Fortuna nach Nürnberg "Wir waren nicht platt, sondern ideenlos"

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorf hätte der große Gewinner des Spieltags werden können. Tabellenführer Holstein Kiel stolperte, und die Fortuna bekam ein Spitzenspiel um die Herbstmeisterschaft der 2. Bundesliga. Das gewann der 1. FC Nürnberg (2:0) – aus mehreren Gründen auch verdient.

Fortuna Düsseldorf: Emir Kujovic verschießt unberechtigen Elfmeter gegen Nürnberg
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Fortunas Kujovic verschießt unberechtigen Elfmeter

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Foto: Falk Janning

Fortuna Düsseldorf hätte der große Gewinner des Spieltags werden können. Tabellenführer Holstein Kiel stolperte, und die Fortuna bekam ein Spitzenspiel um die Herbstmeisterschaft der 2. Bundesliga. Das gewann der 1. FC Nürnberg (2:0) — aus mehreren Gründen auch verdient.

Hängende Köpfe waren nach den 90 Minuten am Montagabend in der Esprit-Arena allenthalben zu sehen. Und die Laune der Fortuna-Profis besserte sich auch in der Mixed Zone nicht. "Ich glaube, dass heute jeder komplett enttäuscht ist", sagte Marcel Sobottka. "In der ersten Halbzeit haben wir das richtig gut gemacht. Die hatten keine einzige Torchance." Doch die "Null" blieb auf der Anzeige der Gegentore nicht stehen. Durch Treffer von Tobias Werner (67.) und Georg Margreitter (77.) entschied Nürnberg das Topspiel für sich und zog an der Fortuna vorbei auf Tabellenplatz zwei.

"Chancen für eigene Tore haben wir genug gehabt und hätten sie auch verdient, aber das war heute der Unterschied — die haben sie gemacht und wir nicht", sagte Sobottka. Innenverteidiger Kaan Ayhan analysierte, dass die Fortunen das Spiel von Anfang an kontrolliert, kompakt gestanden und eigene Möglichkeiten kreiert hätten. "Das hat in den ersten 45 Minuten sehr gut funktioniert", so der 23-Jährige. Der Statistik nach lief es aber nicht ganz so gut, wie es die meisten Fortunen wahrgenommen haben.

Obwohl die Ausgangslage vielversprechend war und Fortuna bei einem Sieg noch Herbstmeister hätte werden können, war von unbedingtem Willen wenig zu sehen. Die Rot-Weißen bestimmten das Spiel in der ersten Hälfte. Doch waren es die Gäste, die mehr Aggressivität an den Tag legten, in der Folge mehr Ballbesitz hatten (54 Prozent) und auch mehr Fouls zogen: Nach 45 Minuten hatten die Gäste 16 Fouls gespielt, die Fortunen sieben. Sie kassierten vier Gelbe Karten, weil Schiedsrichter René Rohde eine sehr kleinliche Spielführung an den Tag legte. Der FCN war schwach, nahm das aber in Kauf, um vorrangig Fortunas Spielaufbau zu stören.

Die Fortuna brauchte Zeit, um aufzuwachen. Zwar ließ die Defensive keinen nennenswerten Torabschluss der Nürnberger zu, doch im eigenen Angriff gelangen auch nur zwei überzeugend vorgetragene Angriffe: Niko Gießelmanns Kopfball (10.) ging knapp über die Latte. Der Großchance von Benito Ramans aus der 27. Minute, als der Belgier einen sehenswerten Spielzug initiierte, einen Doppelpass mit Stürmer Rouwen Hennings spielte, dann aber an Nürnbergs Torwart Fabian Bredlow scheiterte, trauerten nach dem Abpfiff alle Fortunen nach.

Wie seine Spieler lobte auch Trainer Friedhelm Funkel die erste Halbzeit. Da sei sein Team "sehr gut" gewesen. "Wir haben aber unsere Großchance durch Raman nicht genutzt", sagte Funkel. "Der Unterschied heute war, dass Nürnberg es in der zweiten Hälfte besser gemacht hat." Damit lag der 64-Jährige richtig.

Die Partie flachte spielerisch mit jeder Minute ab. Fortuna schaffte es kaum mehr, druckvoll nach vorne zu agieren, geschweige denn, in den Strafraum der Nürnberger vorzudringen. Die Zahlen belegen es. Nürnberg spielte mehr Pässe, hatte bis zum Schluss mehr Ballbesitz und verwandelte zwei seiner 16 Chancen in Tore. Die Fortuna hatte nach Abpfiff 14 Torabschlüsse auf der Habenseite, schöne Spielzüge aber waren rar.

Fortuna ließ Kampfgeist vermissen

Abwehrspieler Kaan Ayhan fügte dann auch hinzu: "In der zweiten Halbzeit fehlte uns komplett der Zugriff." Auch Gießelmann sprach eine große Baustelle an: "Die Tore sind aus Situationen entstanden, in denen wir nicht ganz wach waren. Gerade bei Standards ist jeder für seinen Gegenspieler zuständig, da muss man einfach die Verantwortung übernehmen und auch am Gegenspieler dranbleiben, auch wenn schon abgewehrt ist."

Etwa gegen den SV Darmstadt hatte Fortuna ein früher Treffer von Emir Kujovic ausgereicht, den hatte das Team mit einem gewissen Selbstverständnis über die Zeit gerettet (1:0). Gegen Arminia Bielefeld überrannten Raman und Florian Neuhaus den Gegner förmlich (2:0). All das schien am Montag nicht nur sechs sieglose Pflichtspiele zurückzuliegen, sondern Welten entfernt. Es entstand der Eindruck, dass die letzte Gier nach dem Sieg fehlte.

Kujovic verschießt einen Elfmeter

So passte es fast ins Bild, dass der eingewechselte Kujovic in der 87. Minute einen (unberechtigten) Elfmeter kläglich vergab, anstatt die Mannschaft mitzunehmen auf den Weg des großen Aufbäumens. Stürmer Rouwen Hennings ordnete später ein: Die Mannschaft sei nicht platt gewesen, "sondern ideenlos".

"Wenn man verliert, kann man mit einem Spiel nie ganz zufrieden sein, mit der Hinrundenbilanz bin ich es aber", sagte Trainer Funkel. Mit 31 Punkten und Tabellenplatz drei können die Rot-Weißen sicher zufrieden sein, war das vorgegebene Saisonziel doch ein Platz unter den Top Sechs der Liga. Zum Abschluss der Hinrunde aber wäre mehr drin gewesen.

(ball)
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