Fortuna Düsseldorf Schwere Zeiten für Kapitän Haggui

Düsseldorf · Der Deutsch-Tunesier bewies Charakter, als er Fortunas Mannschaft auf das Spiel gegen St. Pauli einschwor, obwohl er erstmals nur auf der Ersatzbank saß. Seine sportliche Zukunft ist fraglich - erst recht nach seinem Muskelfaserriss.

 Karim Haggui hat es derzeit nicht leicht.

Karim Haggui hat es derzeit nicht leicht.

Foto: Falk Janning

Über Monate hinweg war Karim Haggui eine der wenigen verlässlichen Säulen Fortunas. Zwar musste auch der Kapitän immer wieder mal Kritik einstecken - meist daran, dass er mit seinen 32 Jahren nicht mehr der Allerschnellste ist. Oftmals war diese Kritik allerdings nicht einmal berechtigt, da der Innenverteidiger als letzter Feldspieler vor Torhüter Michael Rensing ausbaden musste, was Kollegen vor ihm angerichtet hatten.

So sah es bislang auch jeder Trainer in dieser Saison, Frank Kramer ebenso wie seine Nachfolger Peter Hermann, Marco Kurz und Friedhelm Funkel. Haggui stand bei allen stets in der Startelf, wurde nur zweimal ausgewechselt und pausierte allein am 18. Spieltag wegen der Gelb-Roten Karte, die er gegen Braunschweig gesehen hatte. Das Resultat: Fortuna verlor ohne ihren Kapitän gegen Union Berlin 0:3.

Seit Freitagabend jedoch hat sich der Wind gegen den ehemaligen tunesischen Nationalspieler gedreht. Funkel setzte Haggui beim 1:1 gegen den FC St. Pauli auf die Bank, erstmals seit dessen Wechsel zu Fortuna im vergangenen Juni. "Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht", erklärt Funkel. "So einem verdienten Spieler teilt man das nicht so nebenbei vor versammelter Truppe mit. Deshalb habe ich Karim im Hotel auf mein Zimmer gebeten und ihm alles erklärt."

Er habe das Gefühl gehabt, Haggui einmal rausnehmen zu müssen aus der Kritik, sagt Funkel. Die hatte sich nach den beiden 1:3-Niederlagen gegen Leipzig und in Fürth verstärkt, da der Deutsch-Tunesier wirklich nicht seine besten Tage erwischt hatte. "Karims Reaktion darauf war dann einfach nur glänzend", berichtet der Trainer. "Natürlich war er ein wenig enttäuscht, aber dann hat er es akzeptiert. Vor dem Spiel gegen Pauli hat Karim dann die Mannschaft in der Kabine heiß gemacht, als stünde er selbst auf dem Platz. Das ist Charakter, das ist respektvolles Annehmen einer schwierigen Situation."

Es kam jedoch noch schlimmer für den Kapitän. Am Tag nach dem 1:1 gegen die Hamburger brach er das Training wegen eines Ziehens im Oberschenkel ab - und bei der Untersuchung stellte sich die Blessur als Muskelfaserriss heraus. Haggui fällt damit mit Sicherheit für die wichtige Partie beim MSV Duisburg am Freitag (18.30 Uhr) aus, gut möglich sogar, dass er in dieser Saison gar nicht mehr für Fortuna auflaufen kann. Schließlich ist bereits am Pfingstsonntag in Braunschweig Feierabend, sofern die Düsseldorfer nicht auf den Relegationsrang 16 abrutschen.

Unabhängig von diesem Verletzungspech wäre es jedoch ohnehin fraglich gewesen, ob Funkel seine Innenverteidigung so schnell wieder geändert hätte. Zwar hält der Chefcoach sehr viel von dem 82-maligen tunesischen Nationalspieler, der seit einigen Jahren auch deutscher Staatsbürger ist. Schwerer wiegt aktuell jedoch, dass Kevin Akpoguma gute Leistungen abgerufen hat, seit Funkel ihn als erster Fortuna-Trainer auf der Position eingesetzt hat, für die er im Sommer aus Hoffenheim ausgeliehen wurde - als Innenverteidiger. Und da Alexander Madlung in der Abwehrzentrale nahezu gesetzt ist, wäre Haggui die Rückkehr in die Startelf nicht leicht gefallen. Jetzt ist sie durch den Muskelfaserriss zunächst unmöglich geworden. Es sind schwere Zeiten für den Kapitän, der nur noch als "Heißmacher" zum Klassenerhalt beitragen kann.

(jol)
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