Fortuna Düsseldorf Sararer sorgt für Wirbel

Düsseldorf · In Stuttgart hat er abseits des Platzes Aufsehen erregt, bei Fortuna will er jetzt auf dem Rasen für Theater sorgen. Das ist ihm in den letzten Tagen gelungen. Sercan Sararer ist einer der Gewinner der Vorbereitung.

Sercan Sararer: Frank Kramers Entdeckung
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Das ist Sercan Sararer

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Foto: Christof Wolff

Sercan Sararer ist anders. Er ist keiner, der braven Spieler, die Franz Beckenbauer einst als verwöhnte Wohlstandsjünglinge bezeichnet hat. Keiner, der während seiner Juniorenzeit angepasst, weich gespült und aalglatt geworden ist. Er ist vielleicht einer der letzten aus der Generation rotzfrecher Straßenfußballer, deren Tun manchmal unberechenbar ist - was auf dem Rasen inzwischen oft schmerzlich vermisst wird. So hat Sercan Sararer während der Vorbereitung auf sich aufmerksam gemacht und sich durch forsches Auftreten auf der Außenbahn gute Chancen auf einen Platz in der Elf erarbeitet.

Eigentlich war der offensive Mittelfeldspieler auf einem guten Weg, doch die beiden vergangenen Jahre beim VfB Stuttgart haben ihn - ähnlich wie Karim Haggui - aus der Bahn geworfen. 13 Jahre lang hatte der gebürtige Nürnberger das Trikot der SpVgg Greuther Fürth getragen, war mit ihr in die Bundesliga aufgestiegen. Zwölf Mal trug er sogar das Trikot der türkischen Nationalmannschaft.

Doch in Stuttgart konnte er sich nicht durchsetzen. "Über diese Zeit will ich nicht reden", sagt er offen und ehrlich. Aus dieser Zeit sind den Fans weniger seine 13 Bundesligaeinsätze in Erinnerung geblieben, als vielmehr dieses Selfie, was er bei Tempo 282 geschossen und gepostet hat. Dazu sagt er nur: "Ich habe aus meinen Fehlern gelernt."

Bei Fortuna ist er aus doppeltem Grund gelandet. "Herr Schulte hat mich angesprochen und gesagt, Fortuna brauche so einen Typ", erzählt Sararer, der beidfüßig schießt und gerne in den Zweikampf geht. "Wichtig ist, dass der Trainer mich haben will und der Klub hinter mir steht. Und Trainer Kramer kennt mich seit Jahren. Er weiß, wie man mit mir umzugehen hat. Es ist wichtig, dass er mir die Grenzen aufzeigt."

"Er ist ein netter Kerl"

Frank Kramer und Sercan Sararer vertrauen einander. "Er ist ein netter Kerl", sagt der Trainer über seinen Schützling. "Er ist einer, der seinen weichen Kern unter seinen Tatoos versteckt." Tatoos hat er inzwischen einige. Das erste, das er sich stechen ließ, war auf Arabisch und bedeutet: Kraft, Energie. Der 25-Jährige, Sohn seiner spanischen Mutter Jalanda und des türkischen Vaters Cengiz, sagt von sich, er sei ein Familienmensch. Darauf deuten auch die Zahlen auf seinem Arm hin: 20.6.10 — das Geburtsdatum seiner Tochter Mia.

Für Sararer gleicht der Verein einer Familie, die er braucht. Das haben sie in Stuttgart nie verstanden, das konnte der VfB ihm nicht geben. Und es hat ihn tief getroffen, dass er nicht mehr zur Nationalmannschaft eingeladen wurde. "Ich bin kommunikativ, deshalb habe ich da angerufen und gefragt, wieso ich nicht mehr eingeladen werde", erzählt er. "Sie haben gesagt, ich hätte zu wenig Spielpraxis." Für ihn ist es wichtig, dass er spielt, seinen Rhythmus wieder findet. In der Vorbereitung ist ihm dies gelungen, doch Kramer bremst: "Ich habe einiges gesehen, was verbesserungswürdig ist."

Dass er jetzt wieder in der zweiten Liga gelandet ist, kann er auch an seinem Kontoauszug ablesen. "Vom Gehalt her lassen sich die erste und zweite Liga nicht vergleichen. Aber das Geld ist mir egal. Ich will meinen Spaß. Ich bin froh, wenn ich gesund und glücklich bin und der Verein mich unterstützt. Es muss auch freche Typen geben, es muss auch mal knallen."

(RP)
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