Fortuna Düsseldorf 0:4 — Fortuna blamiert sich bei Schlusslicht St. Pauli

Hamburg · Nach einer peinlichen Vorstellung unterliegt Fortuna Düsseldorf am Millerntor 0:4 (0:3). Der Auftritt gegen den FC St. Pauli war eine Frechheit gegenüber den mehr als 2000 mitgereisten Fans.

Fortuna Düsseldorf: Michael Rensing und Jonathan Tah sorgen für Slapstick-Tor
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Rensing und Tah sorgen für Slapstick-Tor gegen St. Pauli

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Nach dem 2:0-Sieg gegen Darmstadt vor der Länderspielpause soll es in Düsseldorf tatsächlich schon wieder einige gegeben haben, die für Fortuna noch Chancen auf den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga sahen. Die Rechenschieber können definitiv in der Schublade bleiben: Nach einer bodenlos schlechten Vorstellung verloren die Rheinländer beim bisherigen Tabellenletzten FC St. Pauli auch in der Höhe verdient mit 0:4 (0:3). Es war der beschämende, peinliche Tiefpunkt einer ohnehin durchwachsenen Saison — und eine Frechheit gegenüber den vielen mitgereisten Anhängern. Was Fortuna in Hamburg bot, war zudem eine Wettbewerbsverzerrung im Abstiegskampf, die Paulis Konkurrenz mit Recht sehr verärgern dürfte.

Während ihre Mannschaft auf dem Rasen mehr schlecht als recht ihrem Job nachging, feierten Fortunas Fans so etwas wie eine Vorpremiere. Auf der Nordtribüne des Millerntor-Stadions, deren Rohbau gerade einmal zu zwei Dritteln fertiggestellt ist, hatte der FC St. Pauli ausschließlich für die gestrige, seit Wochen restlos ausverkaufte Partie eine Stahlrohr-Tribüne mit 700 Stehplätzen für die Düsseldorfer Anhänger errichtet. Dort prüften sie das Gestänge mit viel Gesang und Gehüpfe — und zum Glück bestand das Gebilde diese Probe besser als die Rot-Weißen ihre sportliche Prüfung.

Bei diesen 700 wie bei den 1400 weiteren Gästefans, die sich im übrigen Stadion verteilten, gab es neben dem traurigen Spielgeschehen noch ein weiteres großes Gesprächsthema. Am Ostermontag war es genau zwei Wochen her, dass Fortunas Aufsichtsrat und Vorstand gemeinsam getagt und anschließend verkündet hatten, die Trainerfrage werde zeitnah beantwortet. Von ein bis zwei Wochen war da die Rede gewesen, doch de facto ist noch immer nicht klar, wer zur neuen Saison die Nachfolge von Interimstrainer Taskin Aksoy antreten wird.

Wie immer, wenn eine Vereinsführung in solchen Situationen nicht zu Potte kommt, schießen die Spekulationen ins Kraut. Neben den Dauerfavoriten Frank Kramer, Horst Steffen und Aksoy selbst kam zuletzt wieder ein Name ins Gespräch, der eigentlich schon vor Wochen zu den Akten gelegt worden war: der ehemalige Schalker Trainer Jens Keller. So oder so wird es Zeit, dass Sportvorstand Helmut Schulte und der Vorsitzende Dirk Kall sich endlich festlegen — der Spielermarkt, auf dem Fortuna für die nächste Spielzeit nach dem Trauerspiel von St. Pauli ganz sicher tätig werden muss, wird nicht auf die Düsseldorfer und die Planungen ihres künftigen Chefcoachs warten.

Vor allem in der Innenverteidigung wird sich etwas tun müssen. Bruno Soares, anstelle des verletzten Kapitäns Adam Bodzek dort aufgeboten, leitete in der neunten Minute mit einem missglückten Rückpass die Szene ein, die letztlich zum 1:0 für St. Pauli führte, und auch sein Nebenmann Jonathan Tah — der im Sommer ohnehin zum Hamburger SV zurückkehrt — sah dabei nicht allzu glücklich aus. Wenig später rannte dann Tah Torhüter Michael Rensing über den Haufen, als der gerade den Ball abfangen wollte. Kyoung-Rok Choi bedankte sich für diese Slapstick-Nummer mit seinem zweiten Tor.

Besser wurde es danach nicht, auch nicht nachdem Aksoy den besonders krass versagenden Soares gegen Andreas Lambertz austauschte und dafür Mittelfeldspieler Oliver Fink in die Abwehrzentrale beorderte. Noch vor der Pause erhöhte Waldemar Sobota auf 3:0, kurz nach dem Wechsel schob Daniel Buballa Treffer Nummer vier nach. Die spielerisch höchst unbedarften, kämpferisch aber alles gebenden Hamburger bestraften damit Fortunas desolaten Alibi-Kick. "Die Fortuna ist mein Verein", sangen die treuen Fans trotzig. Ob die völlig aus der Spur geratenen Profis es wenigstens gehört haben?

(RP)
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