Finanzchef verlässt Fortuna Eickers Abschied eröffnet viel Raum für Spekulationen

Düsseldorf · Jörg Eicker sorgt für den Paukenschlag auf der Mitgliederversammlung. Nach nur einem halben Jahr verabschiedet sich der Wirtschaftsexperte völlig überraschend wieder. Über die Hintergründe gibt es viele Spekulationen.

 Jörg Eicker im Gespräch mit Robert Schäfer.

Jörg Eicker im Gespräch mit Robert Schäfer.

Foto: Falk Janning

Es hätte ein schöner, harmonischer Sonntag werden können. Die Esprit Arena war bestens präpariert, das Dach geschlossen, es herrschten angenehme 17, 18 Grad. Die Stimmung auf der Mitgliederversammlung war bestens, schließlich ist Fortuna Tabellenführer in der Zweiten Liga. Entsprechend wurden Trainer Friedhelm Funkel und seine Schützlinge mit viel Applaus empfangen, als sie nach einer etwas längeren Übungseinheit in die Arena kamen.

Doch nur eine halbe Stunde später gab es lange Gesichter. Nachdem Jörg Eicker seinen Wirtschaftsbericht vorgetragen hatte, verkündete der Vorstand Finanzen seinen Abschied. "Ich habe Vorstand und Aufsichtsrat mitgeteilt, dass ich als ehrenamtlicher Finanzvorstand ausscheide, natürlich mit einer Übergangszeit. Dies ist mein persönlicher Wunsch", sagte er. "Ich habe noch keine Gespräche über meine Zukunft geführt, bin mir aber sicher, dass ich eine neue und spannende Aufgabe finden werde."

Damit sorgte Eicker für einen Paukenschlag, denn er war erst im Juni vom Aufsichtsrat für drei Jahre in den Vorstand berufen worden. Von seiner Entscheidung wurden nicht nur die Mitglieder überrascht, denn selbst enge Mitarbeiter hatten erst Stunden zuvor davon erfahren.

Natürlich bedankte sich der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Ernst bei dem scheidenden Finanzchef. "Du hast viele strukturelle Dinge auf den Weg gebracht", sagte Ernst. "Wir werden jemandem, der ehrenamtlich arbeitet, natürlich keine Steine in den Weg legen. Alles gute für deine berufliche Zukunft." Doch genau diese hat laut Eicker bei der Entscheidung keine Rolle gespielt. "Ich könnte mehr sagen, aber ich mache es nicht", antwortete er vielsagend auf die Frage unserer Redaktion nach seinen Beweggründen. "Ich habe derzeit keinen neuen Job in Aussicht und benötige auch nicht mehr Zeit dafür." Das eröffnet viel Raum für Spekulationen. Schnell war zu hören, dass es Unstimmigkeiten im Vorstand gegeben habe - der Gremiumsvorsitzende Robert Schäfer bestritt dies: "Es gab keine atmosphärischen Störungen, wir haben nach meinem Empfinden gut zusammengearbeitet. Ich finde Jörgs Entscheidung schade, respektiere sie aber natürlich."

Wohin Eickers Weg führt, ist unbekannt. Dass er zu einem anderen Fußballverein wechselt, ist eher unwahrscheinlich. Ein Vorstandsamt bei einem Wirtschaftsunternehmen scheint möglich, ebenso die Rückkehr ins Bankwesen. Er hatte bis vor einem Jahr als Finanzchef und Vorstand des SDax-Unternehmens Grenke sowie zuvor bei der WestLB und der NRW Bank jene finanzielle Unabhängigkeit erworben, die ihn das Amt beim Fußball-Zweitligisten ehrenamtlich versehen ließ. "Eigentlich wollte ich ein Sabbatjahr machen, daraus ist nun ein halbes geworden", hatte er bei seinem Amtsantritt bei der Fortuna gesagt. Fortuna hatte ihm ein Büro mit PC und ein Auto gestellt, sonst nichts.

Eicker ist seit der Jugend Fan des Vereins. Auch die Freundschaft zum früheren Präsidenten und heutigen DFB-Vize Peter Frymuth hatte ihm "die Entscheidung für Fortuna erleichtert". "Für mich ist es wichtig, nicht überrascht zu werden", hatte Eicker bei der Präsentation der Zahlen Mitte Oktober gesagt. Gestern hat er für eine Überraschung gesorgt, die den meisten Mitgliedern nicht schmecken dürfte.

(RP)
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