen treffen."

Hochstätter trauen die Hanseaten diesen Job zu, auch wenn er an der Elbe damit in etwas anderer Position als beim VfL arbeiten würde. In Westfalen hat sich der ehemalige Nationalspieler als Sportvorstand längst nicht nur um die rein sportlichen Belange und die Betreuung der Profi-Mannschaft gekümmert. Der 53-Jährige war führend an einer strukturellen Neuausrichtung des finanziell und sportlich angeschlagenen Klubs beteiligt und hat sich mit einer beachtlichen Entwicklung Ansehen in der Branche erworben.

In den vergangenen Jahren reduzierte die einstige "graue Maus" der Bundesliga die Schulden, steigerte parallel aber sukzessive den Spieleretat für das Profiteam, was zuletzt zu Platz fünf führte. Hochstätter, der in der Zeit von 1982 bis 1998 368 Bundesliga-Spiele für Borussia Mönchengladbach machte, zeichnet sich bei Spielertransfers zudem als zäher Verhandlungspartner aus.

Und er ist alles andere als konfliktscheu. Im Umgang mit seinem Team haut der Kumpel von Stefan Effenberg im Gegensatz zu HSV-Boss Beiersdorfer auch mal kräftig auf den Tisch. "Ich denke, unsere Führungsspieler sollten sich mal Gedanken machen, ob das, was sie bringen, alles ist", sagte Hochstätter jüngst nach einer Bochumer Niederlage in Fürth. Worte, die auch zum HSV passen würden.

(sid)
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