Kolumne: Gegenpressing Und Geld schießt doch Tore

Düsseldorf · Die Champions League bietet Spektakel. Sie sorgt aber auch dafür, dass die Kluft zwischen reichen und weniger investitionsfähigen Klubs immer größer wird.

RP-Sportchef Robert Peters.

RP-Sportchef Robert Peters.

Foto: Phil Ninh

Der hingebungsvollen Forschungsarbeit unserer liebenswerten Kollegen von "11 Freunde" verdankt das Land nun den Beweis für eine lang umstrittene These. Sie lautet: "Geld schießt Tore." Das steht jetzt fest.

Langfristige Erhebungen ergeben, dass über den Zeitraum von zehn Jahren in aller Regel die Tabelle ziemlich genau dem jeweiligen Aufwand für die Personalkosten entspricht. Das ist schon mal traurig für Darmstadt und Ingolstadt, die zumindest in dieser Welt nicht mehr deutscher Meister werden. Es ist auf Dauer auch sehr unschön für die tapferen romantischen Zeitgenossen, die noch den Lehrsätzen von Sepp Herberger anhängen. Der Fußball-Weise von der Bergstraße, der nicht nur Fritz Walter, die Bundesliga und das Wunder von Bern erfunden hat, soll auch gesagt haben: "Die Menschen gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie das Spiel ausgeht." Das stimmt schon länger nicht mehr. Der FC Bayern wird in Zukunft mehr denn je 20 seiner 20 Spiele gegen Darmstadt gewinnen, Borussia Dortmund wohl immer noch 19. Die Marktmacht haben die beiden Großen in den vergangenen Jahren unter sich aufgeteilt.

Ihnen kam zugute, dass sie als Stammgäste in der Champions League jedes Jahr steigende, abenteuerlich hohe Beträge einnehmen, während die früheren Mitbewerber in der nationalen Liga nur noch dann richtig verdienen, wenn sie auf dem Transfermarkt Erfolge feiern. Die Bayern können es sich leisten, negative Transferbilanzen vorzulegen, weil sie aus dem sogenannten operativen Geschäft über die Meisterklasse und ihre erfreulich spendablen Partner so viel einnehmen, dass sie der Liga davoneilen. Nach Ermittlungen der Technischen Universität München steckten Investoren zwischen 2004 und 2014 rund 363 Millionen Euro in den Klub. Im selben Zeitraum flogen die Münchner und in ihrem Sog die Dortmunder der Konkurrenz davon.

Daran, das ist bitter für Romantiker und für Anhänger eines richtigen Wettbewerbs in der Bundesliga, wird sich nichts mehr ändern. Die führenden Fußball-Unternehmen haben kein Interesse daran, es zu ändern, die armen Vettern keine Gelegenheit. Aufschließen können auf Dauer nur die Werksklubs Wolfsburg, Leipzig und Leverkusen, wenn sich deren Eigentümer entscheiden, noch mehr Geld in den Geschäftsbereich Fußball zu pumpen.

Noch machen die Zuschauer das mit. Bislang sind keine bemerkenswerten Einbrüche bei den Besucherzahlen zu verzeichnen. Ob das so bleibt? Daran sind Zweifel erlaubt. Und wenn es nicht so bleibt, braucht der Fußball neue Modelle. Eines wäre der Abschied der Großen aus der nationalen Liga in eine europäische Superliga. Da könnten sie dann unter ihresgleichen bleiben. Dem Event-Publikum könnte das gefallen, den Traditionalisten in diesem Volkssport sicher nicht. Um wen es da am Ende geht, entscheidet der Markt. So kühl ist das Geschäft.

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(RP)
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