Spitzenreiter der 2. Liga Funkels Team kann "Happy Ends" besonders gut

Düsseldorf · Trotz des Formtiefs zum Ende der Hinrunde ist nun klar: Die Fortuna überwintert als Spitzenreiter der 2. Bundesliga. Das glückliche Ende hatte das Team auch in ihren Spielen häufig für sich: Rund zwei Drittel ihrer Tore erzielte die Fortuna in der Schlussviertelstunde.

 Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel

Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel

Foto: dpa, pst soe

Am Sonntagnachmittag um 15.25 Uhr hatten die Anhänger des SV Sandhausen reichlich Grund zu Jubeln. Passend zum dritten Advent schoss der SVS drei Tore gegen Holstein Kiel und besiegte den Tabellenzweiten zum Auftakt der Rückrunde mit 3:1 (0:0). Doch auch in Düsseldorf hatten Fans ein Auge auf das Duell — und das Kieler Leid war der Fortunen Freud. Die Rot-Weißen haben mit ihrem 1:0-Sieg in Braunschweig vorgelegt, nun dürfen sie die Winterzeit auf dem Spitzenplatz der 2. Bundesliga behalten. Wer hätte das vor diesem 18. Spieltag ernsthaft geglaubt?

Sechs sieglose Spiele, in denen nicht nur das Ergebnis, sondern auch die spielerische Leistung nicht stimmten, hatten die Stimmung in Düsseldorf reichlich getrübt. Lief bis dahin noch vieles wie am Schnürchen, musste das Team von Trainer Friedhelm Funkel in den vergangenen Wochen die schwerste Phase der Hinrunde überstehen. Und alles begann ausgerechnet mit einem Derby: Das DFB-Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach ging trotz großen Kampfes verloren. Wie ein schwarzer Schatten schienen Pokalaus und Niederlage fortan auch über den Zweitligaspielen zu liegen. Wochenlang sollte kein Sieg gelingen. Nicht einmal auf das bewährte Mittel war noch Verlass: die wichtigen Tore in der Schlussviertelstunde.

Das 1:0 gegen Eintracht Braunschweig war insofern nicht gerade typisch für die Fortuna, weil Siegtorschütze Davor Lovren bereits in der 9. Minute (höchst sehenswert per Lupfer) einnetzte. Schaut man sich den Verlauf der Spiele zwischen Saisonbeginn und dem "Wendepunkt" Mönchengladbach an, dann zeigt sich, dass die Fortunen eher Spätzünder waren. Rund zwei Drittel ihrer Treffer erzielte die Mannschaft nach der 75. Spielminute. Es finden sich viele Beispiele — und immer wieder taucht ein Spielername auf.

Gegen Eintracht Braunschweig war das gleich am ersten Spieltag der Saison der Fall. Florian Neuhaus schoss das 2:2 in der 79. Minute und bewahrte die Fortuna vor einem kleinen Fehlstart. Auch an die erste DFB-Pokalrunde bei Arminia Bielefeld werden sich Fans noch ziemlich genau erinnern. Stürmer Rouwen Hennings und Kapitän Oliver Fink wurden Mitte August zu rot-weißen Pokalhelden, als erst Hennings (90.+6) zum 2:1 traf, dann Fink (120.+1) nachlegte und auf 3:1 stellte. Gegen den 1. FC Kaiserslautern erzielte Neuhaus (76.) spät das 2:0 — und sorgte damit früh in dem Duell für eine Entscheidung. Anders als nun Holstein Kiel am aktuellen Spieltag, setzte sich die Fortuna vor einigen Wochen in Sandhausen durch — dank des Last-Minute-Treffers von Hennings (90.). Gegen Union Berlin am fünften Spieltag traf Innenverteidiger Kaan Ayhan etwas unrühmlich: In der 78. schoss er ein Eigentor zum 1:2. Doch rettete nicht nur Takashi Usami das 2:2 mit seinem Tor in der 84. Minute — wieder traf Neuhaus spät und drehte die Partie auf Sieg (90.+1). Am zehnten Spieltag ein ähnlicher Verlauf: Es ging wieder gegen Bielefeld und das 2:0 war ein Neuhaus-Treffer in der 76. Minute. Zuletzt dann war es Hennings, der der Fortuna beim Spitzenspiel in Kiel einen Punkt bescherte, als er das verdiente, in Teilen glückliche, sicher aber wichtige 2:2 (85.) erzielte.

Neuhaus' Wert zeigt sich auch, wenn er nicht spielt

All das gibt Aufschluss über mehrere Dinge: Der erst 20 Jahre alte Neuhaus, der von Borussia Mönchengladbach nach Düsseldorf ausgeliehen ist, ist noch wertvoller, als ohnehin schon geahnt. Die Zeit, als Neuhaus drei Spiele gesperrt fehlte, überlappt daher auch nicht zufällig mit der Phase der Sieglos-Serie. Doch die späten Treffer zeigen noch mehr: Die Fortunen haben bewiesen, dass sie topfit sind. Das Team von Funkel ist beileibe keine der Mannschaften, denen zum Ende eines Spiels Kraft und Konzentration oder Mut fehlen. Zudem zeugen die späten Treffer von dem Händchen des Trainers. Seine Eingriffe von außen scheinen Impulse zu sein, ganz gleich, ob es letztlich auch die Einwechselspieler selbst sind, die dann Erfolg in Form von eigenen Toren haben.

Am 13. Spieltag gegen Heidenheim haben beide Teams das Prinzip förmlich auf die Spitze getrieben: Vier Treffer fielen innerhalb einer guten Viertelstunde. Zunächst das 1:0 durch Hennings (78.), dann der 1:1-Ausgleich durch Heidenheims Verhoek (83.), das 2:1 von Benito Raman (90.+1) folgte, ehe der berüchtigte Elfmeter zum 2:2 durch Schnatterer (90.+6) den Schlusspunkt setzte. Ein Schelm, wer nun vermutet, dass die Heidenheimer damals mutwillig eine Rangelei mit Florian Neuhaus begonnen haben, nur damit er nicht noch ein Last-Minute-Tor erzielen konnte.

(ball)
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