Fortuna Düsseldorf Funkel gibt Fortuna die Ruhe zurück

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Zweitligist ist so gut aus den Startlöchern gekommen wie seit Jahren nicht mehr. Der 62-jährige Trainer Friedhelm Funkel setzt auf scheinbar einfache Tugenden wie Teamgeist und defensive Stabilität und hat damit bislang Erfolg.

Fortuna Düsseldorf: Bilanz der Trainer von Morales bis Funkel
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Die Bilanz der Fortuna-Trainer seit 2003

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Foto: dpa, rwe fpt

In den vergangenen Jahren stand Fortuna Düsseldorf für sportliche Talfahrt, Unruhe im Umfeld und personelle Fluktuation. Seitdem der Verein im Mai 2013 nach nur einjähriger Zugehörigkeit aus der Bundesliga abgestiegen ist, hat er sieben Trainer, drei Sportdirektoren, einen Vorstands- und zwei Aufsichtsratsvorsitzende verschlissen. Zudem sind aus dem Erstliga-Kader von 2012/13 nur noch drei Spieler übrig: Axel Bellinghausen, Adam Bodzek und Oliver Fink.

In dieser Saison haben die Düsseldorfer jedoch endlich einmal einen guten Start erwischt. Vor dem vierten Spieltag, an dem sie am Sonntag (13.30 Uhr) die Spielvereinigung Greuther Fürth erwarten, stehen sie mit einem Sieg - gegen Top-Favorit VfB Stuttgart - und zwei Auswärts-Remis auf Platz sieben. Für den Wandel steht in erster Linie Trainer Friedhelm Funkel, der Fortuna in der Vorsaison vor dem Abstieg gerettet hat und geblieben ist.

Funkels Personalien. Der Trainer hat der Mannschaft ihre Hierarchie zurückgegeben. Seine Vorgänger Frank Kramer und Marco Kurz wollten alte Zöpfe abschneiden, schoben gestandene Fortunen wie Bodzek und Fink aufs Abstellgleis. Zugänge wie Karim Haggui und Julian Koch sollten die neuen Führungsfiguren werden, doch das Unterfangen scheiterte. Funkel suchte das Gespräch mit den "Alten", machte Fink zum Kapitän, Bodzek zum Stellvertreter und übertrug ihnen ebenso wie Torhüter Michael Rensing den Job, die vielen jungen Zugänge zu führen. Bis jetzt geht dieses Konzept voll auf.

Funkels Taktik. Fortuna spielt unter dem erfahrenen Coach zwar keinen Mauerfußball, aber sie steht viel kompakter in der Defensive als früher. Herzstück seiner Taktik ist das Dreieck vor der Innenverteidigung, bestehend aus dem einzigen Sechser Bodzek und den beiden zentralen Mittelfeldspielern vor ihm, Fink und Marcel Sobottka. In diesem Dreieck verfangen sich viele Angriffsversuche der Gegner, deshalb ist Fortuna seit 348 Minuten ohne Gegentreffer.

Funkels Mentalität. Der 62-Jährige ist im positivsten Sinne altmodisch. Bereits bei seiner Vorstellung betonte er: "Entschuldigen Sie bitte, wenn ich nicht von Box, Umschaltspiel und vertikalen Pässen rede, bei mir heißt das immer noch Strafraum, Konter und Steilpässe." Das heißt nicht, dass er sich modernen Erkenntnissen verschlösse - im Vordergrund stehen für Funkel jedoch die scheinbar einfachen Tugenden wie Teamgeist (vor allem die Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen) und Stabilität in der Defensive. "Wir haben endlich wieder eine Idee", sagt Rensing dazu und meint vor allem: eine Idee, die jeder im Kader versteht und die auf das vorhandene Personal zugeschnitten ist. Durch sein souveränes Auftreten und seine Art, oft das Gespräch mit den Spielern zu suchen, hat Funkel den Profis und dem gesamten Verein die Ruhe zurückgegeben.

Funkels Transfers. Natürlich ist der Coach dafür nicht allein zuständig, doch haben er und sein engster Vertrauter, Co-Trainer Peter Hermann, dem Vorstandsvorsitzenden Robert Schäfer, Sportvorstand Erich Rutemöller und dem Kaderplanungs-Team Uwe Klein/Robert Palikuca sehr konkrete Vorstellungen an die Hand gegeben. Zum einen gehörte dazu die Trennung von teuren Altlasten wie Karim Haggui, Mike van Duinen, Sercan Sararer und Didier Ya Konan. Zum anderen sollte eine Mischung aus gestandenen Routiniers und jungen Zugängen erstellt werden - sowohl von außen (Özkan Yildirim, Arianit Ferati) als auch aus den eigenen Reihen (Emmanuel Iyoha, Anderson Lucoqui). Zudem gelangen kurz vor Schließung des Transferfensters mit der Ausleihe des Torjägers Rouwen Hennings vom FC Burnley und der Festverpflichtung des Schalkers Kaan Ayhan hochinteressante Coups. Ihrem Ziel, eine solide Saison ohne Abstiegssorgen zu spielen, sind die Düsseldorfer damit einen Schritt nähergekommen. Mehr allerdings noch nicht.

(jol)
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