Fortuna Düsseldorf Auch Sportvorstand Schulte muss sich hinterfragen

Hamburg · Nach dem Debakel beim FC St. Pauli gibt es Redebedarf bei Fortuna Düsseldorf. Auch Sportvorstand Helmut Schulte steht in der Kritik. Der Kader verfügt offensichtlich nicht über die nötigen Leistungsträger.

 Helmut Schulte steht derzeit in der Kritik.

Helmut Schulte steht derzeit in der Kritik.

Foto: Falk Janning

Viele Düsseldorfer Fußballfans hatten das herrliche Ostermontagswetter in Hamburg zu einer Bootsrundfahrt durch den Hafen genutzt. Am Abend mussten sie dann miterleben, wie ihre Fortuna wie in einem Trockendock systematisch demontiert wurde. 0:4 beim bisherigen Zweitliga-Schlusslicht FC St. Pauli - ein Debakel, über das man in der Landeshauptstadt noch lange sprechen wird.

Fortunas Sportvorstand Helmut Schulte tat dies bereits wenige Minuten nach dem Abpfiff. "Es kann nicht unser Anspruch sein, wie wir hier aufgetreten sind", zischte der Sauerländer, der in diesem Moment auch nicht darüber nachdenken wollte, dass die Blamage ausgerechnet an seiner langjährigen Wirkungsstätte Millerntor passiert war. "Das ist mir jetzt scheißegal, wo wir gespielt haben. Wenn wir eine solche Leistung abrufen, bin ich einfach nur komplett sauer und komplett enttäuscht."

Das Problem ist nur, dass Schulte an dieser Darbietung nicht schuldlos ist. Schließlich hat weitestgehend er diesen Kader zusammengestellt - einen Kader, der unbestritten das fußballerische Talent für höhere Ziele besitzt, ganz offensichtlich aber nicht den Charakter und die nötige mentale Stärke. "Die Mannschaft hat deutlich gezeigt, dass sie oben in der Tabelle nichts verloren hat", sagte Interimstrainer Taskin Aksoy schonungslos. "Mit so einer Leistung holt man in der Zweiten Liga keinen Punkt." Als ein Journalist ihn fragte, ob er sich wie das ärmste Schwein im Stadion fühle, da er nun den Scherbenhaufen zusammenkehren solle, den sein Vorgänger Oliver Reck ihm hinterlassen habe, antwortete Aksoy entwaffnend offen: "Da kann ich Ihnen leider nicht widersprechen."

Übergangslösung Aksoy

Aksoy hatte dem Team vieles mit auf den Weg gegeben, wie es dem zu erwartenden leidenschaftlichen Kampf des Tabellenletzten begegnen solle — das attestierten dem Interimscoach auch alle Spieler, die sich nach der Pleite öffentlich stellten. "Er hat uns bestens eingestellt", sagte Routinier Sergio Pinto, "aber warum auch immer, wir haben nichts davon umgesetzt." Ein Grund dafür könnte - unbewusst - durchaus sein, dass Schulte dem Trainer schon bei dessen Amtsantritt jede Autorität nahm. Aksoy sei nur eine Übergangslösung, die Suche nach einem Nachfolger habe schon begonnen, hatte der Sportvorstand seinerzeit betont. Selbst die Nachfrage, ob Aksoy im ersten Spiel nach seinem Einstand in Heidenheim auf der Bank sitze, hatte Schulte mit "alles ist möglich" beantwortet. So stärkt man ganz sicher nicht das Ansehen eines Trainers.

Doch nicht nur auf dem Platz gibt der entthronte Aufstiegsanwärter ein desolates Bild ab. Die Trainersuche zieht sich wie ein Kaugummi, und dass Schulte und der Vorsitzender Dirk Kall sie zur geheimen Kommandosache erklärt haben, in die nur wenige ausgewählte Aufsichtsräte eingeweiht werden, gefällt längst nicht jedem in der Klubführung. Da keine Fortschritte sichtbar sind, Schulte zudem in der Winterpause die Chance verpasste, in der völlig neben der Spur fahrenden Innenverteidigung personell nachzubessern, stößt manchem im Aufsichtsrat und erst recht im erweiterten Umfeld sauer auf. Schulte bläst der Wind mehr und mehr ins Gesicht - es ist allerhöchste Zeit, den Trend umzudrehen.

(RP)
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