Jones zeigt sich nach Zittersieg kritisch "Wir müssen Tore schießen"

Tilburg · Bundestrainerin Steffi Jones erwartet nach dem 2:1-Zittersieg im zweiten EM-Spiel gegen Italien von ihrem Team eine Leistungssteigerung im Gruppenfinale gegen Russland. Das DFB-Team hat zwar vier Punkte auf dem Konto, konnte spielerisch aber bislang nicht überzeugen.

Frauen-EM 2017: Italiens Torfrau Laura Giuliani patzt gegen Deutschland
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Italiens Torfrau patzt gegen Deutschland

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Als es auf Mitternacht zuging, schlug Steffi Jones Alarm. "Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir wahnsinnig viel Vertrauen ausgesprochen haben und die Mannschaft das ganz toll umsetzt", sagte die von einer Achterbahnfahrt der Gefühle gezeichnete Fußball-Bundestrainerin, und legte dann den Finger in die Wunde: "Es reicht aber nicht — Tore müssen wir schießen und an unseren Fehlern arbeiten."

Denn beim 2:1 (1:1)-Zittersieg im zweiten EM-Spiel gegen Italien klemmte es beim DFB-Team wie bei der Nullnummer gegen Schweden gehörig im Abschluss. Dazu machte der Rekord-Europameister den Außenseiter mit unnötigen Fehlern stark. In dieser Form kann der runderneuerte EM-Dauersieger keine Ansprüche auf den neunten Titelgewinn, den siebten in Serie, anmelden. Das weiß - bei aller Erleichterung über den ersten Turniersieg - auch Jones: "Wir müssen daraus lernen, und dann müssen die Spielerinnen das umsetzen. Sonst wird es schwer, das Ziel zu erreichen."

24 Torschüsse — keine Treffer aus dem Spiel heraus

Weil trotz 24 Torschüssen keine Treffer aus dem Spiel heraus fielen, mussten in Tilburg die Innenverteidigerinnen Josephine Henning (19.) nach einem Freistoß und Babett Peter (67.) per Foulelfmeter die Kohlen aus dem Feuer holen. Beide Male half Laura Giuliani, Torhüterin der Squadra Azzurra, kräftig mit.

Immerhin steht vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Russland am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF und Eurosport) die Tür zum Viertelfinale als Tabellenzweiter hinter den punktgleichen Schwedinnen und einen Zähler vor Russland weit offen. Selbst ein Remis gegen die Russinnen würde genügen, doch die Ansprüche sind natürlich andere.

"Unser Abschluss muss besser werden. Wir müssen uns belohnen für unsere Arbeit", forderte Kapitänin Dzsenifer Marozsan: "So viele Chancen erarbeitet man sich nicht so oft. Wir müssen die eiskalt nutzen, sonst wird man bestraft."

Wie verwundbar der Olympiasieger in dieser Verfassung ist, zeigte nicht nur das Gegentor durch Ilaria Mauro (29.) nach einem schlecht verteidigten Konter. Selbst in Überzahl nach Gelb-Rot gegen Elisa Bartoli (69.) wirkte der Favorit verunsichert. "Wir müssen das als ballsichere Mannschaft einfach souveräner spielen", monierte Jones. Marozsan pflichtete bei: "Wir hätten das cooler runterspielen müssen."

Wie aber kommt die Coolness zurück? Spielgestalterin Marozsan hat eine simple Antwort. "Es muss mal knallen auf dem Platz. Der Knoten muss platzen. Wir müssen aus dem Spiel heraus das erste Tor machen, dann wird es flutschen", betonte die 25-Jährige vom französischen Triple-Sieger Olympique Lyon.

Vergangenheit macht Mut

Hoffnung macht vielleicht auch der Blick in die Vergangenheit. Sowohl letzten Sommer beim Olympiasieg in Rio als auch beim EM-Triumph 2013 in Schweden hatte sich die DFB-Auswahl in der Vorrunde schwer getan — und stand am Ende doch ganz oben auf dem Treppchen. Doch das Team will sich nicht auf seinem Nimbus als Turniermannschaft ausruhen. "Das ist Vergangenheit", betonte die Spielführerin, "und wir sind ein völlig anderes Team."

Von diesem erwartet Jones beim nächsten Spiel in Utrecht nun eine Reaktion: "Russland wird genauso körperbetont spielen und tief stehen. Da können wir zeigen, dass wir es besser und vor allem zielstrebiger lösen können."

(can/sid)
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