DFB-Pokal in Köln Ehrliche Bühne für den Frauenfußball

Köln · 16.542 Zuschauer sehen in Köln den 2:1-Erfolg des VfL Wolfsburg im Pokal-Endspiel gegen den SC Sand.

VfL Wolfsburg feiert Pokalsieg 2016
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Wolfsburg feiert Pokalsieg 2016

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Es gab mal eine Zeit, da war für Frauenfußball nur Platz im Vorprogramm. Das klingt in etwa so wie die Frage: "Können Sie sich noch daran erinnern, dass man früher in Restaurants rauchen durfte?" Man hat sich längst auf allgemein akzeptierte Spielregeln geeinigt. Um den Frauenfußball zu emanzipieren, wird das Pokalfinale seit 2010 nicht mehr vor dem Endspiel der Männer im Berliner Olympiastadion ausgetragen, sondern in Köln. Der Verband wollte eine eigene Marke schaffen. Das Frauenspiel sollte nicht nur Anhängsel sein. Vom Selbstverständnis her kam aber auch kein Standort in der Provinz mit einem kleinen Stadion in Frage. Am vergangenen Wochenende waren 16.542 Zuschauern ins RheinEnergie-Stadion gekommen, um sich das Finale zwischen dem VfL Wolfsburg und dem SC Sand anzusehen. Am Ende setzten sich die hochfavorisierten Titelverteidigerinnen aus Niedersachsen 2:1 durch - man hatte einen deutlich klareren Ausgang erwartet.

Es ist schon eine Weile her, da wurde in der Republik ein großes Fest gefeiert. Es war ein glanzvolles Spektakel, gespickt mit großen Erwartungen für eine glorreiche Zukunft des Frauenfußballs. Die vollen Stadien, die Begeisterung im Land bei der WM 2011 - das alles hatte die Hoffnung genährt, es könnte nicht nur eine Liebe für einen Sommer sein. Der Deutsche Fußball-Bund ist nach wie vor darum bemüht, daraus ein Produkt für die Massen zu machen. Nur das Tempo, mit dem das alles realisiert werden soll, ist deutlich gedrosselt worden.

In Wolfsburg hat man viel in das Projekt Frauenfußball investiert. Sportlich hat es sich längst ausgezahlt - anders als die männlichen Berufskollegen, in die noch deutlich mehr Millionen investiert wurden von Autobauer Volkswagen, liefern die Frauen wenigstens ab. Am Donnerstag kann der zweimalige deutsche Meister die Saison mit dem dritten Triumph in der Champions League nach 2013 und 2014 krönen. Gegner im Finale im italienischen Reggio Emilia ist wie 2013 der französische Meister Olympique Lyon. Zur Erinnerung - das VW-Werksteam der Männer spielt nächste Saison nicht in einem internationalen Wettbewerb.

Im DFB-Pokal-Finale versuchte das von Ralf Kellermann trainierte Team seine Favoritenrolle anzunehmen und übernahm zunächst die Spielkontrolle. In der 7. Minute nutzte Jakabfi die Überlegenheit, dribbelte sich durch die Abwehr des SC Sand und schloss aus acht Metern zum 1:0 ab. Wenig später verpasste es Babett Peter (15.) im Anschluss an eine Ecke, die Führung auszubauen. Der SC Sand, der im Halbfinale den deutschen Meister Bayern München mit 2:1 bezwungen hatte, versuchte nicht nur tapfer mitzuspielen, sondern hatte durchaus die Mittel, die Kontrahentinnen in Bedrängnis zu bringen. Mit den schnellen Kontern kam Wolfsburg jedenfalls nicht zurecht. Das reichte aber nicht zum Favoritensturz.

Der Dorfklub aus dem südbadischen Willstätt (9490 Einwohner) kam immerhin zum Ausgleich durch die frühere Wolfsburgerin Damnjanovic, die nach einem Igwe-Anspiel der Nationalkeeperin Almuth Schult keine Chance ließ. Jakabfi allerdings stellte die alten Machtverhältnisse mit ihrem zweiten Treffer wieder her. Kellermann wollte von Feierlichkeiten direkt nach dem Erfolg nichts wissen. "Natürlich werden wir am Abend gemütlich zusammensitzen, wir haben ja fünf Tage Zeit, aber gefeiert wird erst am Donnerstag, egal was in Italien passiert."

(gic)
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