Fortuna Düsseldorf Und dann kam Alex

Düsseldorf · Alexander Madlung war in dieser Saison häufig der Sündenbock – für schwache Abwehrleistungen und miese Ergebnisse. Im Endspurt strafte der Innenverteidiger seine Kritiker Lügen, auch den Autor dieses Textes. Es ist Zeit, auch mal ein Lob auszusprechen.

Fortuna Düsseldorf: Alexander Madlung sorgt für die Entscheidung
7 Bilder

Madlung sorgt für die Entscheidung

7 Bilder
Foto: Screenshots/Sky

Alexander Madlung war in dieser Saison häufig der Sündenbock — für schwache Abwehrleistungen und miese Ergebnisse. Im Endspurt strafte der Innenverteidiger seine Kritiker Lügen, auch den Autor dieses Textes. Es ist Zeit, auch mal ein Lob auszusprechen.

Als Fortuna Tore für den Klassenerhalt brauchte, übernahm ausgerechnet ein Spieler den Job, der sie eigentlich verhindern soll. 88 Minuten standen im Stadion Nürnberg auf der Uhr. Fortuna hatte zu der Zeit nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz. Fans spielten in Gedanken schon den Abstiegskracher am 34. Spieltag gegen Erzgebirge Aue durch, als Madlung nach einer Ecke abtauchte und den Ball ins Tor schädelte. Genau genommen köpfte er den Nürnberger Abdelhamid Amiri an, der Treffer wurde als Eigentor gewertet, aber das wollen wir mal getrost unter den Tisch fallen lassen. Madlung erzwang den Sieg, der Klassenerhalt ist mit 39 Punkten greifbar nah.

Schon beim glücklichen 1:1 gegen Würzburg hatte der Innenverteidiger am Spieltag zuvor seine Füße im Spiel. Oder sagen wir besser: den Körper. Julian Schauerte schlug in der 90. Minute einen Freistoß in den Sechzehner, Kickers-Torwart Jörg Siebenhandl ging mit Madlung ins Luftduell — und verlor. Der Ball segelte über die Köpfe hinweg ins Tor.

Madlung springt für Akpoguma ein

Dass ausgerechnet Madlung den freien Fall der Düsseldorfer stoppen würde, war nicht abzusehen. Die Saison des 34-Jährigen bestand zu einem erheblichen Teil aus Rückschlägen. Da war das Pokal-Debakel in Hannover, ein Ellenbogenschlag gegen den Karlsruher Franck Kom, auf den eine Sperre folgte, zudem tat dem Innenverteidiger permanent der Rücken weh. Irgendwann verschwand Madlung aus der Startelf, dann verletzungsbedingt aus dem Kader, bevor er sich wieder auf die Bank setzte. Die Kritik an den Leistungen war berechtigt. Doch ebenso berechtigt ist es nun, den Routinier für die möglicherweise entscheidenden Szenen im Abstiegskampf zu loben.

Als sich Kevin Akpoguma gegen St. Pauli schwer verletzte, war Madlung gefragt. Er erledigte den Job in der Abwehrzentrale, organisierte die Verteidigung, nahm den jungen Robin Bormuth unter seine Fittiche — und hatte dann auch noch im Angriff das Glück des Tüchtigen. "Das Schöne ist, dass ein Spieler das Siegtor erzielt hat, der sehr oft zu Unrecht kritisiert worden ist", sagte Trainer Friedhelm Funkel auf der Pressekonferenz im Stadion Nürnberg: "Ich habe es niemandem mehr gegönnt." Funkel hatte Madlung immer verteidigt, seinen Wert für die Mannschaft betont. Und jetzt, am Ende einer turbulenten Spielzeit, zahlte der Verteidiger zurück. Unsere Leser wählten ihn vor Ihlas Bebou (35,8 Prozent) und Jerome Kiesewetter (26,1 Prozent) mit 38 Prozent der Stimmen zum "Spieler des Spiels".

"Er ist eine Superpersönlichkeit"

"Das freut mich riesig für Alex", sagte Marcel Sobottka: "Er ist eine Superpersönlichkeit, und ich habe sehr viel von ihm gelernt. Oft sind viele nicht fair mit ihm umgegangen — und jetzt macht er so ein wichtiges Tor, klasse." Kiesewetter zollte dem Kollegen ebenfalls seine Anerkennung. "Alex und ich verstehen uns super, auch wenn er mich auf dem Platz häufig zusammenstaucht", sagte der 24-Jährige. "Toll, dass gerade er unseren Sieg erzwingt, egal, ob das nun offiziell als Eigentor gewertet wird." Auch Madlung dürfte das herzlich wenig interessieren.

Fortuna Düsseldorf: Alexander Madlung - der Hüne in Fortunas Abwehr
9 Bilder

Das ist Alexander Madlung

9 Bilder
Foto: Falk Janning

Ein Spiel steht noch an, Aue kommt am Sonntag in die Arena. Sollte es dann mit dem Klassenerhalt klappen, kann sich Madlung zurücklehnen. Er hat den Karren noch einmal aus dem Dreck gezogen. "Im Fußball ist alles möglich", sagte Kiesewetter nach dem 3:2. Eben auch, eine persönliche Albtraum-Saison ins Gegenteil zu verkehren.

(jado)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort