Analyse Eickers Abschied schmerzt Fortuna Düsseldorf

Düsseldorf · Beim Fußball-Zweitligisten herrscht sportlich wie wirtschaftlich Aufbruchstimmung, der neue Aufsichtsrat ist mit einer guten Mischung besetzt. Die Rücktrittsankündigung des Finanzvorstands Jörg Eicker wirft jedoch einen Schatten auf das positive Gesamtbild.

 Hier gemeinsam auf dem Podium, aber bald auf getrennten Wegen: Fortunas Finanzchef Jörg Eicker (li.) und Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer.

Hier gemeinsam auf dem Podium, aber bald auf getrennten Wegen: Fortunas Finanzchef Jörg Eicker (li.) und Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer.

Foto: falk janning

Auch am Tag danach haben viele im Umfeld der Fortuna den Entschluss Jörg Eickers nicht verdaut. Seine während der Mitgliederversammlung vorgebrachte Ankündigung, aus dem Ehrenamt des Finanzvorstands beim Fußball-Zweitligisten ausscheiden zu wollen, kommt zu einem gänzlich unerwarteten Zeitpunkt: Der Verein steht an der Tabellenspitze der zweiten Bundesliga und wird nach Eickers eigener Prognose die Saison höchstwahrscheinlich mit einem satten Gewinn abschließen.

Auch am Tag danach vermied es Eicker jedoch, schmutzige Wäsche zu waschen. "Ich möchte über meine Beweggründe nur sagen, dass sie nichts mit einer neuen beruflichen Aufgabe zu tun haben", sagte der sich derzeit in einem Sabbatjahr befindliche Bankmanager im Gespräch mit unserer Redaktion. "Ich habe nichts in Aussicht und benötige daher nicht mehr freie Zeit. Es ist auch keine spontane Entscheidung. Ich habe mich mit wenigen engen Freunden beraten und ein paar Nächte darüber geschlafen."

Nicht einmal die in solchen Fällen übliche Formulierung von den "unterschiedlichen Auffassungen" kommt Eicker über die Lippen - auch wenn sie letztlich die einzig verbleibende Option sind. Robert Schäfer hat dies so nicht wahrgenommen. "Wir waren bei vielen Dingen auf einem guten Weg, ich hätte gern so weitergemacht", sagte Fortunas Vorstandsvorsitzender auf Nachfrage. "Ich habe Jörg Eicker gesagt, dass mich sein Schritt überrascht hat. Ich muss das aber gerade auch bei einem ehrenamtlichen Job akzeptieren."

Noch in der Arena hatte Schäfer versichert, es habe "überhaupt keine atmosphärischen Störungen" gegeben. Nur: Wann solche vorliegen, nimmt jeder Mensch anders wahr. Schäfer hat die Zusammenarbeit im Vorstand nach eigenem Bekunden stets als sehr gut empfunden, und ein offenes Zerwürfnis hat es ganz offensichtlich tatsächlich nicht gegeben. Dafür wartet man vergeblich auf ein Dementi Eickers, wenn man ihn darauf anspricht, seine Auffassung von Vereinsführung sei möglicherweise eine andere als die Robert Schäfers.

"Mir ist direkte, geradlinige Kommunikation wichtig", erklärte Eicker nur, "aber mir ist auch wichtig, was ich dem Aufsichtsrat und dem Vorstand versprochen habe: keine Details preiszugeben." Und so sind dann auch keine in der E-Mail enthalten, die er allen Fortuna-Mitarbeitern geschickt hat.

"Sein Abschied ist für uns natürlich nicht optimal", versicherte Schäfer noch. "Allerdings steht er ja für eine Übergangszeit zur Verfügung, so dass es hier keine Probleme geben wird." Ein Nachfolger wird auf sich warten lassen, da der am Sonntag neu gewählte und mit einer guten Mischung besetzte Aufsichtsrat sich erst einmal finden muss, ehe er mit der Suche nach einem neuen Finanzvorstand beginnen kann. Und es wird keine einfache Suche, da es sich um eine Person handeln muss, die über unumstrittenen Finanzsachverstand verfügt und zugleich mit dem Führungsstil Schäfers zurechtkommt. Am besten auch noch im Ehrenamt, um einmal eingespartes Geld nicht gleich wieder zu verbraten. "Das Ganze ist sehr schade", sagte DFB-Vizepräsident Peter Frymuth unserer Redaktion. Der frühere Klubvorsitzende, am Sonntag als Mitglied in der Arena anwesend, ergänzte: "Ich hätte mir gewünscht, dass Jörg Eicker langfristig für Fortuna arbeitet."

(jol)
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