Gute Leistung im Spitzenspiel Fortunas gefühlte Trendwende

Kiel · Zweitligist Fortuna Düsseldorf zeigt bei Spitzenreiter Holstein Kiel große Willensstärke und erkämpft sich ein verdientes 2:2. Nach einer kleinen Krise ist das Remis im Spitzenspiel ein Schritt in die richtige Richtung.

Holstein Kiel - Fortuna Düsseldorf: Einzelkritik
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Kiel - Fortuna: Einzelkritik

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Allzu häufig erweist sich der Begriff "Spitzenspiel" als Mogelpackung. Öffnet man sie voller Spannung und Vorfreude, stecken am Ende doch nur taktisches Ballgeschiebe und quälende Langeweile darin. Fortuna Düsseldorfs Besuch bei Holstein Kiel, das Gipfeltreffen des Zweitliga-Tabellenführers mit seinem direkten Verfolger, hatte das Etikett "Spitzenspiel" jedoch verdient. 2:2 trennten sich die Kontrahenten nach 90 mitreißenden Minuten, in denen so ziemlich alles steckte, was einen gelungenen Zweitliga-Nachmittag ausmacht: Tempo, Willenskraft, Torszenen und jede Menge Emotionen.

Für Fortuna bedeutete die Partie so etwas wie eine gefühlte Trendwende. Zwar ist die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel nun bereits seit fünf Ligaspielen ohne Sieg, doch hatte der couragierte Auftritt an der Ostsee nichts mehr gemein mit den enttäuschenden Partien gegen Heidenheim (2:2), in Ingolstadt (0:1) und gegen Dresden (1:3).

Mit das Beste aus Düsseldorfer Sicht war, dass die Profis sich zwar zunächst über den späten Ausgleich des bärenstarken Rouwen Hennings (85.) freuten, hinterher aber dennoch nicht restlos zufrieden waren. "Es ist schon ärgerlich, wenn man nach einer 1:0-Führung nur mit einem Punkt nach Hause fährt", sagte Marcel Sobottka. "Wir haben in der Phase nach dem Wiederbeginn zu viele Chancen der Kieler zugelassen."

Die Selbstkritik des Mittelfeldspielers teilten auch seine Kollegen. Fortunas Kicker hätten mit Fug und Recht die überzeugende erste Hälfte herausstreichen können, in der sie den Tabellenführer weitgehend beherrschten. Sie hätten den Schlussspurt hervorkehren können, in dem sie Kiels Führung egalisierten und Chancen zum Siegtreffer hatten. Doch stattdessen ging der Blick gleich auf die Phase, in der es in Sachen Konzentration und Defensivarbeit einige Defizite gab - ein gutes Zeichen.

Der Tabellenzweite vergaß jedoch auch nicht, die Rolle eines Mannes gebührend zu erwähnen, dessen Job es eigentlich gewesen wäre, im Hintergrund zu bleiben. "Ich bin total sauer auf den Schiedsrichter", brachte es Verteidiger Niko Gießelmann auf den Punkt. "Brutal sauer. Mein Zweikampf mit Rafael Czichos war kein Elfmeter, und außerdem darf der zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr auf dem Platz stehen."

Durfte man über Ersteres noch diskutieren, war Zweiteres ein Fakt: Der hoffnungslos überforderte Referee Martin Petersen ließ Kiels bereits verwarnten Kapitän auf dem Platz, obwohl dieser mit einem taktischen Foul einen vielversprechenden Konter der Gäste unterband. "Ganz klar Gelb-Rot", resümierte Funkel. Den noch schlimmeren Fehler beging Petersen jedoch, als er den Treffer zum 2:1 für Holstein anerkannte. Denn Dominick Drexler stand bereits meterweit im Strafraum, als Fortunas Keeper Raphael Wolf Marvin Duckschs Strafstoß parierte - und ausgerechnet Drexler setzte den Nachschuss ins Netz.

"Ich verstehe das nicht mehr", sagte Sobottka kopfschüttelnd. "Da kommen die Schiedsrichter vor der Saison zu uns und erklären uns zwei Stunden lang die Regeln. Doch kaum ist ein Spiel angepfiffen, ist alles wieder vergessen." Hennings' Gewaltschuss zum 2:2 milderte den Ärger darüber, so dass der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer abschließend feststellte: "Ich bin sehr zufrieden. Wir gehen gestärkt aus diesem Spiel heraus."

(jol)
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