Fortuna Düsseldorf Kein Aktionismus, aber jede Menge Vertrauen

Düsseldorf · Nach dem 0:1 beim 1. FC Nürnberg kommt es zum eindrucksvollen Schulterschluss zwischen Anhängern und Profis. Die sportliche Leitung vertraut dem aktuellen Kader ebenfalls: Es gab keine Neuverpflichtungen mehr.

1. FC Nürnberg - Fortuna Düsseldorf: Die Einzelkritik
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1. FC Nürnberg - Fortuna: Einzelkritik

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Die Fans beweisen ein feines Gespür. Natürlich sind auch sie enttäuscht, dass Fortuna schon wieder verloren hat, dass ihnen erneut eine lange Heimreise mit leeren Händen bevorsteht. Aber statt Pfiffen spenden sie der Truppe von Trainer Frank Kramer nach dem 0:1 beim 1. FC Nürnberg Beifall. Die 1200 Anhänger winken die Profis in die Kurve — nicht um sie zu beschimpfen, sondern um sie zu trösten, ihnen Mut zuzusprechen. Trotzig und laut stimmen sie, ganz ohne Häme, einen der Klassiker an: "Die Fortuna ist mein Verein, mein Herz, das schlägt für Düsseldorf am Rhein."

Die Geste bleibt nicht ohne Wirkung. Fortunas Spieler, sonst mitunter nicht gerade Musterbeispiele für gelungene Kommunikation mit der Öffentlichkeit, verweilen lange vor dem Fanblock, applaudieren ihrerseits den Zuschauern. Kramer wirkt dabei sichtlich gerührt, bedankt sich später ausdrücklich. "Was unsere Fans nach dem Spiel getan haben, ist total beeindruckend", sagt der Chefcoach. "Wie sie uns alle aufgemuntert haben, da kriege ich eine Gänsehaut. Diesen Zusammenhalt müssen wir leben."

Doch Kramer ist kein Phantast. Genau wie Sportdirektor Rachid Azzouzi, der Fortunas Anhang ebenfalls lobte ("die Reaktion der Fans war sensationell") ist natürlich auch ihm klar, dass es am 13. September, wenn es in der Zweiten Liga weitergeht, schwieriger wird in Sachen Unterstützung. Dann steht schließlich ein Heimspiel an, gegen den TSV 1860 München — und auf den Rängen werden dann nicht nur (wie in Nürnberg) die Treuesten der Treuen sein, sondern auch viele, die nur auf die Ergebnisse schauen. Da wird es bei einem erneuten Rückstand Unmutsäußerungen geben.

1. FC Nürnberg - Fortuna: Twitter-Reaktionen
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Foto: dpa, tim

"Natürlich ist uns klar, dass wir irgendwann auch mal Ergebnisse liefern müssen", sagt Azzouzi. "Aber wir haben weiter Vertrauen in die Mannschaft. Wir kommen durch diese Phase nur gemeinsam durch." Azzouzis Vertrauen geht sogar so weit, dass Fortuna in dem seit Montagabend geschlossenen Transferfenster nicht mehr tätig wurde. "Es bringt ja nichts, Aktionismus zu betreiben", erklärt der Sportdirektor. "Eine Verpflichtung hätte nur Sinn gehabt, wenn wir jemanden hätten holen können, der uns sofort weiterhilft. Klar hatten wir auch Spieler im Kopf, aber das funktioniert nicht immer. Wir sind ja nicht Leipzig, das mal eben drei Millionen Euro hinlegt, um einen Halstenberg von St. Pauli zu verpflichten."

In Fortunas Fall war nicht einmal das Geld das entscheidende Hindernis — zumindest bei jenen Profis nicht, die realistischerweise für ein Engagement in Frage gekommen wären. Finanzvorstand Paul Jäger hatte mehrfach signalisiert, dass noch Geld bereitläge. Nur muss ein Spieler ja auch kommen wollen, bereit sein, bei einem Zweitligisten zu kicken. Das war zum Beispiel bei Zoltan Stieber vom Hamburger SV nicht der Fall. Frank Kramer, der bei der Spielvereinigung Greuther Fürth sehr erfolgreich mit dem ungarischen Nationalspieler zusammengearbeitet hatte, wollte den schnellen Flügelspieler gern nach Düsseldorf lotsen, es gab auch viel versprechende Kontakte. Am Ende sagte der 26-Jährige ab. Schade für Fortuna, denn ob ihre Offensivspieler bei allem Vertrauen stark genug sind, muss bezweifelt werden.

(RP)
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