Frauen-WM in Kanada Rekordtorschützin Marta bleibt nach WM-Aus unvollendet

Montreal · Marta konnte ihren grenzenlos Frust nicht zurückhalten. Wütend riss sich Brasiliens Superstar die Kapitänsbinde vom Arm und schleuderte das blaue Band auf den Kunstrasen des WM-Stadions von Moncton. Wieder einmal, und diesmal noch dazu frühzeitig, ist die fünfmalige Weltfußballerin beim Anlauf auf den WM-Thron gescheitert.

Brasiliens K.o. im Achtelfinale
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0:1 (0:0) unterlag der in allen Belangen enttäuschende Mitfavorit am Sonntag den spielerisch limitierten, aber aufopferungsvoll kämpfenden Australierinnen. Nationaltrainer Vadao ging erstaunlich gelassen mit dem Aus um, appellierte mit Blick auf die hochgesteckten Ziele für das Fußball-Turnier bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro aber an seinen Verband: "Wir müssen uns in Zukunft noch besser vorbereiten können, so wie andere Nationen."

Marta, die im letzten Vorrundenspiel gegen Costa Rica (1:0) noch geschont worden war, blieb im Nieselregen vor 12.054 Zuschauern so gut wie unsichtbar. Nur einen Schuss brachte die überragende Technikerin aufs Tor. Eine Bandage am linken Oberschenkel ließ den Verdacht auf eine möglichen Blessur aufkommen.

Rekordtorschützin - aber ohne Weltmeistertitel

Dabei hatte das Turnier vier Jahre nach dem Viertelfinal-Aus in Deutschland gegen die USA durchaus vielversprechend begonnen. Mit ihrem 15. Treffer, dem verwandelten Foulelfmeter im Auftaktspiel gegen Südkorea (2:0), stieg Marta zur alleinigen WM-Rekordtorschützin vor Birgit Prinz und US-Star Abby Wambach (beide 14) auf.

Doch nach einem krassen Fehler der nach dem Abpfiff untröstlichen Luciana muss die 29-Jährige vom schwedischen Meister FC Rosengard weiter auf die Krönung ihrer Karriere warten. Australiens ersten Schuss aufs Tor ließ die Torhüterin unnötig nach vorne abprallen, die eingewechselte Kyah Simon reagierte am schnellsten und schob den Ball ins Tor (80.).

Nach dem ersten Sieg in einem K.o.-Spiel bei einer Weltmeisterschaft war das Team aus Down Under, das Bundestrainerin Silvia Neid vor Turnierbeginn bereits als möglichen Favoritenschreck gehandelt hatte, völlig aus dem Häuschen. "Das ist ein wirklich großer Moment, der bisher wahrscheinlich größte für den australischen Frauenfußball", sagte Trainer Alen Stajcic.

Australien sieht sich als gefährlichstes Team

In das Viertelfinale am Samstagabend gegen Titelverteidiger Japan oder die Niederlande gehen die Matildas nun jedenfalls mit breiter Brust. "Wir sind wahrscheinlich eines der gefährlichsten, wenn nicht sogar das gefährlichste Team bei dieser WM", sagte Stajcic, bevor er sich selbst zügelte: "Wir wollen jetzt noch nicht zu weit denken."

Die Matchwinnerin Simon genoss in ihrer Heimat bereits vor ihrem historischen dritten Treffer bei dieser Endrunde Kultstatus. Die 23-Jährige, die nach einem Kreuzbandriss Ende 2013 erst kurzfristig wieder fit für Kanada wurde, erzielte einst als erste Aborigine ein Länderspiel-Tor für Australien. Ihr WM-Debüt 2011 in Deutschland ist zentrales Thema des Dokumentarfilms "No Apologies".

(sid)
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