Fortuna Düsseldorf Fortuna verzweifelt an sich

Düsseldorf · 17:8 Torschüsse. 13:1 Eckbälle. 59:41 Prozent Ballbesitz. 80:66 Prozent Passquote. 15:3 Flanken. Alle Statistiken sprachen eindeutig für Fortuna Düsseldorf - bis auf eine: Bei den geschossenen Toren lag Union Berlin mit 3:0 vorn. Fußball paradox in der Düsseldorfer Arena, doch mit Lamentieren darüber wollte sich Peter Hermann gar nicht lange aufhalten. "Wenn man seine Chancen so schlecht nutzt wie wir, dann hat das nicht nur mit Glück und Pech zu tun", analysierte der Interimstrainer des Zweitligisten. "Wir haben in 18 Ligaspielen 15 Treffer erzielt - das ist viel zu wenig."

Fortuna - Union: Reaktionen
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Foto: dpa, rwe

An der Berechtigung dieser Kritik gab es überhaupt keinen Zweifel. Fortuna dominierte die Partie gegen die Köpenicker klar, doch sie stellte sich bei ihren zahlreichen Möglichkeiten derart ungeschickt an, dass die Strafe gar nicht ausbleiben konnte. Union kam viermal vor den Kasten von Michael Rensing und machte daraus drei Treffer: eine gnadenlose Effektivität. Die war dann auch das Einzige, was den Berliner Trainer Sascha Lewandowski wirklich zufriedenstellte. "Wir haben die gleichen Schwächen in der Zweikampfführung und in der Defensive gezeigt wie in den letzten Wochen", meckerte er. "Nur hat Fortuna einiges liegen lassen."

Besonders ärgerlich war aus Düsseldorfer Sicht, dass Fortuna eine große Chance ungenutzt ließ, sich ein gutes Stück von der Abstiegszone abzusetzen. Nach den Niederlagen von 1860 München und Paderborn, denen gestern dann auch noch Duisburg folgte, hätte die Hermann-Truppe die Konkurrenz abhängen und den Anschluss ans Tabellenmittelfeld schaffen können.

Fortuna - Union Berlin: Einzelkritik
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Doch mit dem Fahrkarten-Festival, das im kläglich vergebenen Foulelfmeter von Lukas Schmitz kurz nach der Pause gipfelte, bleibt sie selbst tief im Sumpf stecken. Das Gastspiel beim SC Paderborn am Montag nächster Woche wird nun also doch zum Duell zweier hoch gefährdeter Teams - eine Konstellation, die Fortuna sehr gut hätte vermeiden können.

"Es wird schon ein paar Tage dauern, bis ich diese Enttäuschung verdaut habe", gestand Sportdirektor Rachid Azzouzi ein. "Wir haben eines der besten Spiele dieser Saison abgeliefert und stehen dennoch mit leeren Händen da." Ebenso wie viele Anhänger, die auf ihrem Heimweg Begriffe wie kurios, verrückt oder grotesk benutzten, um das Geschehen zu beschreiben, konnte Azzouzi die trotz ihrer scheinbaren Deutlichkeit vermeidbare Niederlage kaum fassen. "Wenn wir weiter so spielen, so kämpfen und uns so viele Torchancen erarbeiten, dann werden auch die Punkte kommen", sagte er trotzig. Trost fand er in in all dem dennoch nicht: "Da bin ich ganz ehrlich. Ich spiele lieber scheiße und gewinne."

Ganz ähnlich wird sicher auch Ihlas Bebou gedacht haben. Der 21-Jährige hatte einen holprigen Saisonstart, kam nur auf wenige Einsatzminuten, so dass sein Berater Stefan Brasas über ein Internetportal unverhohlen den Abschied seines Schützlings ankündigte, falls sich das nicht ändere. Inzwischen kann der frühere Torhüter sich beruhigt zurücklehnen, denn Bebou hat sich stetig gesteigert, gehört zum Stammpersonal und war gegen Union Fortunas bester Akteur. Der Deutsch-Togolese, der mit seinen Eltern im Alter von zehn Jahren nach Düsseldorf kam, holte den Strafstoß heraus, den Schmitz dann Daniel Haas in die Arme schob. Er hätte sogar einen weiteren bekommen müssen, als ihn in der 74. Minute erneut Damir Kreilach im Strafraum von den Beinen holte. Ob Fortuna diesen zweiten Elfer jedoch verwandelt hätte? An diesem gebrauchten Tag eher zweifelhaft.

(jol)
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