Frauen-WM Jagd auf den dritten Stern

Ottawa/Düsseldorf · Nach dem frühen Aus bei der Heim-WM vor vier Jahren will die deutsche Auswahl in Kanada um den Titel mitspielen.

Frauen-WM: DFB-Team tourt durch Kanadas Hauptstadt
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DFB-Team tourt durch Kanadas Hauptstadt

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Silvia Neid hat in ihrem Leben viel erreicht. Sie ist als Spielerin Deutsche Meisterin geworden (mit Bergisch Gladbach und Siegen) und gewann fünf Mal den DFB-Pokal. Nebenher arbeitete sie im Blumenhandel ihres Trainers. Sie hat in der Nationalmannschaft Karriere gemacht, erst als Aktive, seit 1996 als Trainierin beim Deutschen Fußball-Bund. Neid hat die Entwicklung der Sportart hierzulande maßgeblich mitbegleitet. Und das soll auch so nach dieser Weltmeisterschaft in Kanada bleiben. Unabhängig vom Abschneiden wir sie nach dem Turnier als Bundestrainerin aufhören und auf den für sie geschaffenen Posten der Leiterin der Scoutingabteilung Frauen- und Mädchenfußball im Verband wechseln. Ihre Nachfolgerin wird Steffi Jones.

Frauen-WM: Hier residiert die deutsche Nationalmannschaft
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Hier residieren die DFB-Frauen

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Viele hatten nicht damit gerechnet, dass es so lange mit der Übergabe dauern würde. Im Grunde mit vier Jahren Verspätung. Nach dem frühen Aus bereits im Viertelfinale der Heim-WM gegen Japan wurde wild über eine Ablösung von Neid spekuliert. Aber vielleicht oder zum Glück ist der Frauenfußball noch nicht soweit. Statt auf einen Fehltritt zu reagieren, behielt man beim DFB die Ruhe und vertraute weiter auf Neid. Der Erfolg gab ihr jedenfalls Recht. 2013 wurde Deutschland erneut Europameister. Und auf dem Weg zur WM, die von heute bis zum 5. Juli erstmals komplett auf Kunstrasen ausgetragen wird, blieb die von Neid betreute Auswahl in der Qualifikation ohne Niederlage. Der Dritte Stern nach dem Triumphen 2003 und 2007 ist das Ziel.

"Wir gehen offener miteinander um als 2011. Wir haben eine andere Mannschaft und darin auch andere Charaktere. Die Spielerinnen sind füreinander da, respektieren sich. Es gibt keine Grüppchenbildung", sagte die 51-Jährige vor dem WM-Auftakt in Ottawa morgen (22 Uhr/ZDF) gegen die Elfenbeinküste im Interview der "Süddeutschen Zeitung". Die Entwicklung sei auch daran ablesbar, das inzwischen Ausfälle von Leistungsträgerinnen wie Lira Alushi (Schwanger) oder Weltfußballerin Nadine Keßler (verletzt) verkraftet werden könne. "Es hat uns gut getan, dass wir in den vergangenen beiden Jahren kein Länderspiel mit derselben Besetzung beginnen konnten. Denn die Mannschaft hat dadurch gelernt. Jede einzelne weiß, dass wir eine unheimliche Qualität im Kader oder auf der Bank haben, und das kann für uns bei dieser WM ein Vorteil sein." Deutschland muss mindestens unter die drei besten Teams Europas kommen, um sich direkt für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro zu qualifizieren.

Nach der WM wird es einen Umbruch im Team geben. Neben Neid ist auch der Abgang von Nadine Angerer klar. Die 36-Jährige, mit 139 Länderspielen mit Abstand erfahrenste DFB-Spielerin, lobt die Chemie unter den Kolleginnen: "Wir haben super Charaktere in unserer Mannschaft, die Jungen sind unbefangen, aber unglaublich lernwillig. Für jede Trainerin ist diese Mannschaft ein Traum."

(RP)
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