Fortuna auf Stürmersuche Wie wäre es mit Pizarro?

Düsseldorf · Werder Bremen hat Publikumsliebling Claudio Pizarro ausgemustert. Doch an ein Karriere-Ende denkt der 38-Jährige in diesem Sommer nicht. 2015 war Fortuna Düsseldorf schon einmal an dem Stürmer interessiert. Und für Tore ist der Peruaner immer noch gut.

Claudio Pizarro – Werder- und Bayern-Star, Triple-Sieger, Lebemann
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Das ist Claudio Pizarro

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Foto: dpa, fg jhe

"Man macht sich über alle Spieler Gedanken, sei es noch so utopisch", sagte der damalige Fortuna-Sportdirektor Rachid Azzouzi im September 2015 über Pizarro: "Man lässt nichts unversucht, aber der Junge wollte in der Bundesliga spielen. Das ist ja auch absolut okay." Pizarro wechselte vom FC Bayern zurück nach Norddeutschland zu Werder Bremen.

Knapp zwei Jahre sind seitdem ins Land gegangen. Mittlerweile hat der Angreifer seinen ehemaligen Sturmpartner Giovane Elber als erfolgreichsten ausländischen Torjäger der Bundesligageschichte abgelöst. Zwischen 1999 und 2017 machte Pizarro in 430 Spielen 191 Tore im deutschen Oberhaus. Eine weitere Bestmarke: Noch mit 37 Jahren gelang ihm ein Bundesliga-Dreierpack. In der Saison 2015/16 waren es wettbewerbsübergreifend 16 Tore und fünf Vorlagen. Zuletzt saß er dann häufiger auf der Bank, kam nicht mehr so richtig ins Rollen, auch wegen gesundheitlicher Probleme.

"Ich hätte gerne noch weiter für Werder gespielt"

Pizarro ist Werder zu alt. Gut zwei Stunden vor dem Trainingsstart bestätigte der Bundesligist am Sonntag den Abschied vom 38-jährigen Stürmer. Der ausgelaufene Vertrag des Torjägers wird nicht verlängert. "Aufgrund der großen Konkurrenz im Angriff und der jungen Talente, deren Entwicklung wir nicht blockieren möchten, haben wir uns so entschieden", begründete Sportchef Frank Baumann die Entscheidung des Klubs: "Wir hatten Claudio die Situation bereits Mitte Mai signalisiert."

Claudio Pizarro ältester Dreierpack-Schütze der Geschichte
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Pizarro ältester Dreierpack-Schütze der Geschichte

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Foto: dpa, fg jai

Und Pizarro, der verabschiedete sich mit folgenden Worten: "Ich hätte gern noch weiter für Werder gespielt, aber ich akzeptiere die Entscheidung. Es war mir immer eine große Ehre." Die Werder-Fans werden ihn noch einmal im Weserstadion zu sehen bekommen. "Claudio ist eine Legende und wird völlig zu Recht den bestmöglichen Abschied, den ein Werder-Spieler erhalten kann, bekommen", erklärte Baumann.

Auf diese Partie werden die Fans aber voraussichtlich mindestens ein Jahr warten müssen, denn Pizarro will seine Karriere an anderer Stelle noch für eine Spielzeit fortsetzen. Vielleicht in Düsseldorf? Trainer Friedhelm Funkel will noch zwei Stürmer verpflichten. Momentan stehen ihm für den Sturm nur Emmanuel Iyoha und Maecky Ngombo zur Verfügung. Zusammen schossen die beiden Youngster in der vergangenen Spielzeit genau null Tore für die Profis. Ngombo wurde zwischenzeitlich sogar in die dritte englische Liga ausgeliehen. Es besteht Handlungsbedarf.

Auch Hennings ist zu haben

Rouwen Hennings, der mit neun Treffern erfolgreichste Fortuna-Schütze 2016/17, ist ebenfalls zu haben — und das möglicherweise zu einem akzeptablen Kurs. Der englische FC Burnley plant nicht mit dem 29-Jährigen. Und der Düsseldorfer Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer hatte vor einigen Wochen gesagt: "Sollte Hennings bis zur Schließung des Transferfensters Ende August noch einmal bei uns anklopfen und wir noch einen Platz im Kader frei haben, stünde die Tür für ihn offen." Jetzt klopft es. Der Angreifer ist an einer Rückkehr ins Rheinland interessiert, die Vereine müssten jedoch eine Einigung über eine mögliche Ablöse erzielen, was nicht undenkbar ist.

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Doch auch andere Stürmer sind auf dem Markt: der Bielefelder Fabian Klos, der Freiburger Havard Nielsen oder der Würzburger Elia Soriano. Und eben Pizarro, der die Konkurrenz erhöhen könnte, der immer noch torgefährlich ist, der aber auch Angriffe einleitet und ein Auge für den Nebenmann hat. Müde ist Pizarro nicht. Die Spielfreude ist auch noch da. Es wäre für viele Klubs fahrlässig, sich nicht mit einer Verpflichtung zu beschäftigen. Vor allem dann, wenn er niemandem im Weg steht.

Acht Jahre trug der Topstürmer das Werder-Trikot, sogar neun Jahre lang ging Pizarro für Bayern München auf Torejagd. In Diensten des deutschen Rekordmeisters war der Familienvater an sechs deutschen Meistertiteln und fünf Pokalsiegen beteiligt. Mit Werder gewann er immerhin einmal den DFB-Pokal.

Pizarro wäre eine Inspirationsquelle

Mehmet Scholl nannte Pizarro einst den besten Spieler, mit dem er je zusammengespielt hat. Der Stürmer war eben absolute Weltklasse. Mit so einem Spieler auf dem Platz zu stehen, tagtäglich mit ihm zu arbeiten, sei es nur für ein Jahr, kann eine junge Mannschaft weit voranbringen. Pizarro wäre eine Inspirationsquelle, keine Frage.

Am lieben Geld würde ein Wechsel wohl nicht scheitern. Und die Stadt Düsseldorf könnte den Lebemann ebenfalls reizen. Er würde zumindest nicht zusammenzucken, wenn er hier wohnen müsste, in einer Stadt, in die es auch die Schalker oder Mönchengladbacher Profis zieht. Sogar Köln-Stürmer Yuya Osako lebt lieber in Düsseldorf als in der Domstadt. Das hat allerdings mit seiner Herkunft zu tun, denn er ist Japaner. Und da in Düsseldorf bekanntermaßen die japanische Gemeinschaft groß ist, wollte er lieber hier seine Zelte aufschlagen.

Die peruanische Gemeinde ist nicht ganz so groß, zugegeben. Dafür lockt Pferdeliebhaber Pizarro eine Rennbahn. Und Fußball wird ja auch noch gespielt — von einer talentierten Mannschaft, die einen Anführer in vorderster Front gebrauchen könnte.

(jado)
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