Fortuna-Trainer Funkel "Müssen die Voraussetzungen für die erste Liga schaffen"

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel glaubt, dass sein Team mit vier Verstärkungen schon in der kommenden Saison deutlich höhere Ziele anpeilen kann.

 Friedhelm Funkel gestikuliert bei einem Spiel an der Seitenlinie.

Friedhelm Funkel gestikuliert bei einem Spiel an der Seitenlinie.

Foto: dpa, rwe gfh

3:2 in Nürnberg gewonnen, drei Klubs zwischen Fortuna und der Abstiegszone — war es das, Herr Funkel? Ist Fortuna schon gerettet?

Funkel Nein, wir sind noch nicht durch. Das ist keine Floskel, wir haben es doch am Sonntag selbst erlebt. Bielefeld gewinnt 6:0 gegen Aufstiegskandidat Braunschweig! Wenn das einer vorhergesagt hätte, den hätte man doch für bekloppt erklärt. Wir sind jetzt drei Punkte und sechs Tore besser als der Sechzehnte. Also müssen wir hellwach bleiben, und das habe ich der Mannschaft auch genau so gesagt.

Also Vollgas im letzten Heimspiel am Sonntag gegen Aue?

Funkel Wir wollen dieses Spiel unbedingt gewinnen. Weil wir zu Hause schon lange keinen Sieg mehr eingefahren haben und weil wir ihn unseren Fans schenken wollen, die uns in dieser Saison so unglaublich, so grandios unterstützt haben.

Worauf führen Sie diese Unterstützung zurück?

Funkel Unter anderem darauf, dass nicht alle vergessen haben, was wir vor der Saison gesagt haben: dass es ein Übergangsjahr ist, dass wir sehr viele junge Spieler geholt haben, dass wir uns stabilisieren und viel Leidenschaft zeigen wollen. Dann verzeiht man uns auch Niederlagen. Und das tun die Zuschauer.

Ein Ziel war es auch, junge Spieler weiterzuentwickeln. Ist das aus Ihrer Sicht gelungen?

Funkel Wenn ich Ihlas Bebou sehe, Marcel Sobottka, Kevin Akpoguma oder Kaan Ayhan, wenn ich Robin Bormuth sehe, den wir aus unserer zweiten Mannschaft in der vierten Liga hochgeholt haben — ja, dann ist das gelungen.

Was ist mit anderen jungen Leuten wie etwa Emmanuel Iyoha?

Funkel Emma hat dieses Jahr dran geschnuppert, er muss in der kommenden Saison den nächsten Schritt machen. Auch Andi Lucoqui, Taylan Duman oder Justin Kinjo können das.

Wie steht es um die Umsetzung der übrigen Saisonziele?

Funkel In Sachen Leidenschaft, die Identifikation mit den Fans schafft, und junge Spieler haben wir vieles umgesetzt. Das Einzige, was wir nicht geschafft haben, ist das Ziel zu erreichen, nicht in Abstiegsgefahr zu geraten.

Warum hat das nicht geklappt?

Funkel Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass in diesem Jahr so viele Punkte für den Klassenerhalt nötig sind wie nie zuvor. Wir haben schon mehr Punkte geholt als in der Vorsaison, wir haben mehr Tore geschossen und mehr Siege eingefahren. Auch das ist positiv. Trotzdem ist es noch einmal eng geworden.

Dabei sah nach dem Sieg in Karlsruhe in März schon alles entspannt aus.

Funkel Aber selbst da haben wir gewarnt, dass es immer mal zu schwierigen Situationen kommen kann. Bei so vielen jungen Spielern sind Formschwankungen normal. Das muss man den Jungs auch verzeihen. Und es war ein Manko in dieser Saison, dass wir immer noch zu wenig Tore schießen, deshalb fehlen Punkte aus unseren guten Spielen. Beispiel Dresden: Da spielen wir 1:1, müssen aber 3:0 oder 4:0 gewinnen.

Was ist besonders gut gelaufen?

Funkel Wir sind nach Rückschlägen, besonders nach großen Rückschlägen wie dem 1:6 im Pokal in Hannover oder den ganz schwachen Spielen in Bielefeld und gegen Würzburg, immer zurückgekommen. Das geht nur, wenn eine Mannschaft funktioniert und wenn es zwischen Mannschaft und Trainerteam stimmt.

