Frauen-WM in Kanada "Persönliche Gründe": Blatter reist nicht zum Finale

Fifa-Präsident Joseph S. Blatter (Schweiz) wird nach dem Ausbruch des Korruptionsskandals um den Weltverband nicht zum Finale der Frauen-WM am Sonntag im kanadischen Vancouver reisen.

Fifa: Sepp Blatter tritt zurück
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Blatter verkündet seinen Rücktritt

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Foto: afp, vd/tlr

Das bestätigte sein US-Anwalt Richard Cullen der französischen Nachrichtenagentur AFP am Dienstag. "Herr Blatter hat den Organisatoren mitgeteilt, dass er aus persönlichen Gründen das Finale nicht besuchen wird", begründete Cullen in einer E-Mail den Verzicht des 79-Jährigen auf die Reise nach Übersee. Die Fifa betonte, dass Blatter und auch Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke "aufgrund ihrer gegenwärtigen Verpflichtungen im Fifa-Hauptquartier bleiben".

Blatter wird damit erstmals seit seiner Wahl zum Fifa-Chef vor 17 Jahren nicht beim Endspiel einer Frauen-WM vor Ort sein. Schon beim Finale der U20-WM in Neuseeland Mitte Juni war Blatter nicht dabei gewesen.

Durch die Erklärung von Cullen, erst kürzlich von Blatter als Rechtsvertreter engagiert, bewahrheiteten sich bereits seit Wochen kursierende Spekulationen um Blatters Absage auch für Kanada. Spätestens nach seinem Verzicht auf den Trip nach Neuseeland "aufgrund seiner gegenwärtigen Verpflichtungen in Zürich", wie eine Fifa-Sprecherin erklärt, rechneten Experten nicht mehr mit der Anwesenheit des Eidgenossen in Vancouver.

Die WM-Organisatoren in Kanada hatten sich außerdem schon im Vorfeld von Blatters Absage kaum mit Bedauern zur Möglichkeit einer Siegerehrung ohne den Fifa-Präsidenten geäußert. Ihre U20-Kollegen in Neuseeland hatten den Verbandschef vor dem Hintergrund des Korruptionsskandals sogar unverhohlen zur Persona non grata erklärt. "Wenn er kommt, besteht die Gefahr, dass er zu einer Nebenattraktion wird und die Veranstaltung in den Schatten stellt", sagte Geschäftsführer Andy Martin vom WM-Gastgeberverband und fügte hinzu, Blatters "würde man sich wünschen".

Bereits unmittelbar nach Blatters Rückzugsankündigung vom 3. Juni hatte die Fifa eine Einschränkung von Blatters Trips zu internationalen Veranstaltungen angedeutet. "Sepp Blatter wird vorerst bestimmt nirgendwohin ausreisen", hatte der inzwischen zurückgetretene Fifa-Mediendirektor Walter De Gregorio auf entsprechende Nachfragen erklärt.

Aufgrund der Ermittlungen der US-Justiz im Bestechungsskandal um mehrere Fifa-Funktionäre kursieren Spekulationen, dass Blatter seine Schweizer Heimat zur Vermeidung von Verhören oder gar einer Festnahme im Ausland vorläufig nicht verlassen werde. Die Schweiz liefert eigene Staatsbürger nicht an ausländische Justizbehörden aus.

(sid)
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