Fortuna Düsseldorf Kerem Demirbay hat seine Lektion gelernt

Düsseldorf · Nach Ablauf seiner Sperre fiebert Fortunas Regisseur im Trainingslager in Belek der Rückrunde in der 2. Fußball-Bundesliga entgegen.

Kerem Demirbay: Mittelfeld-Talent mit türkischen Wurzeln
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Das ist Kerem Demirbay

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Foto: dpa, mjh fpt

Kerem Demirbay blickt nur noch nach vorn. "Ich werde heute zum letzten Mal über die Sache sprechen", sagt Fortunas Mittelfeld-Regisseur, als er sich zum Gespräch in den Sessel setzt. "Danach mache ich einen Haken dran, und dann zählt nur noch Fortunas Rückrunde." Diese Sache - das ist sein bis heute unerklärlicher Aussetzer, als er beim 2:1-Sieg im November beim FSV Frankfurt Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus mit dem Satz beleidigte, Frauen gehörten nicht auf den Fußballplatz.

Demirbay hat dafür gebüßt, viele meinen: über Gebühr gebüßt. Weil der Profi in Diensten des Fußball-Zweitligisten fünf Wochen Sperre aufgebrummt bekam, vor allem aber, weil seine aufrichtige Entschuldigung nicht genügend gewürdigt wurde. Dass er glaubhaft versicherte, die Äußerung entspreche überhaupt nicht seinem Frauenbild, fiel ebenso unter den Tisch wie die Tatsache, dass er sich in Frankfurt noch in der Schiedsrichterkabine bei Bibiana Steinhaus entschuldigte.

Und als der 22-Jährige zur weiteren Buße bei einem Mädchenspiel als Schiedsrichter fungierte, interessierte der gute Gedanke öffentlich nur am Rande. Die meisten regten sich darüber auf, dass er das in einem hellen Mantel tat. Vorbei, erledigt. "Ich habe daraus gelernt", versichert Demirbay. "Das wird mir in dieser Form ganz sicher nie wieder passieren." Er freue sich riesig auf die verbleibenden 15 Zweitligaspiele, versichert der gebürtige Hertener. "Weil ich ein sehr gutes Gefühl habe", gibt er zu Protokoll. "Wir sind richtig fit, und wir sind als Mannschaft stabiler geworden. Jetzt müssen wir noch ein Näschen dafür entwickeln, vor dem gegnerischen Tor richtig zu stehen. Natürlich müssen wir unsere Chancen besser nutzen, mehr Treffer erzielen. Aber oft sind es Kleinigkeiten, die beim Abschluss fehlen. An diesen arbeiten wir." Und dann verkündet er voller Überzeugung: "Viele werden noch überrascht sein, wie wir in der Rückrunde agieren."

Kerem Demirbay hört bei jeder Frage genau zu, denkt nach, formuliert nahezu druckreif. Trotz seiner erst 22 Jahre ist er kein leichtfertiger Mensch. Ob denn das Selbstvertrauen nach den vielen Pleiten in der Hinserie nicht gelitten habe, wird er gefragt. "Es macht einen nur stärker, wenn man richtig viel auf die Schnauze gekriegt hat", antwortet der Mittelfeldspieler. "So etwas prägt einen, als Spieler und auch als Mensch. Wenn alles gut läuft, wenn dir der Hintern nachgetragen wird, dann hinterfragst du dich nicht. Dann entwickelt man sich nicht weiter."

Im Trainingslager in Belek genießt er sein Heimspiel. "Wobei mein Zuhause Deutschland ist", erklärt Demirbay. "Aber ich bin gern in der Türkei, spiele auch gern den Dolmetscher für meine Kollegen oder unseren Doktor. Gerade beim Essen sind meine Tipps und Übersetzungen sehr gefragt." Das gute Klima im Team ist für den sensiblen Ruhrpott-Jungen ein ganz wichtiger Faktor. Deshalb kann er sich "definitiv" vorstellen, auch nach Ablauf seines Leihvertrags im Juni bei Fortuna zu bleiben. "Ich fühle mich wohl in diesem Verein, in der Gegend, mit meinen Jungs. Aber es gibt nun mal Dinge, die man als Fußballer nicht beeinflussen kann." Sein eigentlicher Arbeitgeber Hamburger SV hat da eine Menge mitzureden. Bis es soweit ist, hat Demirbay mit Fortuna jedoch noch eine Menge vor.

(RP)
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