Fortuna Düsseldorf Fortuna stockt den Vorstand auf

Düsseldorf · Das bekräftigte der Aufsichtsrat, dessen Chef bald wohl Reinhold Ernst sein wird, auf der Mitgliederversammlung. Zudem ließ er durchblicken, dass Paul Jäger Finanzchef bleiben, aber nicht Vorstandsvorsitzender werden soll.

 Der noch als Aufsichtsratsvorsitzender amtierende Marcel Kronenberg (links), sein designierter Nachfolger Reinhold Ernst und Albrecht Woeste (rechts).

Der noch als Aufsichtsratsvorsitzender amtierende Marcel Kronenberg (links), sein designierter Nachfolger Reinhold Ernst und Albrecht Woeste (rechts).

Foto: Janning

Als Marcel Kronenberg die Mitgliederversammlung der Fortuna nach mehr als sechsstündiger Sitzung um 0.16 Uhr beendete, begaben sich die rund 100 Ausharrenden zufrieden auf den Heimweg — aus doppeltem Grund: Eine von vielen befürchtete Schlammschlacht war ausgeblieben (es gab nur vier Wortmeldungen, die Aussprache dauerte nur 23 Minuten), und es hatte deutliche Anzeichen für bevorstehende Veränderungen gegeben. Die wichtigsten Themen.

Aufsichtsrat Im obersten Gremium des Vereins stehen dringend notwendige Veränderungen an. Der Vorsitzende Marcel Kronenberg kündigte seinen Rückzug an - es scheint sicher, dass Reinhold Ernst seine Nachfolge antritt. "Die enorme Zeit, die mit diesem Posten einhergeht, kann ich nicht mehr aufbringen", sagte Kronenberg. "Ich bleibe dem Gremium aber erhalten." Ob es jedoch bei der Ankündigung bleibt, ist ungewiss. Manches deutet darauf hin, dass zwei, drei Aufsichtsräte ihre Ämter niederlegen und so einen wirklichen Neuanfang dieses nicht mehr homogenen Gremiums ermöglichen.

Vorstand Der kommissarische Vorstandsvorsitzende Paul Jäger erfüllte die Aufgabe des Frontmannes mit Bravour. Er steckte ein, teilte aus und lenkte ab. Vor allem aber präsentierte er sich als treuer Diener. "Mir ist es völlig egal, welche Position ich bekleide", sagte er. "Aber ich bin seit 26 Jahren für den Verein tätig. Und wenn wir in einer solchen Situation sind und ich gefragt werde, ob ich mir die Aufgabe als Vorstandsvorsitzender zutraue, soll ich da sagen: Nein, ich bin inkompetent und zu blöd?" Jäger wird dennoch nicht Vorstandsvorsitzender. Das ließ Kronenberg durchblicken: "Wir wissen bereits, dass unser Anforderungsprofil nicht von einer Person erfüllt werden kann. Deshalb ist es durchaus möglich, dass wir weitere Vorstandspositionen besetzen." Unangenehm aufgestoßen ist den Aufsichtsräten auch, dass Jäger gefordert hat, ihn in die Suche nach neuen Vorstandskollegen mit einzubeziehen.

Entlastung Sie wurde sowohl allen Aufsichtsräten als auch allen Vorständen zuteil. Dabei brachten die 1385 stimmberechtigten unter den 1459 Mitgliedern durchaus ihre Meinung zum Ausdruck. So erhielten im Aufsichtsrat Achim Hunold (183) und Marcel Kronenberg (140) die meisten Nein-Stimmen, im Vorstand Helmut Schulte (462), Dirk Kall (372) und Paul Jäger (214).

Dirk Kall Die Trennung vom Vorstandsvorsitzenden war noch einmal ein Thema. "Der Übergang von Peter Frymuth zu seinem Nachfolger ist nicht geglückt", sagte Kronenberg. "Der Weg war ein falscher." Kall sei es "nicht gelungen, eine Klammer zu schaffen, um alle Fortunen zu vereinen. Hinzu kamen unterschiedliche Auffassungen von der zukünftigen Entwicklung des Vereins."

Helmut Schulte Der Vorstand Sport, von dem sich der Verein vor knapp einem Jahr getrennt hat, wurde von Jäger zum Buhmann auserkoren. Schulte habe keine Transfers in Angriff genommen, obwohl das Geld dafür vorhanden gewesen sei, er habe Interimstrainer Taskin Aksoy diskreditiert und einen Scherbenhaufen hinterlassen. Die Totaldemontage des Abends. Schulte war nicht anwesend.

Finanzen Fortuna ist wirtschaftlich gesund. Finanzchef Jäger trug sein imposantes Zahlenwerk vor. Unter dem Strich lautete die Nachricht: Der Verein hat im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als eine Million Euro Gewinn gemacht. "Ein solcher Gewinn macht wenig Freude", meinte Jäger. "Wichtiger als jeder Gewinn ist sportlicher Erfolg."

Sport Manager Rachid Azzouzi stellte sich den Fragen der Mitglieder. Hauptgrund für die seit drei Jahren dauernde, nicht gestoppte Talfahrt ist die im Sommer zerbrochene Mannschaft. "Wir müssen ein völlig neues Team aufbauen", sagt Azzouzi. "Das geht nicht von heut auf morgen. Die Mannschaft hat keine Achse, deshalb fehlt es an Stabilität." Die Abwehr sei neu, im Mittelfeld Pinto ausgefallen, der beste Torjäger in Benschop verkauft worden. "Wir brauchen Spieler, die voran gehen. Das ist die Idee, wir müssen sehen, ob sie sich erfüllt."

Wahlausschuss Der bisherige Vorsitzende des Wahlausschusses, Werner Sesterhenn, benannte die aus seiner Sicht dringlichste Aufgabe: "Die Kommunikation zwischen den Gremien muss verbessert werden." Fünf Mitglieder wurden gewählt, sieben Kandidaten hatten sich beworben. Die meisten Stimmen bekamen Werner Sesterhenn (890), Thomas Bollien (761), Maurizio Dell'Abate (743), Christian Köker (606) und Uwe Mies (599). Joachim Dancker (361) und Stefan Zuccarini (234) bleibt somit die Rolle der Nachrücker.

Stimmung Fortunas Führung hatte sich für den Fall der Fälle gut vorbereitet. Altgediente Mitglieder, darunter Peter Frymuth, Peter Förster, Egon Köhnen und Wolf Werner, waren gekommen, um notfalls die Situation beruhigen zu können. Doch das war gar nicht notwendig. Die vollmundigen Ankündigungen der Kritiker in den so genannten sozialen Medien entpuppten sich als heiße Luft. Den Mitgliedern stand nicht der Sinn nach Krawall, sondern nach einer konstruktiven Aufarbeitung der sportlich schwierigen Situation.

(ths)
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