Fortuna Düsseldorf Suspendierter Pohjanpalo will sich zweite Chance verdienen

Düsseldorf · Als Fortuna-Stürmer Joel Pohjanpalo die Schneehaufen am Trainingsplatz überquert, sind seine Mannschaftskollegen längst fertig. Ein kurzes Kopfnicken beim Entgegenkommen vielleicht, mehr gibt es nicht an persönlicher Zuneigung an diesem winterlich-sonnigen Montag. Der Finne ist aber nicht etwa zu spät gekommen zum Nachmittagstraining des Zweitligisten und kassiert dafür die Missbilligung seiner Kollegen; er darf diese Woche schlicht nicht mitmachen.

Fortuna Düsseldorf: Joel Pohjanpalo trainiert mit der U23
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Pohjanpalo trainiert mit der U23 der Fortuna

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Foto: Falk Janning

"Aus disziplinarischen Gründen" ist der 21-Jährige seit gestern und für eine Woche "freigestellt" vom Trainings- und Spielbetrieb der Profimannschaft. Zudem muss Pohjanpalo eine Geldstrafe "in empfindlicher Höhe" zahlen, schätzungsweise 15.000 Euro — was etwa dem Monats-Grundgehalt eines Zweitligaprofis entspricht.

Was war passiert? Der junge Mann war am Freitag nach dem 0:1 gegen den Karlsruher SC in der Disko "Rudas Studios" im Düsseldorfer Medienhafen unterwegs, feierte dort angeblich bis 3 Uhr nachts. Es spricht viel dafür, dass die Geschäftsführung des Szenelokals auch dadurch zum viel diskutierten "Hausverbot" für alle Fortuna-Profis motiviert wurde. Schließlich wurde die entsprechende Mitteilung mit der Begründung "charakterloses Gekicke" in der Nacht nach der Pleite gegen den KSC veröffentlicht.

Auf Nachfrage unserer Redaktion widerspricht Geschäftsführerin Nicole Weber: "Die Leistung bei den jüngsten Spielen war der Anlass, es ging uns nicht um einzelne Spieler." Schließlich schmücken sich die "Rudas Studios" sonst gerne mit den häufigen Besuchen von Fußballprofis aus der Region. Von der Fortuna soll neben Pohjanpalo die gesamte Riege der jungen Männer um die 20 regelmäßig dort vorbeischauen. Was an sich für die Verantwortlichen auch kein Problem ist. Interimsvorstand Paul Jäger hatte diese Tatsache nach Bekanntwerden des Hausverbots noch humorvoll gekontert, nach seiner Kenntnis sei Andrej Voronin der letzte Fortune dort gewesen. Im Jahr 2012 hatte sich Voronin krank gemeldet, nutzte die trainingsfreie Zeit allerdings, um in der Disko den Geburtstag seiner Frau zu feiern. Im April 2007 hatten gleich vier Fortunaspieler, unter anderem Ahmet Cebe und Hamza Cakir, nach einer Niederlage in einer Krefelder Diskothek gefeiert, der damalige Trainer Uwe Weidemann verbannte die Stammspieler damals für eine Begegnung auf die Ersatzbank. Stadion-DJ Marcus "Opa" Haefs legte zum folgenden Heimspiel passgenau "I don't feel like dancing" auf.

Strafe musste auch im aktuellen Fall sein. Obwohl Pohjanpalo gegen Karlsruhe nicht einmal eingewechselt wurde, habe er "durch sein Verhalten dem Verein und seinen Mannschaftskollegen geschadet", sagte Manager Azzouzi. Es gebe eben Situationen im Leben eines Profisportlers, "in denen man sensibler sein muss". In jedem Fall war Joel Pohjanpalo entsprechend reuig, entschuldigte sich persönlich bei Trainer und Mannschaft: "Mein Verhalten gegenüber dem Verein und allen Fans tut mir sehr. Ich habe einen Fehler gemacht und dafür stehe ich jetzt gerade."

Leicht gemacht haben sich die Verantwortlichen die Bestrafung sicherlich nicht. Denn aktuell plagen sich die offensiven Stammkräfte Kerem Demirbay und Sercan Sararer mit muskulären Problemen, konnten gestern nur individuelles Aufbautraining absolvieren. Möglicherweise braucht Trainer Marco Kurz zum Spiel am Samstag beim SV Sandhausen Alternativen im Angriff. Schließlich ist die Tabellensituation auch mehr als bedrohlich, nach drei Pleiten in der vergangenen Woche in Folge ist die Fortuna auf den 16. Rang abgerutscht. Der würde die Relegationsspiele gegen den Dritten der dritten Liga bringen.

"Die vergangene Woche hat uns schon sehr weh getan", sagt Azzouzi. Vielleicht wäre der Diskobesuch des finnischen Stürmers in einer sportlich erfreulicheren Phase auch gar nicht so hochgekocht worden. Der sündige und geständige Joel Pohjanpalo jedenfalls scheint seine Lektion angenommen zu haben, trug gestern sogar den Sack mit den Bällen der zweiten Mannschaft zum Kunstrasenplatz. Überhaupt ließ sich "Jolle" keinerlei schlechte Stimmung anmerken: "Für mich geht es jetzt nur darum, in der U23 Gas zu geben, um mir eine neue Chance in der ersten Mannschaft zu verdienen." Schließlich könnte der Finne dann auch für Fortuna II in der Regionalliga zum Einsatz kommen, das Team von Trainer Taskin Aksoy tritt am Samstag beinahe zeitgleich mit den Profis bei der SSVg Velbert an. Beweist er sich dort, dürfte er seine zweite Chance verdient haben. Was auch für seine Kollegen gilt, denn für den möglichen Klassenerhalt haben sich die Diskobetreiber etwas Besonderes einfallen lassen. "Falls sie es schaffen sollten, würden wir eine große Party feiern. Die Lokalität und die Getränke würden wir dann für die Fortuna-Profis sponsern."

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