21.000 Fans jubeln deutscher Torhüterin zu Bewegender Abschied für "Natze" Angerer

Portland · 21.000 Zuschauer in Portland haben Nadine Angerer einen bewegenden Abschied von der großen Fußball-Bühne bereitet.

Nadine Angerer in Portland emotional verabschiedet
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Angerer feiert emotionalen Abschied in Portland

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Nadine Angerer tanzte ein letztes Mal ausgelassen vor der Fankurve, verbeugte sich unzählige Male vor der Traumkulisse und verließ lächelnd mit den Armen voller Geschenke den Hexenkessel von Portland. Von Wehmut war nach dem stimmungsvollen Abschied aus der liebgewonnenen Fußball-Heimat keine Spur, auch wenn sie nach dem turbulenten 3:3 (0:2) ihrer Thorns gegen Washington Spirit zugab: "Die Fans hier sind so unfassbar. Die machen das Ganze natürlich sehr emotional."

Schon als die 36-Jährige ein letztes Mal zum Aufwärmen in den Providence Park kam, empfingen sie die über 21.000 Anhänger mit frenetischem Applaus und Sprechchören. Angerer bedankte sich an der Seite der ebenfalls zurücktretenden Rachel van Hollebeke mit einer kleinen Ansprache bei den Fans, die ihrer Torhüterin mit einer Choreografie aus weißen Schildern mit der Nummer 1 huldigten: "Danke, dass Ihr Portland zu dem perfekten Ort macht, meine Karriere zu beenden!"

Die sonst so coole Angerer musste vorher kurz schlucken: "Rachel hätte mich fast zum Weinen gebracht, die ist sehr emotional. Aber ich habe sie in den Arm genommen und dann haben wir das beide gewuppt." Nach dem bewegend Abschied aus Soccer City steht für "Natze" nur noch ein Auswärtsspiel am Samstag an. Noch einmal nach Rochester/New York an das andere Ende des Kontinents fliegen, dann ist - etwas früher als erhofft, da die Thorns die Play-offs verpassten - endgültig Schluss für die erfolgreichste Torhüterin in der Geschichte des Frauenfußballs.

Unter anderem zwei WM-, fünf EM-Titel und die Auszeichnung als Weltfußballerin des Jahres 2013 hat Angerer gewonnen und das Torwartspiel im Frauenfußball in dieser Zeit mitgeprägt. "Ich weiß, dass ich noch weiterspielen könnte, aber es ist der richtige Moment", sagte Angerer, die im DFB-Team bis zuletzt bei der WM in Kanada immer wieder mit parierten Elfmetern zur Heldin aufstieg.

Die Kolleginnen der Nationalmannschaft schickten ihrer nach der WM aus der DFB-Auswahl zurückgetretenen Spielführerin noch eine haarige Hommage: In einem Videogruß präsentierten sich alle mit Angerers typischer Spielfrisur. Ihre Reaktion: "Endlich schaut Ihr mal alle super aus." Nicht nur auf dem Feld, auch als Spaßvogel wird das Aushängeschild der deutschen Auswahl fehlen.

Angerer geht mit Vorfreude in den neuen Lebensabschnitt

Angerer freut sich "total" auf den neuen Lebensabschnitt, auch wenn der Abschied von Portland schmerzt. Die "Rose City" mit ihren 600.000 oft schrägen Einwohnern, den unzähligen verlockenden Restaurants, Cafes und Klamottenläden, passt perfekt zu ihrem Lebensstil. "Die Stadt ist so anders als der Rest der USA", sagt Angerer mit Wehmut, "ich liebe Portland."

Beim Ausnahme-Klub, bei dem im Schnitt 13.000 Fans für eine im Vereinsfrauenfußball einzigartige Atmosphäre sorgen, avancierte Angerer im vergangenen Jahr sofort zum Publikumsliebling und eroberte auch die Herzen ihrer Teamkolleginnen im Sturm. Mit Weltstars wie Alex Morgan (USA) und Christine Sinclair (Kanada) hat sie Freundschaften fürs Leben geschlossen - und ließ es mit ihnen nach dem letzten Heim-Auftritt noch einmal krachen.

Nach 20 Jahren Leistungssport mit Stationen in München, Potsdam, Frankfurt, Schweden und Australien, will die Weltenbummlerin erst einmal den Ruhestand genießen. "Ich bin ja noch eine fitte Rentnerin", sagte sie lachend. Bevor es Mitte Oktober zurück nach Frankfurt geht, stehen noch Trips nach Utah und Hawaii an.

Doch dem Sport wird sie erhalten bleiben. Ihre eigene Philosophie und Methodik will sie als Torwarttrainerin weitergeben. Dafür muss sie Praxis sammeln. Rückkehr nach Portland nicht ausgeschlossen...

(sid)
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