Verunglückte Demirbay-Strafaktion Fortuna um Schadensbegrenzung bemüht

Düsseldorf · Fortunas Mittelfeldspieler Kerem Demirbay leitet die Begegnung zwischen der SSVg Haan und Blau-Weiß Langenberg im schicken Mantel. Das kommt bei vielen nicht gut an.

Demirbay pfeift Mädchenspiel im Mantel: Twitter-Reaktionen
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Demirbay pfeift Mädchenspiel im Mantel: Twitter-Reaktionen

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Foto: dpa, hpl

Die Aktion war geheim, aber sie musste am Wochenende über die Bühne gehen, denn es war der letzte Spieltag im Mädchenfußball vor der Winterpause. Fortunas kommissarischer Vorstandsvorsitzender Paul Jäger hatte den Kontakt zur SSVg Haan hergestellt, deren U13 gegen Blau-Weiß Langenberg spielte. Vor dem Spiel erklärte SSVg-Trainer Marco Stumpe seiner Mannschaft, dass dieses Spiel nicht wie üblich von einem Vater, sondern von Kerem Demirbay geleitet werde - jenem Spieler von Fortuna Düsseldorf, der im Spiel in Frankfurt vom Platz gestellt wurde. "Frauen haben im Fußball nichts verloren", soll er zur Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus gesagt haben, nachdem diese ihn des Feldes verwiesen hatte. Der 22-Jährige hatte sich zwar unmittelbar nach Spielende bei Steinhaus entschuldigt. Fortuna brummte ihm eine Geldstrafe auf und regte an, er solle ein Spiel bei den Mädchen pfeifen. Vom Deutschen Fußball-Bund wurde er für drei Spiele gesperrt, zwei weitere wurden zur Bewährung ausgesetzt.

Diese Strafe wiederum hält Fortuna für "unangemessen hoch", so Manager Rachid Azzouzi. Daher hat der Zweitligist Einspruch gegen das Urteil eingelegt und Rechtsanwalt Horst Kletke mit der Verteidigung beauftragt. Bleibt es bei dem Urteil, so fehlt Demirbay heute (20.15 Uhr/Live-Ticker) gegen Eintracht Braunschweig wegen Gelb-Roter Karte sowie gegen Berlin, in Paderborn und gegen Heidenheim.

In Haan wurde Kerem Demirbay von den Mädchen wohlwollend aufgenommen. "Wir haben vor dem Spiel über die Aktion gesprochen", berichtet Trainer Marco Stumpe. "Die Mädchen waren der Auffassung, dass er sich entschuldigt hat und deshalb pfeifen darf."

Die Fußballerinnen stießen sich auch nicht daran, dass Demirbay im schicken hellen Mantel auf dem Platz stand. Sie akzeptierten ihn als Spielleiter, empfanden sein Auftreten als angenehm, zumal er einer half, den Schuh aufzuknoten. Und auch weil er nach dem Spiel eine halbe Stunde blieb, Autogramme gab, mit ihnen sprach und nochmals bekannte: "Was ich gemacht habe, war nicht richtig. Deshalb fand ich es schön, dass ich hier bei euch pfeifen durfte." Damit stieß er auf viel Gegenliebe. "Für uns war das eine tolle Aktion", sagt Trainer Stumpe, dessen Mannschaft 6:0 gewann.

So geht Fortuna damit um, wenn ein junger Spieler einen Fehler macht!Kerem Demirbay leitete heute Nachmittag als Schiedsrichter die Partie der D-Juniorinnen des SSVG Haan 06 gegen Langenberg.

Doch die von Fortuna veröffentlichten Fotos von der Aktion sorgen für viel Wirbel. Der Tenor im Internet und den so genannten sozialen Netzwerken ist riesengroß und auch ziemlich eindeutig: Kerem Demirbay habe ein Eigentor geschossen. Er habe es nicht deutlicher als mit seinem Erscheinungsbild sagen können, dass er Frauenfußball nicht ernst nehme.

Fortuna ist um Schadensbegrenzung bemüht. Jäger meldete sich auf der Facebook-Seite der Fortuna selbst zu Wort. "Es war eine rundherum gelungene Aktion und Kerem hat dies vor, während und nach dem Spiel klasse gemacht. Ich habe unglaublich viele glückliche Gesichter gesehen, sowohl bei den Spielerinnen als auch bei den Betreuern und Eltern", schrieb Jäger. "Ist die gesamte Aktion, diese Geste, nicht höher zu gewichten als das schicke Outfit von Kerem?" Der Verein wies zudem darauf hin, Spiele würden im unterklassigen Nachwuchsbereich stets in ziviler Kleidung geleitet. Und der Klub habe bei dieser Aktion auch keine Sponsoren präsentieren wollen.

(ths)
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