Fortuna Düsseldorf Fortunas Leitwölfe ducken sich weg

Düsseldorf · Auf dem Papier besitzen die Düsseldorfer eine der namhaftesten Mannschaften der Zweiten Liga, aber das Gefüge stimmt nicht. Der Verein tut sich sportlich ebenso schwer wie bei der Bewältigung der Führungskrise.

 Während die Spieler des FC St. Pauli einen ihrer vier Treffer feiern, trägt Sercan Sararer die Last der Welt auf seinen Schultern.

Während die Spieler des FC St. Pauli einen ihrer vier Treffer feiern, trägt Sercan Sararer die Last der Welt auf seinen Schultern.

Foto: dpa, dbo

Fortuna ist auf der Suche. Das wäre grundsätzlich nichts Verwerfliches, wenn der Verein nicht an so vielen Stellen gleichzeitig suchen würde: nach einem Vorstandsvorsitzenden und mindestens einem weiteren Mitstreiter für das operative Führungsgremium des Klubs, nach einer Lösung für das Problem in der Offensive, die gerade einmal elf Treffer in 14 Ligaspielen zuwege brachte, und nach einer funktionierenden Hierarchie auf dem Platz.

Für die Vorstandssuche zeichnet sich noch kein Ende ab, obwohl die Findungskommission des Aufsichtsrats fleißig unterwegs ist. Von den Kandidaten, die der Rat von sich aus ansprach, biss noch keiner an: Unter anderem sagte Ex-Profi Christoph Metzelder, inzwischen Experte beim Bezahlsender Sky und bei der Werbeagentur Jung von Matt engagiert, bereits vor drei Wochen ab. Auch in der erweiterten Führungsetage des Bundesligisten Schalke 04 wurden die Düsseldorfer mit ihrer Anfrage nicht fündig.

Suche Nummer zwei läuft ebenfalls mit offenem Ausgang. Erklärter Wunschkandidat als Verstärkung des Angriffs ist Charlie Benschop (<u>RP berichtete exklusiv</u>), doch ob die Rückkehr des Publikumslieblings wirklich gelingt, hängt noch von vielen Faktoren ab. Deshalb täte Fortuna gut daran, weitere Optionen für das Winter-Transferfenster im Auge zu behalten.

Suche Nummer drei ist die wichtigste Aufgabe für Trainer Frank Kramer. Eine sehr kurzfristige obendrein, wenn er über den nächsten Spieltag hinaus Chefcoach bleiben möchte. Im Kellerduell mit Schlusslicht MSV Duisburg am 20. November in der Arena muss die Mannschaft ganz anders funktionieren als bei der jüngsten 0:4-Blamage beim FC St. Pauli. Und dafür benötigt sie eine Hierarchie innerhalb des Teams, die ihr zur Stunde abgeht.

Die Leitwölfe, die Kramer ausersehen hatte, ducken sich auf dem Platz weg. Kapitän Karim Haggui und Stellvertreter Julian Koch nehmen ihre Rollen zwar ernst, gehen auch nach herben Niederlagen voran und stellen sich kritischen Fragen. Auf dem Rasen jedoch produzierten sie in Hamburg haarsträubende Fehler, hatten zu viel mit sich selbst zu tun, um auch noch Führungsaufgaben zu übernehmen.

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Noch ärger sieht es auf den offensiven Außenbahnen aus. Kramer hatte sehnlichst die Rückkehr des ivorischen Nationalspielers Mathis Bolly herbeigesehnt, als dieser sich wieder einmal mit muskulären Problemen herumplagte. Jetzt ist Bolly zwar zurück, produziert seitdem jedoch auf dem rechten Flügel unterdurchschnittliche, in Hamburg sogar indiskutable Leistungen. Auf der linken Seite verzettelt sich Sercan Sararer, den Kramer auf das hohe Niveau zu gemeinsamen Fürther Zeiten hieven wollte, immer mehr in Einzelaktionen. Auf St. Pauli tauchte der 25-Jährige völlig unter, wehrte sich am Ende nicht einmal mehr.

Die Alternativen auf diesen Positionen fehlen. Axel Bellinghausen, zunächst für links offensiv vorgesehen, wird als Linksverteidiger benötigt. Youngster Ihlas Bebou fehlt das Selbstvertrauen, außerdem darf man von einem zuvor lang verletzten 21-Jährigen kaum erwarten, die Versäumnisse erfahrener Kollegen auszugleichen. Kramers Leitwölfe müssen endlich voranmarschieren - sonst wird es eng für sie und den im Team so beliebten Trainer.

(jol)
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