Fortuna Düsseldorf Marco Kurz, der Weichensteller

Belek · Fortuna Düsseldorfs neuer Cheftrainer Marco Kurz will die noch skeptischen Düsseldorfer Fans überzeugen. In Belek überlässt er nichts dem Zufall. Raum für Missverständnisse gibt es für die Profis des Zweitligisten nicht.

Marco Kurz - der ehemalige Trainer von Fortuna Düsseldorf
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Das ist Marco Kurz

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Foto: dpa, Fredrik von Erichsen

Der Spaß an der Arbeit ist Marco Kurz beinahe in jeder Minute anzusehen. Kein Wunder - er hat ihn lange vermissen müssen. 27 Monate lang war der 46-Jährige arbeitslos gewesen, bevor ihn Zweitligist Fortuna Düsseldorf einen Tag vor Weihnachten als Cheftrainer verpflichtete. "Ich hatte in dieser Zeit einige Angebote", berichtet Kurz, "aber bei allen hatte ich das Gefühl: Das passt nicht." Und er folgte diesem Gefühl. Nachvollziehbar, wenn man wie er gleich zweimal die bitteren Folgen spüren musste, wenn es wirklich nicht passt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Nur drei Monate dauerte sein Engagement im Sommer 2013 beim damaligen Zweitligisten FC Ingolstadt, nur ein paar Tage länger war er im Frühjahr zuvor beim Bundesligisten TSG Hoffenheim.

Vergangenheit, mit der Marco Kurz abgeschlossen hat und über die er nicht mehr gern spricht. Wer ihn in diesen Tagen in Fortunas Trainingslager in Belek an der türkischen Riviera erlebt, der merkt ihm an, wie tief er in seine neue Aufgabe eingetaucht ist. Das Klima bei einem Traditionsverein gefällt ihm, diese oft überzogenen Emotionen, diese tiefe Leidenschaft im Umfeld, die bei Fortuna ähnlich ausgeprägt ist wie in Kaiserslautern, wo er von 2009 bis 2012 seine größten Erfolge als Trainer feierte.

Fortuna Düsseldorf: Der fünfte Tag im Trainingslager in Belek
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Trainingslager in Belek: 5. Tag

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Foto: Falk Janning

Kurz spricht viel. Mit den Spielern, deren Übungen er häufig unterbricht und korrigiert, mit dem Funktionsteam und vor allem mit seinem erfahrenen Assistenten Peter Hermann. Immer wieder stecken die beiden die Köpfe zusammen, auf dem Platz ebenso wie in der Hotel-Lobby. "Marco brennt", sagt Sportdirektor Rachid Azzouzi über den Mann, den er aus der Versenkung zurückgeholt hat. Nicht alle Fans haben das verstanden, wie man an entsprechenden Einträgen in den sozialen Netzwerken ablesen kann. Azzouzi gibt darauf nichts. "Ich weiß, was Marco kann", versichert der Manager, "und ich bin überzeugt, dass er das den Spielern vermitteln kann." Christopher Avevor bestätigt das. "Der Trainer verfolgt seine Marschroute ganz bewusst", sagt der Mittelfeldspieler. "Er erklärt uns exakt und detailliert, was er von uns erwartet, bei jeder Übung. Ich finde es super, dass er dabei keinen Raum für Missverständnisse lässt."

Bei Fortuna hofft man, dass Kurz eher die Sprache der Spieler spricht als sein Vorgänger Frank Kramer, dessen Vorstellungen irgendwie nie richtig bei den Profis ankamen. Kurz, der als einer von Schalkes "Euro-Fightern" 1997 den Uefa-Pokal gewann und 300 Bundesligaspiele bestritt, greift zur besseren Vermittlung seiner Ideen auch zu ungewöhnlichen Mitteln. In Belek schleppt er plötzlich eine Tafel auf den Platz und versammelt seine Abwehrspieler um sich. Der gebürtige Stuttgarter geht in die Knie, malt Kreise und Striche auf die Tafel und erklärt minuziös, was er in den nächsten Minuten sehen will. Draußen schmunzeln einige Fans, die Übung jedoch funktioniert.

Fortuna Düsseldorf: Der vierte Tag im Trainingslager in Belek
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Trainingslager in Belek: 4. Tag

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Foto: Falk Janning

Läuft etwas schief, sagt Kurz das ohne Umschweife. So wie nach dem 1:3 im Test gegen Bulgariens Meister Ludogorets. "Wir haben gut gespielt, aber wenn wir verlieren, kann ich nicht zufrieden sein", sagt er. "Verlieren mag ich nicht. Egal, ob in der Liga, im Training oder bei Gesellschaftsspielen." Und Kurz hat klare Vorstellungen von der Arbeit in Belek. So dürfen keine Fotos gemacht werden, die die Spieler am Pool oder unter Palmen zeigen. Alles, was nach Urlaub aussehen könnte, ist verboten. Das teilt er mit, wie er das immer tut: Freundlich und in der Sache konsequent.

Die rund 50 mitgereisten Fans haben diese Atmosphäre schätzen gelernt. Jetzt muss er nur noch die Kritiker daheim überzeugen — und das geht nur über Siege.

(jol)
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