Fortuna Düsseldorf Hanraths geht, Fortuna wird trotzdem jünger

Düsseldorf · Der Zweitligist hat sich ein Klubkonzept verordnet, das unabhängig von Trainern oder Managern gelten soll: Fortuna will auf junge Spieler mit hohem Identifikationsfaktor setzen. Umso ärgerlicher, dass Top-Talent Hanraths geht.

Fortuna Düsseldorf: Emmanuel Iyoha – das Top-Talent der Fortuna
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Das ist Emmanuel Iyoha

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Foto: Moritz Mueller

Reinhold Ernst ist vollauf überzeugt von der neuen Linie. "Jetzt sehe ich endlich ein Konzept für Fortuna", lobt der Aufsichtsratsvorsitzende. "Wir wollen auf die Stärken aus den eigenen Reihen setzen: Erfahrene Profis, die sich seit langem im Verein bewährt haben, bilden das Gerüst für eine junge, identifikationsstarke Mannschaft. Das habe ich bislang hier nicht gesehen." Kritische Worte, zugleich ein Lob an den Vorstandsvorsitzenden Robert Schäfer, der seit März im Amt ist und sich diesen Weg auf die Fahne geschrieben hat.

Dass dies nicht nur leere Worte sind, beweist die ungewöhnlich hohe Zahl an Profiverträgen, die eigene Nachwuchsspieler für die neue Saison erhalten haben. Robin Bormuth und Kemal Rüzgar aus der zweiten Mannschaft sowie Anderson Lucoqui aus der U19 folgten Emmanuel Iyoha und Taylan Duman (U19), die bereits im Herbst Profikontrakte unterschrieben hatten. Sie alle sollen sich auf das von Ernst angesprochene Gerüst stützen, zu dem in erster Linie Oliver Fink und Adam Bodzek gehören.

Umso härter trifft es den Verein, dass das wohl größte Nachwuchstalent, das Fortuna in den vergangenen Jahren hervorbrachte, diesen Weg nicht mitgehen wird. U17-Nationalspieler Mika Hanraths hat Schäfer mitgeteilt, den Klub trotz eines noch ein Jahr laufenden Jugendvertrages verlassen zu wollen. Aller Voraussicht nach wechselt der Innenverteidiger zu Borussia Mönchengladbach (die RP berichtete exklusiv). Ein harter Schlag, denn Hanraths gilt als so talentiert, dass er trotz seiner Jugend - er wird morgen 17 - bereits eine Perspektive für die erste Mannschaft gehabt hätte.

Schäfer ist sauer über diese Entwicklung. "Wir haben keine funktionierende Scouting-Abteilung", sagt der Vorstandsvorsitzende. "Und das Gremium, in dem sich die Leitung des Nachwuchsleistungszentrums und unsere sportliche Leitung kurzschließen sollen, hat ein halbes Jahr nicht mehr getagt. Jetzt erleben wir die erste Konsequenz daraus." Eben Hanraths Abschied. Am Mittwoch hieß es, es sei offenbar versäumt worden, ihm rechtzeitig einen Vertrag vorzulegen; nach Informationen unserer Redaktion gab es jedoch im Herbst ein Angebot. Hanraths entschied sich allerdings aufgrund der besseren Entwicklungsmöglichkeiten und des Gesamtpakets für Gladbach.

Verluste wie dieser sollen sich möglichst nicht wiederholen. Deshalb hat Schäfer dem Aufsichtsrat ein Finanzierungskonzept für das Nachwuchsleistungszentrum vorgelegt, und auch das Scouting soll deutlich verbessert werden. Entscheidend ist jedoch, dass Fortuna erstmals ein Vereinskonzept verfolgt, dem sich die handelnden Personen anpassen müssen - auch der neue Sportvorstand, den Ernst und seine Aufsichtsratskollegen finden wollen. Die Zeiten, in denen bei Fortuna alles auf den Kopf gestellt wurde, wenn ein neuer Trainer oder Manager den Dienst antrat, sollen der Vergangenheit angehören.

"Friedhelm Funkel ist der Richtige, um dieses Konzept mit Leben zu füllen", versichert Schäfer, "deshalb haben wir seinen Vertrag verlängert." Und deshalb ist der Cheftrainer gemeinsam mit Assistent Peter Hermann auch federführend bei der Kaderplanung. "Wir im Aufsichtsrat sind überzeugt, dass alles gut läuft", betont Ernst. "Die Philosophie ist richtig, wir tragen sie voll mit. Daher suchen wir auch einen Sportvorstand mit der Blickrichtung, dass er das Konzept mitgeht."

(jol)
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