Frauen-WM Angerer gegen Solo: Duell der ungleichen Torhüterinnen

Montreal/Düsseldorf · Im WM-Halbfinale treffen Nadine Angerer und Hope Solo aufeinander. Beide gelten als großer Rückhalt ihres Teams, wobei die US-Keeperin alles andere als pflegeleicht ist.

Frauen-WM 2015: Nadine Angerer wird im Spiel gegen Frankreich zur Heldin
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Angerer wird im Spiel gegen Frankreich zur Heldin

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Vor einem Jahr hat es Hope Solo mit dem Kampfgeist mal übertrieben. Die Polizei nahm die Fußballspielerin fest, weil sie bei einer Party auf ihre Schwester und ihren 17-jährigen Neffen losgegangen war. Ein halbes Jahr später wurde sie von einem Gericht vom Vorwurf der häuslichen Gewalt freigesprochen.

Auch außerhalb ihres privaten Umfelds gilt Hope Solo nicht gerade als pflegeleicht. Der US-Verband sperrte die Torhüterin Anfang 2015 intern "wegen eines Vorfalls im Training". Von disziplinarischen Schwächen ist aber längst keine Rede mehr. In Kanada ist die 35-Jährige der große Rückhalt ihres Teams. Im WM-Halbfinale treffen die USA (Mittwoch, 1 Uhr/ARD) in Montreal auf die deutsche Mannschaft. Und es passt sehr schön, dass die Vorschlussrunden-Begegnung zugleich zum großen Duell der Torhüterinnen wird. Nadine Angerer (36) hat durch ihre Parade im Viertelfinale gegen Frankreich - nicht zuletzt im Elfmeterschießen - ihr Team vor dem Ausscheiden bewahrt. Und sie ist bei ihrem letzten WM-Turnier in bestechender Form.

Das ist Hope Solo
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Foto: AP

Angerer weiß, was auf die Mannschaft zukommt. Sie spielt in ihrer zweiten Saison bei den Portland Thorns in der US-Liga, und sie kennt die Mentalität der Amerikanerinnen. "Sie haben ein eingebautes optimistisches Gen", sagt die Torhüterin, "auch wenn ein Team zur Pause 0:4 zurückliegt, sagen die Spielerinnen in der Kabine: Die hauen wir weg."

Angerer erwartet ICE

Es wird ganz sicher ein anderer Gegner als das fußballtechnisch so starke Frankreich, mit dem die DFB-Auswahl große Mühe hatte. "Die USA", erklärt Angerer, "leben von ihrer Power, ihrer Physis. Da wird ein ICE auf uns zurauschen."

Hope Solo in Ketten vor Gericht
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Foto: ap

Für schlaflose Nächte sorgt diese Aussicht allerdings nicht. Vor allem bei Bundestrainerin Silvia Neid nicht. "Die USA werden alles aus sich herausholen", sagt sie, "aber ich weiß nicht, ob sie es so gut finden, gegen uns spielen zu müssen." Schließlich hat sich herumgesprochen, dass die Deutschen mit Tempofußball ganz gut klarkommen. Und von psychischem Druck will die Bundestrainerin nichts wissen. Mit der Olympia-Qualifikation, die schon vor dem Viertelfinale erreicht war, und dem Einzug ins Halbfinale glaubt sie, das Soll erfüllt zu haben. "Wir können jetzt befreit aufspielen und werden versuchen, ins Finale zu kommen", erklärt Neid.

Das Glück hat ihr Team im Viertelfinale zur Genüge strapaziert. Gegen die USA wird es auf seine fußballerischen Qualitäten setzen müssen. Die hat es gegen Frankreich lange Zeit verborgen. Dass die Mehrzahl der Zuschauer in Montreal die USA unterstützen werden, stört Neids Fußballerinnen nicht. Daran haben sie sich im Viertelfinale gewöhnen können.

(RP)
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