Wie haben Sie es geschafft, die Spieler nach dem schlimmen Spiel gegen Würzburg wieder in die Spur zu bekommen?

Funkel Ich habe sie aufs Schärfste kritisiert und bei der Ehre gepackt. Ich habe sie dann die ganze Woche in Ruhe gelassen und keine intensiven Gespräche geführt. Vor Würzburg hatten wir überdreht, daraus mussten wir unsere Lehren ziehen. In der Situation dann so zurückzukommen, wie sie das in Nürnberg getan hat — das hat die Mannschaft richtig gut gemacht.

Jetzt fehlt nur noch der letzte Schritt zum Klassenerhalt. Denken Sie schon an die nächste Saison?

Funkel Wir denken schon seit Monaten an die nächste Saison. Gespräche zur Kaderplanung sind bereits geführt. Auch darüber, was wir im nächsten Jahr erreichen wollen. Wir können ja nicht die gleiche Zielsetzung ausgeben wie diesmal.

Sondern?

Funkel Wir hatten ein Umbruchjahr, in naher Zukunft müssen wir die Voraussetzungen für die erste Liga schaffen. Das ist in Düsseldorf vom Finanziellen her nicht so einfach. Aber ich bin überzeugt, dass die jungen Spieler richtig aus diesem Jahr gelernt haben. Wenn es dem Verein gelingt, diese Spieler zu halten, also Bebou, Sobottka und Ayhan, dazu vier oder fünf gute Leute dazu zu holen — dann kann auch unser Anspruch sein, nächstes Jahr aufzusteigen. Das spreche ich offen aus.

Auf welchen Positionen muss sich Fortuna dafür verstärken?

Funkel Wir brauchen Spieler, die Tempo in unser Offensivspiel bringen. Und wir brauchen Konkurrenz auf den Außenverteidiger-Positionen. Jetzt müssen wir schauen, dass wir diese Leute kriegen. Dann hat Fortuna die Chance, oben mitzuspielen.

Was, außer der Entwicklung der jungen Leute, gibt Ihnen diesen Mut?

Funkel Stuttgart und Hannover gehen hoch, es kommen dafür nicht die finanzstärksten Klubs herunter. Außer vielleicht der HSV oder Wolfsburg — das wäre nicht so schön. Aber wenn sich wirklich eine solche Situation ergibt, dann müssen wir versuchen, sie auszunutzen.

Wie sieht es mit Ihrer eigenen Zukunft aus?

Funkel Ich bin mit Leib und Seele Trainer von Fortuna Düsseldorf. Ich habe hier so viele Leute kennengelernt, die Fortuna leben — da ist es doch ganz klar, dass ich jetzt auch den nächsten Schritt mit der Mannschaft gehen will. Es ist außergewöhnlich, dass man in so kurzer Zeit eine so enge Verbindung zu einem Klub aufbaut. Mir ist so etwas jedenfalls noch nie passiert.

Aber es gibt immer wieder Berichte, dass mancher in der Klubführung bereits einen neuen Trainer sucht.

Funkel Wenn das so sein sollte, kann ich es auch nicht ändern.

Ihr Vertrag läuft ja noch ein Jahr. Ist denn schon jemand auf Sie wegen einer Trennung zugekommen?

Funkel Nein, niemand. Wir haben ja auch noch ein wichtiges Spiel, danach sehen wir weiter.

Ist es nicht dennoch enttäuschend, dass so etwas überhaupt aufkommt?

Funkel Nein, das sind Dinge, die ich schon zigfach erlebt habe und die mich nicht mehr aus der Ruhe bringen. Darüber nachzudenken, wäre verschwendete Energie. Ich bin da sehr ruhig und ausgeglichen und wünsche mir, dass wir in dieser Zusammenstellung weiterarbeiten können. Aber das ist nicht meine Entscheidung. Wenn es tatsächlich anders diskutiert wird, dann ist es die Entscheidung derjenigen, die darüber diskutieren.

Ist fehlende Geduld das Hauptproblem in Düsseldorf?

Funkel Es war zumindest in der Vergangenheit so. Früher sind manches Mal schnelle Entscheidungen getroffen worden, die für den Verein nicht so gut waren. Deshalb wollte man bei Fortuna Kontinuität hineinbringen. Ich hoffe, dass wir alle gemeinsam die Gelegenheit bekommen, das in die Tat umzusetzen.

Das Gespräch führten Bernd Jolitz, Robert Peters und Thomas Schulze.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort