Marija Kurtes Benrather Schiedsrichterin sorgt mit Fehler für Novum

Düsseldorf · Marija Kurtes hat Karriere gemacht. Die 28-Jährige, deren Heimatklub die SG Benrath-Hassels im Düsseldorfer Süden ist, trägt den Titel "Deutschlands Schiedsrichterin des Jahres 2014". Sie pfeift in der ersten und zweiten Bundesliga der Frauen und in der vierthöchsten Klasse der Männer. Vor zwei Jahren leitete sie erstmals ein Länderspiel: Israel gegen Serbien. Die Düsseldorferin ist eine von nur vier deutschen Schiedsrichterinnen, die auf der Einsatzliste des Internationalen Fußballverbands (Fifa) stehen.

 Schiedsrichterin Marija Kurtes wollte sich nicht zu ihr Fehlentscheidung im U19-Qualispiel zwischen England und Norwegen äußern.

Schiedsrichterin Marija Kurtes wollte sich nicht zu ihr Fehlentscheidung im U19-Qualispiel zwischen England und Norwegen äußern.

Foto: Olaf Staschik

Für so viel Aufmerksamkeit wie beim Spiel der U 19-Juniorinnen aus England und Norwegen hat Kurtes noch nie gesorgt. Weil ihr in der Verlängerung der Begegnung in Belfast am vergangenen Samstag ein Fehler unterlaufen ist, wurden die letzten Minuten der Partie noch einmal angesetzt. So etwas gab es noch nie in der Geschichte der Europäischen Fußball-Union (Uefa).

Was war passiert? In der vierten Minute der Nachspielzeit hatte Kurtes beim Stand von 2:1 für die Norwegerinnen auf Foulelfmeter für England entschieden. Den Strafstoß verwandelte Leah Williamson, doch eine andere englische Spielerin lief zu früh in den Strafraum. Statt den Elfmeter wiederholen zu lassen, wie es in Punkt 14 der Fußballregeln vorgesehen ist, entschied Kurtes auf Freistoß für Norwegen.

Bei Kurtes Entscheidung handelt es sich nicht um eine Tatsachenentscheidung, die unumstößlich ist, sondern um einen Regelverstoß. Um den handelt es sich, wenn der Schiedsrichter die Sportregeln fehlerhaft anwendet. Dann kann die Sportgerichtsbarkeit die Entscheidung revidieren.

Marija Kurtes bat im Gespräch mit unserer Redaktion um Verständnis dafür, dass sie sich derzeit nicht zu dem Vorfall äußern will. Die 28-Jährige, die ihr Geld als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Rhein-Ahr Campus Remagen verdient, wirkte allerdings trotz der Turbulenzen um ihre Fehlentscheidung ruhig und gefasst — so wie sie normalerweise als Schiedsrichterin auftritt.

Beim damaligen BV Hassels hat Marija Kurtes als Zehnjährige mit dem Fußball begonnen. Dann nahm sie zufällig — wie sie selbst sagt "eine Schnapsidee" — an einem Schiedsrichterlehrgang teil. Mit 15 Jahren leitete sie erstmals ein C-Jugendspiel. "Das hat total Spaß gemacht." Schiri-Obmann Bernd Biermann entdeckte und förderte das Talent, 2004 gelang ihr der Sprung unter die DFB-Schiedsrichterinnen. Ihr Schiedsrichteramt sieht sie als positive Herausforderung: "Es ist immer wieder spannend zu erleben, wie Spieler auf dem Platz reagieren." Ihre Devise: "Ich spreche viel mit den Spielern." Hinzu kommt eine eindeutige Körpersprache.

Gelegentlich hilft es, ewige Nörgler konsequent zu ignorieren. "Ich bin nicht der Typ für Karten", sagt sie. Spiel-Aufzeichnungen nutzt Marija Kurtes zur Selbstanalyse. "Aus einem Mist-Spiel lernt man am meisten", räumt sie ein. Bei internationalen Lehrgängen trifft sie die Prominenz aus ihrem Metier: den Engländer Howard Webb, der das WM-Finale 2010 in Südafrika leitete, zum Beispiel oder Deutschlands Nummer eins, Felix Brych. Auch die Legende Pierluigi Collina hat sie schon getroffen. Welche Konsequenzen die Fehlentscheidung von Belfast auf den Fortgang ihrer Karriere hat, ist noch nicht abzusehen. Gesprächsbedarf zwischen ihr und den Verbänden gibt es jedenfalls.

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