Fortuna Düsseldorf Zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorf hat Trainer Frank Kramer entlassen. Lange hielten die Verantwortlichen an dem sympathischen Coach fest, allerdings war seine Punkte-Ausbeute deutlich zu mager. Den geforderten Umbruch im Verein hat Kramer zwar initiiert, aber niemals abgeschlossen.

Frank Kramer ist bei Fortuna Düsseldorf als Cheftrainer gescheitert.

Frank Kramer ist bei Fortuna Düsseldorf als Cheftrainer gescheitert.

Foto: dpa, mb nic

Das Fußballgeschäft zeigt manchmal innerhalb weniger Monate alle Facetten eines Trainersjobs auf. Als umjubelter Nachfolger wird der neue Coach präsentiert — und eigentlich wissen alle Beteiligten, dass die Zeit kommen wird, in der er sich und seine Arbeit rechtfertigen muss. Konsequenterweise wird irgendwann der ehemalige Hoffnungsträger das Trainingsgelände verlassen: "Beurlaubt" wurde er, oder es gab mindestens eine Trennung in beidseitigem Einvernehmen. Im Klartext heißt das: Der Trainer wurde gefeuert. Und: Der nächste darf sich bereit machen.

Das ist der typische Kreislauf für Trainer, der im Fußball gang und gäbe ist. Die Fortuna hat diesbezüglich eine Vorreiterfunktion in Deutschland übernommen. Seit der Entlassung von Norbert Meier 2013 wurden nun vier Cheftrainer bei den Düsseldorfern vorgestellt. In naher Zukunft wird Nummer fünf folgen: Kramer wurde am Montag entlassen.

Wenn man auf die Präsentation des einstigen Hoffnungsträgers im letzten Sommer zurückblickt, fragt man sich einerseits, was schiefgelaufen ist. Andererseits erahnt man schon, wo der Schuh drückt. "Frank ist ein hochgeschätzter Trainer in der Branche. Ich habe mit einigen Leuten gesprochen und er hat nur beste Referenzen bekommen. Da wir seine Vergangenheit kennen, wissen wir, dass er seine Ideen gut rüberbringen kann", sagte der damalige Sportvorstand Helmut Schulte. Neben ihm saß Dirk Kall, Vorstandsvorsitzender der Fortuna, der ebenso wie sein Kollege euphorisiert wirkte. Bezeichnend für den Zustand des Klubs: Mittlerweile sind beide nicht mehr Teil des Vereins.

Grund dafür war das katastrophale Sportjahr 2015, das sich bereits vor der Sommerpause abzeichnete. 32 Pflichtspiele hat die Fortuna bis dato im Jahr 2015 absolviert, nur sieben Siege konnte sie verzeichnen. Im Gegenzug verlor das Team gleich 17 Mal. Eine dringend benötigte Stabilisierung fand nie statt. Eben dafür war Kramer der falsche Trainer. Der 43-Jährige versuchte, dem neuen Team zur Saison 15/16 eleganten Offensivfußball einzuimpfen. Zwar ließ sein Team zu Beginn der Saison erahnen, was er vorhatte, was fehlte, war aber die Konstanz, ein Fundament. "Wenn etwas nicht stabil ist, dann ist es immer schwierig, Kontinuität zu bieten", sagte Kramer noch vor wenigen Tagen.

Und so predigte Kramer, als es immer mehr Richtung Abstiegskampf ging, dass sein Team "Grundtugenden" benötige. Erst als die Fortuna nicht mehr das nötige Selbstvertrauen hatte, um den erhofften "Kramer-Fußball" zu spielen, fokussierte sich der Coach auf die Basics. Gegen Greuther Fürth und Arminia Bielelfeld ging der Plan auf, das Gerüst war aber vor allem auswärts zu anfällig.

Die Fortuna ist nun im Tabellenkeller angekommen, der Verein hat keine Zeit mehr, auf Stabilität und Besserung unter Kramer zu hoffen. Nun liegt es an den Verantwortlichen und allen voran dem kommissarischen Vorstandsvorsitzenden Paul Jäger, einen Nachfolger für den gescheiterten Übungsleiter zu finden, der den Abstieg in die 3. Liga verhindert. Dafür ist kein langfristiges Konzept nötig.

<u>Sehen Sie hier die Bilderstrecke "Wer folgt auf Frank Kramer?"</u>

(cfk/can)
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