Michael Liendl Ein Löwe beißt sich in die Saison

Düsseldorf · Als Löwe gesprungen, als Bettvorleger gelandet. So könnte man die Saison von 1860 München beschreiben. Die Sechziger wollen hoch hinaus, dümpeln aber im Tabellenkeller herum. Mit gehangen, mit gefangen: Ex-Fortune Michael Liendl, der auf sich aufmerksam macht.

Fortuna Düsseldorf: Michael Liendl schaut beim Abschlusstraining zu
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Ex-Fortune Liendl schaut beim Abschlusstraining zu

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Foto: Falk Janning

Es ist noch nicht lange her, da schwärmte Investor Hasan Ismaik von seinem Verein. "Unser aller Traum ist es, in die Bundesliga aufzusteigen und eines Tages auch in der Champions League zu spielen", sagte er dem "Kicker": "Wir sind auf dem richtigen Weg, aus 1860 einen der besten Vereine Europas zu machen." Die Realität sieht anders aus. 1860 hinkt den Erwartungen hinterher, hat in acht Spielen in der 2. Bundesliga nur acht Punkte gesammelt.

Der Fehlstart ist perfekt. Und das, obwohl viel Geld für prominente Spieler in die Hand genommen wurde, nachdem man in der vergangenen Spielzeit fast abgestiegen wäre. 6,6 Millionen Euro investierte der Verein in Namen wie Ivica Olic, Stefan Aigner oder den brasilianischen Mittelstürmer Ribamar. Schlagzeilen gibt es seitdem trotzdem eher abseits des Rasens. Das beste Beispiel: Olic, der vom DFB wegen Sportwetten für zwei Ligaspiele gesperrt wurde und eine Geldstrafe in Höhe von 20.000 Euro zahlen musste. Der Angreifer fehlt auch am Sonntag (13.30 Uhr/Live-Ticker), wenn die "Löwen" Fortuna Düsseldorf empfangen.

Liendl besucht das Training der Ex-Kollegen

Zu den Gastgebern zählt dann ein Mann, dessen Kontakt in die Landeshauptstadt nie abgerissen ist: Michael Liendl. Ende August stand der österreichische "Alpen-Maradona" plötzlich im Arena-Sportpark und kommentierte launig die Übungseinheit der Ex-Kollegen. "Sie sind hervorragend gestartet und haben mit Rouwen Hennings einen guten Griff gemacht", sagte der 30-Jährige, der immer noch gute Freunde unter den Rheinländern hat, etwa Linksverteidiger Lukas Schmitz oder Landsmann Christian Gartner. Er schaut sich auch noch die Spiele der Fortuna an, wenn es zeitlich passt.

Liendl, der im Sommer 2015 nach 55 Pflichtspielen für Düsseldorf (11 Tore, 13 Vorlagen) mit einem "lachenden und einem weinenden Auge" nach München wechselte, stand vor wenigen Monaten noch vor dem Aus. Er wurde nicht beachtet. Neu-Trainer Kosta Runjaic plane nicht mit dem Spielmacher und Standardschützen, weil er nicht ins Konzept passe, hieß es zwischenzeitlich. Dabei hatte der Österreicher in der Rückrunde 2015/16 mit drei Toren und acht Vorlagen maßgeblich zum Klassenerhalt beigetragen. Liendl, der ideenreiche Passgeber aus dem Rückraum, der den Ball immer am Fuß haben will, hat unbestritten seine Qualitäten — und die setzten sich schließlich durch.

"Die Vorfreude ist noch einmal ein bisschen größer"

Sieben Spiele in der Liga und eins im DFB-Pokal hat Liendl in dieser Saison gemacht: Er stand 669 Minuten auf dem Platz und erzielte drei Treffer, ist damit der erfolgreichste Torschütze seines Teams. "Michael hat sich in die Saison reingebissen, es war keine einfach Situation für ihn", sagt Fortunas Julian Schauerte anerkennend. "Er bringt gute Leistungen auf einer ungewohnten, defensiveren Position, für die er sein Spiel ein bisschen umstellen musste", erklärt der Rechtsverteidiger, der nach einem auskurierten Muskelfaserriss in der linken Wade wieder im Düsseldorfer Kader stehen wird.

Bei 1860 rückte Techniker Liendl von der Zehn auf die Sechs. Er ist vor der Viererkette Dreh- und Angelpunkt des Aufbauspiels, zudem sichert er hinten ab. Runjaic schulte den spielintelligenten Taktgeber um. Langsam trägt das Früchte. Trotzdem betont Liendl im Interview mit "f95.de": "Wir können mit unserer Punktausbeute nicht zufrieden sein." Vor allem die Englische Woche sei mit den Niederlagen gegen Union Berlin (1:2) und Hannover 96 (0:2) sowie dem Unentschieden (2:2) beim FC St. Pauli nicht optimal gelaufen.

Die Vorfreude auf die Begegnung mit dem Ex-Klub ist groß. "Noch einmal ein bisschen größer als vor anderen Partien", sagt Liendl. Düsseldorf stehe kompakt und spiele einen guten, stabilen Fußball. "Die individuelle Klasse, um Partien für sich zu entscheiden, haben sie ohnehin im Kader", sagt der Österreicher, der weiß: "In der ausgeglichenen 2. Bundesliga kann man gegen jeden verlieren, aber auch gegen jeden gewinnen." Beim letzten Aufeinandertreffen am 27. Februar behielt 1860 mit 3:2 die Oberhand: Ausgerechnet Liendl erzielte nach 80 Minuten das entscheidende Tor per Foulelfmeter und legte einen weiteren Treffer vor.

(jado)
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