Fortuna Düsseldorf Fortuna zwischen Zorn und Selbstkritik

Düsseldorf · Interimstrainer Taskin Aksoy bewahrte nach dem Skandalspiel in Ingolstadt (2:3) als einer der ganz wenigen die Ruhe. So verständlich die Wut auf den schwachen Schiedsrichter ist: Nur die Arbeit an eigenen Fehlern bringt den Klub weiter.

Fortuna Düsseldorf: Spieler sind geschockt nach dem späten 2:3
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Fortunen geschockt nach dem Last-Minute-Tor

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Vollends kam auch Taskin Aksoy nicht am Thema des Tages vorbei - obwohl es Fortunas Interimstrainer als einem der ganz Wenigen im Ingolstädter Sportpark gelang, seine Emotionen unter Kontrolle zu behalten. "Es hilft ja jetzt nichts mehr", sagte Aksoy, auf seine erstaunliche Contenance angesprochen. "Die Punkte sind weg, und wenn ich mich jetzt auch noch so aufrege."

Und so schilderte der 47-Jährige nüchtern und sachlich, wie er die hitzigen Momente nach Fortunas höchst unglücklicher 2:3-Niederlage beim Zweitliga-Spitzenreiter FC Ingolstadt erlebt hatte. "Ich bin zum Schiedsrichter gegangen und habe ihn ganz ruhig gefragt, warum es gleich fünf Minuten Nachspielzeit sein mussten", berichtete Aksoy, der dabei sogar außer Acht ließ, dass es am Ende sogar 6:45 Minuten wurden. "Herr Doktor Drees konnte es leider nicht vernünftig begründen. Er sagte mir nur, wir hätten schließlich dreimal gewechselt." Aber derart ungewöhnlich, so Aksoy, sei dies in einem Fußballspiel ja nun nicht.

Fortuna Düsseldorf: Adam Bodzek sieht Rot, Michael Rensing hält Elfmeter
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Bodzek sieht Rot, Rensing hält Elfmeter

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An dem wohl schwärzesten Tag, den der Arzt aus Sarnsheim in seiner Schiedsrichter-Laufbahn erlebte, machte Drees es jedem schwer, der ein Spiel ausgewogen analysieren und nicht auf eine Person reduzieren möchte. Sicher: Wie Innenverteidiger Dustin Bomheuer nach der Partie richtig anführte, hätte Fortuna bei den beiden Freistößen von Pascal Groß in der Schlussphase besser verteidigen müssen. Und die Rote Karte für Adam Bodzek nach dessen Notbremse gegen Stefan Lex war ebenfalls berechtigt, somit auch der Strafstoß, den Torhüter Michael Rensing in der 31. Minute parierte.

Das war es dann aber auch schon an Argumenten pro Drees, der jede strittige - und dazu manche unstrittige - Szene gegen die Düsseldorfer auslegte. Vier der sechs Gelben Karten gegen Fortuna waren unberechtigt, was letztlich mit spielentscheidend war, weil sich die betroffenen Spieler in Zweikämpfen zurückhalten mussten. Zudem hätte Drees, wenn er seinen Maßstäben treu geblieben wäre, dem Ingolstädter Roger nach einem rüden Foul an Oliver Fink in der 30. Minute ebenfalls Rot zeigen müssen. Beinahe noch zermürbender für die Gäste war jedoch, dass der Referee viele kleine Fehler machte, fast alle zugunsten des Spitzenreiters. "Die Krönung war die Szene, als er einen aussichtsreichen Konter Tugrul Erats zurückpfiff, weil Danilo Soares umfiel", erinnerte sich Aksoy.

Zum Abkühlen der Gemüter gab Aksoy seinen Spielern, denen er "einen aufopferungsvollen Kampf" attestierte, das Wochenende frei. Schon beim heutigen ersten Training der Woche (15 Uhr) muss das Schiedsrichter-Thema zu den Akten gelegt sein, darf es nicht mehr als Alibi für die unbestreitbaren Abwehrdefizite dienen. Mit deren Aufarbeitung begann der starke Bomheuer schon unmittelbar nach dem Spiel. Vorbildlich. Bei allem berechtigten Ärger müssen die Fortunen sich an die eigene Nase fassen, wenn sie die Saison zu einem versöhnlichen Ende bringen wollen.

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