Fortuna Düsseldorf Hermann bei Fortuna Chef für ein Spiel

Düsseldorf · Der Assistenzcoach leitet nach der Beurlaubung von Frank Kramer vorübergehend das Training beim Zweitligisten. Sportdirektor Rachid Azzouzi sucht einen Coach - Friedhelm Funkel, Jos Luhukay und Jens Keller sind Kandidaten.

Fortuna Düsseldorf: Peter Hermanns erste Trainingseinheit
17 Bilder

Hermanns erste Trainingseinheit als Interimscoach

17 Bilder

Es ist ein Abschied durch die Hintertür - buchstäblich. Während drei Fernsehteams sowie zahlreiche Fotografen am Eingang zu Fortuna Düsseldorfs Mannschaftsquartier gegen 13 Uhr auf Sportdirektor Rachid Azzouzi und den soeben beurlaubten Cheftrainer Frank Kramer warten, betreten die beiden gemeinsam mit dem kommissarischen Vorstandsvorsitzenden Paul Jäger durch die Hintertür das Gebäude. Jägers Gremiumskollege Sven Mühlenbeck, der als Sicherheitschef alle Schleichwege auf dem Arena-Gelände kennt, hat die Gruppe unbemerkt hereingeführt.

Als wenig später nach und nach die Spieler eintreffen, verabschiedet sich Kramer von der Mannschaft. "Er hat uns alles Gute gewünscht", berichtet Kapitän Karim Haggui hinterher. Und dann verschwindet Kramer auch schon wieder - erneut durch die Hintertür, erneut unbemerkt. Der leise Abgang eines Hoffnungsträgers, der kein Glück hatte.

Fortuna entlässt Frank Kramer: Twitter-Reaktionen
Infos

Fortuna entlässt Frank Kramer: Twitter-Reaktionen

Infos
Foto: dpa, bt lre

Am Sonntagabend hatte Azzouzi Kramer zu Hause in Fürth angerufen und ihn gebeten, nicht erst zum für 15 Uhr angesetzten Training in Düsseldorf zu sein, sondern bereits mittags. Nicht in der Arena, sondern an einem geheimen Ort. "Am Telefon habe ich Frank gesagt, worum es geht", berichtet der Sportdirektor. "Es war die schwerste Entscheidung, die ich in meinem Beruf je treffen musste, und ich habe schon einige schwierige Dinge mitteilen müssen. Ich habe Frank eben auch menschlich sehr geschätzt." Die Vergangenheits-Verbform fällt auf, sie rutscht Azzouzi heraus.

Seine Hauptaufgabe in den nächsten Tagen, vielleicht Wochen wird sein, einen neuen Cheftrainer für Fortuna zu finden. "Assistenztrainer Peter Hermann hat sich bereit erklärt, den Job erstmal zu machen", sagt der 44-Jährige. "Wie lange, das ist völlig offen." Das gelte auch dafür, ob Hermann am Sonntag im Spiel beim FSV Frankfurt auf der Bank sitze, ergänzt Azzouzi - doch davon darf man getrost ausgehen. Vielleicht, so ist es aus der Führung zu hören, werden es auch zwei Hermann-Spiele.

"Ich werde dem Vorstand Vorschläge machen, wer neuer Trainer werden soll", betont Azzouzi. "Das liegt in meiner Hand, ich trage die sportliche Verantwortung. Aber wann das sein wird, kann ich heute noch nicht sagen. Es muss ein Trainer sein, von dem ich hundertprozentig überzeugt bin." Jäger unterstreicht die Rolle des Sportdirektors: "Rachid ist unser Sportfachmann, er ist verantwortlich für diesen Bereich. Es ist aber sicher hilfreich, dass er gute Mitstreiter bei der Suche hat, zum Beispiel auch Peter Hermann mit seinem Netzwerk."

Kramers Nachfolger steht vor einer schweren Aufgabe, denn Fortuna ist auf den vorletzten Tabellenplatz der 2. Bundesliga abgestürzt, die Formkurve zeigt nach unten. Friedhelm Funkel, Jos Luhukay und Jens Keller sind drei, die für die Rolle des Feuerwehrmanns in Frage kommen, doch auf ein Spiel mit Namen lässt sich Azzouzi nicht ein. "Dafür ist es viel zu früh", meint er. "Wir haben schließlich bis zuletzt geglaubt, dass wir das Ding mit Frank Kramer drehen können, und nicht mit anderen Trainern gesprochen."

Ein wenig auf den Markt geschaut, so gibt der Sportdirektor zu, habe er seit dem 0:4 auf St. Pauli. "Und das habe ich Frank auch offen gesagt. Ich habe schließlich eine Fürsorgepflicht gegenüber Fortuna. Deshalb haben wir die Spiele gründlich analysiert, und es war ein Stück weit erschreckend, wie manche verloren wurden." So erschreckend, dass der Glaube an eine Wende gemeinsam mit Kramer nicht mehr gegeben war.

(jol)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort